Witten/Bochum. . Max Giesingers Auftritt beim Zeltfestival Ruhr war eine Premiere. Er hatte dem Publikum viel zu erzählen – nicht nur in seinen Liedern.
Da ist er: Überpünktlich schleicht sich Max Giesinger um kurz vor halb neun ins große Zelt. Nicht auf der Bühne begrüßt er sein Publikum, sondern nimmt gleich am Seiteneingang ein Bad in der Menge. Das liebt er. Und genauso gern tobt er herum, bis der Wuschelkopf trieft.
Nicht umsonst heißen seine beiden Alben „Laufen lernen“ und „Der Junge, der rennt“. Giesinger, der 28-Jährige aus Karlsruhe, ist gern in Bewegung. Er tobt und fetzt über die Bühne – drei T-Shirts sind am Ende durch.
Giesinger zum ersten Mal beim Zeltfestival
„Habt ihr Bock?“ Was für eine Frage vor 5000 Fans im ausverkauften Zelt. „Seid mal laut! Lasst uns locker grooven! Keiner steht mehr still!“ Das sind so seine Wünsche an den Abend, der für ihn „Weltpremiere“ ist. Denn Giesinger, der 2012 in der ersten Staffel der Gesangs-Castingshow „The Voice of Germany“ den vierten Platz belegte, tritt erstmals beim Zeltfestival auf.
Doch so richtig abgehen – das ist schwierig bei einem, dessen Songs eher ruhig und melancholisch sind. Der Songwriter denkt übers Leben nach, hinterfragt, bringt Sätze wie „Jeder Tag ist gleich und ich sehe meine Träume verblassen“. Er erzählt die Geschichten seiner Generation, doch das Publikum ist bunt gemischt – vom Senior bis zum Kind.
Drei ganz junge Fans – zwei Martinas und Finn – wird Giesinger später als Backgroundsänger zu sich auf die Bühne holen. Denn bei „80 Millionen“, dem Hit, mit dem ihm der Durchbruch gelang, singen ohnehin alle textsicher mit.
Wenn es doch mal ruhiger wird im Publikum, dann greifen der Sänger und seine Jungs (Steffen, Lars, Klaus und Paul) zu anderen Mitteln.
Ist das nicht Bruno Mars’ „Treasure“, das da zwischenzeitlich erklingt? Genau – schon swingt das Zelt. Und Max ist zufrieden.
Geduld mancher Besucher strapaziert
Doch er macht ohnehin, was er will. Zum Beispiel hat er sich in den Kopf gesetzt, beim Konzert eine Live-Sequenz für sein nächstes Video einzuspielen.
Okay, es wirkt nachher toll auf der Leinwand, wenn Tausende Handy-Lichter wie Sterne leuchten. Und natürlich: Es verbindet Max auf ewig mit seinen Zeltfestival-Fans. Aber das Ganze viermal zu wiederholen – das strapaziert die Geduld so mancher Besucher doch arg.
Und noch eins, Max: „Der soll nicht labern, der soll singen“ – was ein Zuhörer etwas deutlich formuliert, hat durchaus seine Berechtigung. Giesinger erzählt und erzählt. Zum Beispiel von alten Zeiten und dass er mal Straßenmusik gemacht hat. Dass er wie ein Elefant schwitzt im Zelt. Zwischendurch babbelt er mit badischem Akzent.
Auch als Alleinunterhalter besitzt er also Qualitäten. Manchen gefällt’s. Doch es geht auf Kosten der Musik. Gefühlt gerade mal sechs, sieben Songs singt Giesinger an diesem Abend. Und das ist eigentlich schade.
Max Giesinger tanzte mit 5000 Fans beim Zeltfestival
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