Witten. . Die Stadt startet ein zweistufiges Auswahlverfahren. Der Investor soll das Grundstück für 700 000 Euro kaufen und Wohnhäuser bauen.
- Die Stadt Witten startet ein zweistufiges Auswahlverfahren. Sie ist zuversichtlich, einen Investor zu finden
- Der gesuchte Vorhabenträger soll das Grundstück für mindestens 700 000 Euro kaufen
- Er soll dort vor allem Wohnungen bauen. Ein Teil des Kornmarktes bleibt öffentlicher Platz
Die Stadt Witten nimmt einen neuen Anlauf, um den Kornmarkt an den Mann – oder die Frau – zu bringen. Am Freitag (18. August) startet dafür ein zweistufiges Investorenauswahlverfahren. Dabei sind die Vorzeichen für die Nutzung klar auf „Wohnen im Johannisviertel“ gesetzt.
Zum Start des Verfahrens verbreiteten der Stadtbaurat und die Bürgermeisterin Zuversicht. Es gebe einen „Megatrend“ zurück zum Wohnen in der Stadt, sagte Stefan Rommelfanger. Der Standort mit Einkaufsstraße, Gastronomie, Kultur und Rathaus vor der Tür eigne sich dafür ausgezeichnet. „Und es gibt auch interessierte Investoren, die die Qualität liefern können, die wir erwarten.“ Sonja Leidemann verspricht sich, dass dort eine neue Wohnbebauung und der verbleibende öffentliche Platz, den die Stadt selbst gestalten will, wechselseitig voneinander profitieren: „Beides bringt eine hohe Aufenthaltsqualität und mehr Leben in die City.“
In der ersten Runde sind Referenzprojekte gefragt
In der ersten Stufe des Verfahrens müssen Bauträger, Architekten oder Arbeitsgemeinschaften auf Basis des städtischen Exposés lediglich ernsthaft ihr Interesse bekunden. Dafür müssen sie in der Hauptsache eigentlich nur zwei von ihnen gebaute Referenzprojekte vorweisen können. Diese sollen zeigen, dass ihnen wirtschaftlich nicht so schnell die Puste ausgeht und dass bei ihnen die architektonische und städtebauliche Qualität stimmt.
Unter den Bewerbern, die sich bis zum 29. September melden, will die Stadt dann maximal vier auswählen. Diese sollen in der zweiten Stufe des Verfahrens einen ausgearbeiteten städtebaulichen und architektonischen Entwurf sowie ein detailliertes Nutzungskonzept einreichen. Außerdem müssen sie dann ein Kaufpreisangebot machen. Von 2600 qm Gesamtfläche sollen 1500 qm an den Projektträger verkauft werden. Der Rest bleibt für den öffentlichen Platz (ca. 700 qm) und für die Bushaltestelle an der Hauptstraße. Für die Ausschreibungsfläche erwartet die Stadt ein Mindestangebot von 470 Euro pro Quadratmeter – also 705 000 Euro für die 1500 qm.
Höchstgebot allein soll nicht Ausschlag geben
Bis 22. Dezember müssen die ausgewählten Kandidaten Konzept und Angebot einreichen. Dann wird ein Auswahlgremium (siehe Kasten) sich damit befassen und eine Empfehlung aussprechen. Das letzte Wort hat der Ausschuss für Stadtentwicklung. „Das beste Konzept soll gewinnen“, sagt Stadtbaurat Rommelfanger. Der Kornmarkt werde nicht einfach „meistbietend verkauft“. Laut Ausschreibung soll sich die Entscheidung zur Hälfte nach dem vorgelegten Bebauungs- und Nutzungskonzept richten und zur anderen nach dem Kaufpreisangebot.
Im Erdgeschoss auch andere Nutzung möglich
Beim Nutzungsmix für die Bebauung des Kornmarktes soll der Investor den Schwerpunkt auf eine Wohnnutzung legen. Ob er dabei eher auf Wohnen im Alter oder Studenten-WGs setzt – oder auf einen Mix – bleibt ihm überlassen. Im Erdgeschoss sollen auch beispielsweise Praxen, die Bogestra oder ein Sozialdienst einziehen können. Auch Gastronomie wäre möglich, sofern diese sich mit dem Wohnen verträgt.
Dass es eine steigende Nachfrage nach „Wohnen in der Stadt“ gibt, hatte eine Markterkundung vor dem jetzt gestarteten neuen Auswahlverfahren ergeben. Die Stadt hatte mit Vertretern der Wohnungswirtschaft gesprochen und sich auch von der Architektin Prof. Christa Reicher (Dortmund) beraten lassen. Sie wird auch das Auswahlgremium leiten.
Ob der Sackträger zurückkehrt, ist noch offen
Seit dem Umzug des Busbahnhofs zum Hauptbahnhof 2012 dient der Kornmarkt als öffentlicher Parkplatz. Einen Wettbewerb mit „Testenwürfen“ gewann das Büro „Baufrösche“ aus Kassel. Für ihre grüne Oase mit einem Hotel bzw. Fahrradhotel fand sich aber kein Investor. Im neuen Verfahren räumt die Stadt Witten dem Investor mehr Freiheit ein. Den öffentlichen Platz will sie selbst gestalten und dafür dann auch Städtebaufördermittel beantragen. Möglicherweise kehrt in diesem Zuge auch der Sackträger zum Kornmarkt zurück, wo er von 1912 bis Anfang der 50-er Jahre gestanden hatte. Die Frage sei noch offen, hieß es jetzt.
Die Stadt erwartet einen hochwertigen städtebaulichen Entwurf, der dem Quartier und der Innenstadt einen positiven Impuls gibt. Die Baukörper sollen sich an der Traufhöhe der Johannisstraße orientieren. Diese soll die einzige Zufahrt sein. Unten an der Hauptstraße wird sie geschlossen. Die Sichtachse von der Fußgängerampel zum Turm der Johanniskirche soll erhalten bleiben.
>>> Beteiligte und Anprechpartner
Dem Auswahlgremium gehören neben Stadtvertretern an: Karl-Dieter Hoeper (Standortgem. Mitte), Pfr. Wolfram Linnemann (Johannis), Architektin Prof. Christa Reicher, Architekt Thomas Sebralla, Michael Neitzel (Inst. für Wohnungswesen, BO).
Ansprechpartner bei der Stadt im Verfahren: Liane Pähler (Amt für Bodenmanagement und Wirtschaftsförderung) und Claudio Rabe (Planungsamt).