Witten. . Lotti Meinert ist gestorben. Heiner Knährich vom Heimatverein erinnert sich an die Frau, die den Stadtteil kannte wie kaum ein anderer Mensch.
In Herbede kannte diese Frau fast jeder. Wenn irgendwo im Ort was los war, dann war sie stets zugegen. Immer wusste sie viel zu erzählen – von früher, aber auch ins aktuelle Geschehen mischte sie sich ein. Jetzt ist Lotti Meinert mit 92 Jahren gestorben. Heiner Knährich, Vorsitzender des Heimatvereins Herbede, erinnert sich an Lotti Meinert, die er so treffend als „Herbeder Gedächtnis“ bezeichnet. Für die WAZ hat er seinen persönlichen Nachruf aufgeschrieben.
Gespräche am Küchentisch
„Ach, gut, dass ich sie treffe, Herr Knährich. Ich habe ein Foto rausgelegt, über das wir einmal reden müssten.“ Gesagt, getan – schon war ein neuer Termin am Küchentisch von Lotti Meinert geboren, wo wir uns bald über verschiedene Themen austauschten.
Bei besagtem Foto ging es übrigens um Lotti in jungen Jahren. Darauf ist zu sehen, wie sie Tischwäsche vom Steinenhaus abholt. Ich interessierte mich allerdings mehr für die anderen Details. Zeigten sie doch die Aral-Tankstelle im Hammertal mit verschiedenen Autogenerationen vergangener Zeiten, z. B. einem Käfer und einem Kadett.
Geschichten über Pferdeköpfe und die Heißmangel
Lotti wusste so vieles über Herbede und sie konnte so viel aus ihrem Leben erzählen, dass die lokalen Medien sie immer wieder ansprachen, doch wieder einmal eine Geschichte aufzuschreiben, etwa „Feuer bei der Fa. Lohmann“. Im Buch „Im Schatten des Turms“ berichtet sie unter der Überschrift „Kirchengesang“ über ein Kindheitserlebnis in der Ev. Kirche Herbede.
Als ihr Wohn- und Elternhaus 300 Jahre alt wurde, wusste Lotti detailreich zu erzählen, warum im Giebel Pferdeköpfe die Schieferbedeckung zieren. Im Hof befand sich eine Heißmangel. Doch hier wurde nicht nur heiß gemangelt, hier befand sich auch ein Sammel- und Umschlagplatz für Herbeder Nachrichten, quasi ein Nachrichtenbüro.
Nun halte ich den Trauerbrief in der Hand und weiß, Lotti Meinert ist von uns gegangen, Lotti, die freundliche Wissende von Herbede. Wo ich wohne, kann ich fast auf ihr Grab sehen. Das werde ich nun immer wieder gerne tun. Ich danke dir, Lotti.