witten. . Damit die lockeren Erdmassen nicht irgendwann eine Rutsche verschlucken, ergreift die Stadt am Steinhügel umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen.

Große Bagger bewegen gewaltige Mengen Erde. Wird der alte Spielplatz gegenüber der evangelischen Kirche auf dem Steinhügel etwa eingeebnet? Das ist längst geschehen. Hier wird schon an der Zukunft geschaufelt. Doch bevor eine neue „Mittelpunktsfläche“ im Rahmen der städtischen Offensive „Schöner spielen“ entsteht, müssen die Gefahren der Vergangenheit aus dem Weg geräumt werden.

Es geht um Wittens Geschichte als Kohlestadt, genauer gesagt um die Kehrseite der ruhmreichen Medaille „Wiege des Ruhrbergbaus“, wie es Gerald Klawe von der Stabsstelle Umwelt des Ordnungsamtes formuliert. „Witten hat 2000 Tagesöffnungen“, sagt der 59-Jährige. Damit eine solche Öffnung auf dem neu geplanten Spielplatz am Steinhügel nicht zu einem Tagesbruch und damit zu einer Gefahr für spielende Kinder wird, müssen jetzt entsprechende Vorkehrungen getroffen werden. Deshalb rollen nun die Bagger.

„Bei einer Betonplatte wären die Bäume abgestorben“

Sie haben schon vier so genannte „Verankerungsgräben“ ausgehoben, gut zwei Meter tief und relativ groß. Sie umschließen die etwas höhere Fläche, auf der wir gerade stehen: im Baumatsch auf einem so genannten Geogitter, das über rund 450 m² gespannt wird. Es soll jenen Wetterschacht abdecken, der in 23 Metern Tiefe bei Erkundungsbohrungen gefunden wurde und mit einem so genannten Erbstollen verbunden ist. Die Erbstollen dienten und dienen teilweise immer noch der Entwässerung. Deshalb kam es für die Stadt und das von ihr beauftragte Gutachterbüro „GID“ aus Dortmund nicht in Frage, den Schacht wie sonst oft üblich einfach mit Flüssigbeton zu verfüllen.

„Dann würde auch der ganze Erbstollen damit voll laufen“, erklärt Amelie Krome (29), Geowissenschaftlerin der Stadt. Man entschied sich auch gegen eine Betonplatte. „Dann wären die Bäume abgestorben“, sagt Krome. Die alten Linden stehen direkt über dem Wetterschacht, der einst der Entlüftung diente und nun in form von ziemlich lockerer Erde im Boden schlummert.

Geogitter ist die „sanfteste“ Lösung

Das Geogitter ist sozusagen die „sanfteste“ und zugleich zeit- und kostensparendste Lösung. Nun würde es allerdings nicht reichen, die Kunststoffdecke einfach direkt über den alten Schacht zu legen – Erde obendrauf und fertig. Zwar verfährt man so in dem Bereich, wo die alten Bäume stehen. Wichtig für die Sicherheit ist aber vor allem das Drumherum.

Ingenieur Matthias Höfer vom Büro GID benutzt das Bild von einer Tischdecke, um dem Laien das Verfahren mit dem Geogitter zu erklären. Gehalten wird diese „Tischdecke“ von den vier Verankerungsgräben, die mit einer Last von viermal 60 Tonnen die Funktion ziemlich stabiler Tischklammern erfüllen. „Das Gitter wird dadurch fixiert“, sagt Höfer. „Die Tischdecke kann nicht rutschen.“

Verankerungsgräben wirken wie Tischklammern Geogitter ist genauso sicher wie eine Bodenplatte oder die Verfüllung mit Beton: Gerald Klawe, Leiter der Stabsstelle „Umwelt“ bei der Stadt, zur Sicherung eines alten Wetterschachtes auf der Spielfläche am Steinhügel.

Nimmt man ein anderes Bild, sprechen die Experten vom Sprungtucheffekt. „Wenn die Füllsäule vom Schacht abgeht, kann es nicht wie bei einem Tischtuch zu einer Verengung kommen.“ Die mit tonnenschwerer Erde gefüllten Gräben wirken wie ein Gegengewicht. Während in den Gräben gut 80 cm Erde aufs Geogitter aufgeschüttet werden, sind es bei den alten Linden maximal 20 cm – damit die Baumscheiben noch genug Sauerstoff bekommen. Deshalb darf dort später kein Spielgerät stehen, das tiefer befestigt werden muss. Sonst würde das Geogitter vielleicht beschädigt. Ansonsten verspricht Gerald Klawe von der Stadt Eltern und Kindern, die sich hier eines Tages wieder tummeln: „Sicherheit hat für uns oberste Priorität.“