witten. . Einmal die Bürgermeisterin sprechen – ohne einen Termin zu haben. Gelegenheit dazu hatten jetzt Wochenmarktbesucher auf dem Schnee.
- Rollende Sprechstunde von Sonja Leidemann diesmal auf dem Wochenmarkt auf dem Schnee
- Die einen klagen über bröckelnde Mauer, die anderen fragen nach Supermarkt
- Bürgermeisterin präsentiert sich als Kümmerin. Und einen Termin im Rathaus gibt’s auch
Pünktlich um zehn steht die Bürgermeisterin zwischen den Marktständen auf dem Schnee. Einmal im Jahr, immer im Sommer, zieht sie mit ihrem Team über die Wochenmärkte und hört sich die Anliegen der Bürger an. So lange wie vor der Gulaschkanone brauchen die bei ihr nicht Schlange zu stehen. Es gibt aber durchaus Schneer, die mit vollen Tüten stehen bleiben und ein Gespräch anfangen: „Ach, wo ich Sie hier gerade so sehe, Frau Leidemann.“
Ulrich Hardt ist einer der Ersten, der am Mittwoch die mobile Sprechstunde nutzt. Der 76-Jährige ärgert sich über eine verfallene Mauer vor seinem Haus. 47 Jahre hat er das Gemäuer samt Zaun gepflegt. „Dann musste ich die Mauer aus gesundheitlichen Gründen an die Stadt abgeben“, sagt der Rüdinghauser. „Jetzt muss ich zusehen, wie sie immer mehr zu bröckeln anfängt.“ Über mehrere Monate schrieb Ulrich Hardt der Stadt und die zurück. Nichts sei passiert. Nun versichert ihm die Bürgermeisterin: „Da kümmern wir uns drum. Deshalb bin ich ja hier.“ Leidemann vereinbart mit ihm gleich einen Termin im Rathaus.
Geschäft steht immer noch leer
Das größte Problem der Schneer ist immer noch der leer stehende Lebensmittelladen direkt auf dem Marktplatz. Im Oktober 2013 schloss dort der einzige Supermarkt des Stadtteils. Seitdem tut sich nichts mehr in dem Gebäude auf der Kuppe der Ardeystraße.
„Wir wollen doch keinen riesigen Laden mit zehn Meter Käsetheke. Ein kleiner würde ja reichen“, sagt Marktbesucherin Doris Nagel. „Seit Jahren reden die jetzt schon, dass hier ein neuer Edeka reinkommt. Aber nichts passiert. Da verliert man langsam den Glauben an die Politik.“ Die könne in diesem Fall wenig ausrichten, sagt die Bürgermeisterin.
„Wir können nur vermitteln und Druck machen“
„Im Grunde ist es die Angelegenheit der Harpen GmbH, der das Gelände gehört, und des Interessenten Edeka“, meint Leidemann. „Wir können nur immer wieder zwischen den Parteien vermitteln und Druck machen, dass endlich was passiert.“ Für all jene, die sie an diesem Mittwoch auf dem Wochenmarkt auf einen neuen Supermarkt ansprechen, hat Sonja Leidemann noch eine erfreuliche Nachricht. „Heute Nachmittag setzen sich die Parteien bei uns im Rathaus zusammen. Wir hoffen auf Ergebnisse.“
Auch Helmut Karger und sein Hund Codi haben sich zur Bürgermeisterin an den Tisch gesetzt. „Ab Oktober soll unsere Miete um 47 Euro erhöht werden. Und wofür? Sie sollten sich unser Haus im Kohlensiepen mal anschauen. Da schämt man sich mittlerweile für.“ Die Bürgermeisterin verspricht, mit der zuständigen Wohnungsgesellschaft Kontakt aufzunehmen. „Außerdem ermitteln wir ja im Moment den Mietspiegel der Stadt. Das hilft, um noch mal zu prüfen, ob eine Erhöhung gerechtfertigt ist“, sagt Leidemann.
Händler kennen Sorgen der Schneer
Ralf Gronemann und Gabi Böhmer stehen jeden Mittwoch auf dem Schneer Markt und verkaufen ihre Blumen. Beim Plausch mit den Stammkunden werden sie auch über die Themen im Viertel auf dem Laufenden gehalten. „Die Leute sehnen sich nach einem Laden zum Einkaufen“, sagt Gronemann. „Für den Wochenmarkt wäre das natürlich ungünstig. Aber bis da tatsächlich ein neuer Supermarkt reinkommt, sind wir bestimmt schon in Rente.“