witten. . Fast 200 Stellen sind noch unbesetzt. Dabei gibt es noch 335 Bewerber. Laut Arbeitsagentur sollen junge Leute auch einen Plan B mitbringen.

  • Vom Dachdecker bis zum Kfz-Mechatroniker ist alles dabei
  • Fast 200 Stellen sind noch unbesetzt. Dabei gibt es noch 335 Bewerber
  • Arbeitsagentur: Junge Leute sollten auch einen Plan B mitbringen

Vladimir Tumparov hat Kamine verkleidet, Schieferplatten verlegt und eine Wand gedämmt. An seinem ersten Tag durfte der 23-Jährige schon richtig anpacken. Am Dienstag hat er seine Ausbildung zum Dachdecker angefangen. So wie er sind in Witten am 1. August 916 weitere Azubis in die Lehre gestartet.

Das ist ein Anstieg von 5,9 Prozent im Vergleich zu 2016. Im Vorjahr waren zum gleichen Stichtag 866 Ausbildungsstellen besetzt. Zum neuen Ausbildungsjahr hatten insgesamt 1165 Bewerbungen vorgelegen – nach 1057 im Vorjahr. Dieses Jahr hat es also 10,2 Prozent mehr Bewerber gegeben. „Wir haben zwar einen Anstieg bei den Stellen zu verzeichnen. Andererseits gibt es auch mehr Konkurrenz“, sagt Ulrich Brauer von der Arbeitsagentur Hagen.

Was zunächst überrascht: 196 Stellen sind noch unbesetzt, obwohl 335 Bewerber noch eine suchen. Häufig handle es sich dabei um Stellen, die für diese Bewerber berufsmäßig nicht infrage kämen, erläutert der Sprecher.

Berufsentscheidung ist oft eine hohe Hürde

Unter den unversorgten Bewerbern seien einerseits solche, die mangelnde Qualifikationen mitbringen. „Andererseits gibt es auch welche, die sich zwar gut verkaufen können, aber falsche Vorstellungen vom Beruf mitbringen. Solche Bewerber bitten wir, auch einen Plan B mitzubringen“, so Brauer.

Für viele Jugendliche ist es eine ziemliche Hürde, sich irgendwann auf einen Beruf festzulegen. Gerade auch, wenn es um die Entscheidung geht, ob es eine Ausbildung oder ein Studium sein soll. „Der Trend geht dahin, dass mehr nach höheren Abschlüssen gestrebt wird“, beobachtet der Sprecher der Arbeitsagentur. Auch politisch sei es lange Zeit gefördert worden, dass die Zahl der Akademiker steigt.

Trend zur Uni wurde lange gefördert

Doch an den meisten Unis werden von Semester zu Semester mehr Studienanfänger gemeldet. Während Ausbildungsstellen – so wie auch jetzt wieder – unbesetzt bleiben. Brauer: „Oftmals liegt es nicht für jeden auf der Hand zu studieren.“ Mehr Kampagnen, die eine duale Ausbildung bewerben, könnten hier helfen. Gleichzeitig seien aber auch die Arbeitgeber gefordert, die Ausbildung in ihren Betrieben attraktiver zu gestalten. Anreize könnten gesetzt werden, indem man zum Beispiel den Nachwuchskräften zusätzliche Handys oder Autos anbiete, so Ulrich Brauer.

Praktikum half bei der Entscheidung

Vladimir Tumparov gehört zu den Glücklichen, die nicht lange mit sich ringen mussten. Der 23-jährige Bulgare hat offenbar alles richtig gemacht. Bevor er die Dachdecker-Ausbildung beim Betrieb Burbaum begann, hatte er dort ein Praktikum gemacht. Auf diese Weise brachte er zum Ausbildungsstart bereits acht Monate Arbeitserfahrung mit.

Und der Hobby-Ringer hatte auch gleich einen Volltreffer gelandet: „Die Arbeit ist schön und abwechslungsreich. Ich erlebe jeden Tag neue Situationen und muss nicht die ganze Zeit im Büro sein.“ Mit der Sprache funktioniert es auch gut: Mit Hilfe der Arbeitskollegen lernt Tumparov täglich mehr neue Wörter.

>>> Es sind noch freie Stellen gemeldet

Zum 1. August 2017 haben nach Angaben der Arbeitsagentur Hagen in Witten insgesamt 917 neue Auszubildende eine Lehre angefangen. Von urprünglich gemeldeten 1165 Bewerberinnen und Bewerbern sind aktuell noch 335 ohne Stelle. Gleichzeitig sind 196 Plätze noch unbesetzt. Gesucht wird unter anderem Nachwuchs als Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel, Verkäufer/Verkäuferin, medizinische Fachangestellte, Altenpfleger, Logistiker, Hörakustiker.

Weitere Infos gibt’s unter www.jobboerse.arbeitsagentur.de. Beratung bietet das Servicetelefon 0800 45 55 500.