witten. . Das Sprechen in vollständigen Sätzen kann gerade für Kleinkinder eine Herausforderung sein. „Sprach-Kitas“ helfen den Kindern auf die Sprünge.
Schuhe anziehen – schön und gut. Aber welche? Sollen es heute die Turnschuhe, die Sandalen oder doch die Gummistiefel sein? Die richtige Bezeichnung für die Schuhsorte auszuwählen, müssen Kleinkinder erst erlernen. „Sprach-Kitas“ wie Crengeldanz und Neddenbur fördern diese Fähigkeit besonders und bekommen dafür Geld vom Bund.
Denn sprachliches Ausdrucksvermögen will gelernt sein. Außerhalb des Elternhauses spielt da die Kita eine wichtige Rolle. Deshalb hat das Familienministerium das Bundesprogramm zur Förderung von Sprach-Kitas 2016 zum zweiten Mal anlaufen lassen. Die Awo Kitas Crengeldanz und Neddenbur haben in diesem Jahr erstmals davon profitiert. Sie bekommen jeweils 100 000 Euro aus diesem Topf für vier Jahre. Fünf weitere Kitas kamen bereits 2016 in den Genuss der Förderung. Jeder Kindergarten kann daraus knapp eine zusätzliche Fachkraft einstellen.
Mindestens ein Drittel müssen Kinder mit einem Migrationshintergrund sein
Um in den Fördertopf zu kommen, müssen laut Vorgaben der Landesregierung mindestens ein Drittel der Kita-Kinder einen Migrationshintergrund haben. Ganze 16 unterschiedliche Sprachen sprechen die 65 Kinder in der Crengeldanz: Von Holländisch bis Türkisch über Albanisch, Arabisch bis Kurdisch. Darunter sind 20 Kinder mit Eltern, die nur deutsch sprechen, weitere 20 Kinder, die Eltern mit Migrationshintergrund haben, und 25 Kinder aus Familien mit einem Fluchthintergrund.
In vollständigen Sätzen zu sprechen, das müssten sowohl Kinder aus deutschsprachigen als auch fremdsprachigen Häusern lernen. Diese Zwischenbilanz zieht Kita-Leiterin Manuela Dargel (Crengeldanz) bei einem Besuch des heimischen Bundestagsabgeordneten Ralf Kapschack (SPD). Wer kennt sie nicht, die Situation am Frühstückstisch: Das Kind will ein Stück Brot haben, zeigt darauf und sagt: „Will Brot!“. Einen vollständigen Satz zu formulieren wie „Ich möchte das Brot haben“, auch das können Zweijährige nicht gleich von heute auf morgen.
„Die deutschsprachigen Kinder profitieren von unserem Konzept mindestens genauso“, sagt Manuela Dargel. Geht es darum, Sätze zu bauen oder Silben ganz auszusprechen, müssten das alle Kinder gleichermaßen lernen. Wortarmut sei ein generelles Problem. „Miteinander sprechen ist auch in deutschen Familien nicht mehr so selbstverständlich“, meint Ralf Kapschack. Der Unterschied liege nur darin, dass deutschsprachige Kinder die meisten Wörter schon kennen, wirft die Erzieherin ein. Den mehrsprachigen Kindern fiele es aber ansonsten nicht schwer, die neue Sprache zu lernen.
Kinder wie in der Kita am Crengeldanz werden bei alltäglichen Situationen begleitet, etwa dem Schuhe anziehen. „Die Kinder lernen dann, ob es Pantoffel oder Hausschuhe heißt“, sagt Fachkraft Svenja Heidelberg (26). Die Erzieherinnen laden Mütter ein, um den Kindern Geschichten auf Deutsch und Türkisch vorzulesen. Oder organisieren „Kulturzeiten“. Dabei kochen Eltern mit den Kindern Typisches aus ihrer Küche. Die Deutschen bringen dann gerne mal Currywurst mit.