Witten. . Der 21-jährige Angeklagte soll nach dem Raubüberfall auf einen Getränkemarkt den Fluchtwagen gesteuert haben. Er bestreitet die Tat.

  • Polizeibeamter untersuchte das Handy des mutmaßlichen Täters und stellte allein 82 000 Whats-App-Nachrichten wieder her
  • 22-jähriger Haupttäter gibt den Raub vom November 2016 zu, mitangeklagter 21-jähriger Wittener bestreitet seine Mitwirkung
  • Richterin Susanne Schön-Winkler: „Wir hören ständig andere Versionen von Ihnen und keine schlüssige Erklärung“

Im Prozess um den Raubüberfall auf den Getränkemarkt an der Hörder Straße hörte das Landgericht Bochum am Freitag einen Polizeibeamten als Zeugen. Er hatte das Handy eines mutmaßlichen Täters untersucht. „Allein 82 000 Whats-App-Nachrichten konnten wiederhergestellt werden“, berichtete der 39-jährige Kriminalpolizist. Darunter sind auch 209 Nachrichten, die die beiden angeklagten Männer untereinander austauschten. Während der 22-jährige Haupttäter den Raub vom November 2016 zugibt, bestreitet der als Mittäter angeklagte 21-jährige Wittener seine Mitwirkung.

Unter den Nachrichten auf dem Handy, berichtete der Zeuge, sei auch diese: „Lösch die Chats auf dem Handy, die Polizei interessiert sich bestimmt dafür.“ Offenbar meldete sich auch ein Bruder des 21-Jährigen an und wollte wissen: „Hat mein Bruder was damit zu tun?“ Eine andere SMS lautete: „Das wird alles rauskommen.“ Die Vorsitzende Richterin Susanne Schön-Winkler ermahnte den 21-Jährigen am Freitag erneut: „Wir hören ständig andere Versionen von Ihnen und keine schlüssige Erklärung. Das macht es schwer, Ihnen zu glauben.“ Er soll am Tattag das Fluchtfahrzeug gesteuert haben. Warum er den Wagen nicht auf dem Parkplatz des Getränkemarkts, sondern auf der Straße davor geparkt habe, konnte er am Freitag nicht erklären.

Der 22-jährige Haupttäter, der den Überfall mit Einsatz eines Messers gestanden hat, hatte seinerzeit Schulden bei seinem Dealer. Der Mann erzählte, er rauche seit seinem 15. Lebensjahr Marihuana, später kamen Extasy und Kokain dazu. „Die Drogen haben mich selbstbewusst und euphorisch gemacht“, erzählte er im Prozess. Ein Gutachter stuft ihn als drogenabhängig ein und schlägt eine Entzugstherapie vor. Der Angeklagte äußerte, damit sei er einverstanden. Der Mann ist bereits mehrfach vorbestraft, unter anderem wegen gemeinschaftlicher räuberischer Erpressung und gefährlicher Körperverletzung. Er erhielt einen Jugendarrest sowie eine einjährige Jugendstrafe.

Der mitangeklagte 21-jährige Wittener gab an, er habe seit Ende 2012 Marihuana geraucht. Ein schwerer Unfall seiner Eltern habe ihn 2016 aus der Bahn geworfen, auch der Tod enger Freunde habe ihm zu schaffen gemacht. Der Prozess wird Anfang August fortgesetzt.