Witten. . Die Stadt hat an Haus- und Wohnungseigentümer 4000 Fragebögen geschickt. Die Angaben werden zur Erstellung des Mietspiegels benötigt.
- Die Stadt Witten lässt einen neuen qualifizierten Mietspiegel erstellen
- Ausgewählte Vermieter haben einen achtsseitigen Fragebogen erhalten
- Die so erhobenen Daten wertet die Bochumer Firma InWIS aus
Haus- und Wohnungseigentümer in Witten haben Post von der Stadt bekommen. 4000 Fragebögen hat diese verschickt. Mancher Empfänger mag sich zunächst verwundert die Augen gerieben haben, als er den Umschlag öffnete. Denn zum Vorschein kam ein achtseitiger Fragebogen. In einem beiliegenden Anschreiben bittet Bürgermeisterin Sonja Leidemann die ausgewählten Eigentümer, diesen auszufüllen. Auch wenn dies etwas Zeit beansprucht. Denn: In Witten soll es bald einen neuen qualifizierten Mietspiegel geben.
Und hierfür werden Daten benötigt. Bis zum 31. Juli sollen die von einem Computer ausgesuchten Vermieter aus allen Stadtteilen die ihnen gestellten Fragen auf Papier oder online beantworten. Ausgewertet werden die Antworten dieser „Zufallsstichprobe“ dann in Bochum. Die dortige Firma InWis hat von der Stadt den Auftrag erhalten, einen neuen Mietspiegel zu erstellen.
Neuer Mietspiegel soll Rechtssicherheit schaffen
Man hat sich an Experten gewandt, die diese Aufgabe unter anderem schon für die Städte Frankfurt/Main, Dortmund, Mülheim und Leverkusen geschultert haben. Für Witten ist jetzt „InWis“-Mitarbeiter Simon Austrup zuständig. Der studierte Raumplaner appelliert an die Eigentümer, sich an der Umfrage zu beteiligen. „Denn wir brauchen jede Rückmeldung!“ Je mehr Daten man erhalte, desto besser werde der Wittener Mietspiegel ausfallen. Was Austrup freut: „Zehn Prozent der Angeschriebenen haben bereits geantwortet.“ Außen vor bleiben bei der Befragung Häuser und Wohnungen, die von Eigentümern selbst genutzt werden, Objekte, die also nicht vermietet sind.
Die „ortsübliche Vergleichsmiete“, die im Rahmen der Mietspiegel-Erstellung erhoben wird, schaffe Rechtssicherheit und soll Mieter vor „ungerechtfertigt hohen Mieten“ und Vermieter vor „unwirtschaftlich niedrigen“ schützen, wie Sonja Leidemann in ihrem Anschreiben erklärt. Der umfängliche Fragebogen wurde gemeinsam mit dem Wittener Mieterverein, dem Eigentümerverein Haus und Grund, Vertretern der Wittener Wohnungsunternehmen und der Verwaltung entwickelt.
Balkon, Garten oder Loggia?
Seitens der Stadt ist Kay Wylich, Abteilungsleiter für Wohnbau-Bewertung und -Entwicklung, für den neuen Mietspiegel verantwortlich. „Er wird nach wissenschaftlichen Methoden erstellt. Das war bei dem vorherigen nicht der Fall.“ Etwa 33 000 Mietwohnungen gebe es in der Stadt. Rund 2800 Eigentümer von Häusern oder/und Wohnungen hätten Fragebögen erhalten, so Wylich. Der betont, dass die gesammelten Daten anonymisiert verarbeitet werden.
Gefragt wird unter anderem nach den Wohnungsgrößen, nach besonderen „Wohnarten“ (etwa Apartment, Maisonette-Wohnung, Penthouse), nach der Ausstattung des Badezimmers (Wanne, Gäste-WC, Fenster), der Küche (Kochnische, Wohnküche), der Verglasung von Fenstern. Anzukreuzen ist aber auch, ob es einen Balkon, Garten, eine Loggia gibt oder einen hochwertigen Bodenbelag. Ebenfalls von Interesse ist, wann eine Miete zuletzt angehoben wurde.
Zweite Fragebogen-Runde Anfang August
Simon Austrup von InWis geht davon aus, dass in der ersten Augustwoche noch einmal Eigentümer angeschrieben werden, die den Fragebogen noch nicht ausgefüllt haben. Die Teilnahme an der Befragung sei freiwillig, aber wichtig. Kay Wylich: „Das Ziel ist, der Wittener Politik Ende des Jahres einen qualifizierten Mietspiegel vorzulegen.“
>>> ALTER MIETSPIEGEL WAR NICHT QUALIFIZIERT
Der Wittener Mietspiegel aus dem Jahr 2013 sollte nach einer Fortschreibung bis zum 31. 3. 2015 gelten. 2014 wurde er aufgrund eines Gutachtens als nicht mehr qualifiziert eingestuft. Der Rat der Stadt hatte die Verwaltung im November 2016 beauftragt, einen neuen qualifizierten Mietspiegel zu entwickeln.
Das Fehlen eines qualifizierten Mietspiegels rief immer wieder den Mieterverein Witten auf den Plan. Dieser kritisierte, dass die Zeche Mieter zahlten, die mit überzogenen Mieterhöhungen konfrontiert würden. Der Verein forderte von der Stadt eine neue Erhebung, „die wissenschaftlichen Anforderungen genügt“.