Witten. Eine US-Holding trennt sich vom Wittener Pflegebettenhersteller Völker. Die Mitarbeiter könnten in eine Gesellschaft ausgegliedert werden.

  • Erst 2012 war der Pflegebettenhersteller Völker von der in den USA börsennotierten Hill-Rom Holding übernommen worden
  • Chicagoer geben bekannt, Völker an die New Yorker Investmentfirma CoBE Capital zu veräußern
  • Vereinzelte Mitarbeiter von Hill-Rom in Witten werden evtl. in eine separate juristische Einheit transferiert

Erst 2012 war der traditionsreiche Pflegebettenhersteller Völker von der in den USA börsennotierten Hill-Rom Holding übernommen worden. Nun gab das Medizintechnikunternehmen in Chicago bekannt, Völker an die New Yorker Investmentfirma CoBE Capital zu verkaufen. Über den Kauf verständigten sich beide Seiten am Dienstag. Ein Preis wird nicht genannt.

Die Übernahme werde im vierten Geschäftsquartal 2017 erfolgen, heißt es. Hill-Rom wolle sich auf strategisch wichtige Wachstumsplattformen fokussieren, begründete Präsident John J. Greisch die Entscheidung. CoBE hat sich auf „Ausgründungen“ spezialisiert, „wenn Unternehmensteile nicht mehr in die Kernstrategie des Verkäufers passen“ – so steht es auf der Internetseite des neuen Investors.

Eine Niederlassung von CoBe werde die „Vermögenswerte“ erwerben. Gemeint sein dürften Betrieb und Mitarbeiter am Standort im Wullener Feld.

Von 425 blieben 190 Mitarbeiter

Dass dem einst weltweit renommierten Wittener Familienunternehmen schon der Verkauf an Hill-Rom nicht guttut, zeichnete sich schon länger ab. Heinrich Völker hatte den deutschen Marktführer für innovative und hochwertige Pflegebetten in dritter Generation geführt. Als er das Familienunternehmen 2012 veräußerte, übernahmen die Amerikaner den Vertrieb. Witten wurde reine Produktionsstätte.

Das Zweigwerk in Sachsen musste 2015 schließen. Die Jahresproduktion wurde von 33 000 Betten auf 18 500 heruntergefahren. Die Zahl der Mitarbeiter sank von 425 im Jahr 2012 auf aktuell noch 190.

„Kaltes Ausbluten des Unternehmens“

Ein hochpreisiger Anbieter von Krankenhausbetten wie Völker passe nicht zu einem Massenhersteller wie Hill-Rom, lautete die Kritik von Experten. „Fiat hat den Mercedes gekauft“, befand der Erste Bevollmächtigte der IG Metall, Mathias Hillbrandt. Bürgermeisterin Leidemann befürchtete in einem Interview 2015 „ein kaltes Ausbluten des Unternehmens“ und dass die Marke Völker ganz vom Markt verschwinde. Wenn nun eine auf Profit angelegte Investmentfirma die Regie übernimmt, schwant vielen Böses.

Hill-Rom-Geschäftsführer Josef Selinger versichert, dass es kurzfristig keine sofortigen Änderungen für die Mitarbeiter geben werde. „Wir stehen im engen Kontakt mit dem Betriebsrat und dem Käufer“, sagt er. Erwogen werde aber, „vereinzelte Mitarbeiter von Hill-Rom in Witten in eine separate juristische Einheit in vollständigem Besitz der CoBe Capital Niederlassung, zu transferieren.

Diese juristische Einheit wird in Witten arbeiten und die restlichen Arbeitnehmer verbleiben bei Hill-Rom.“

Sämtliche Mitarbeiterverträge blieben im Zuge des Betriebsteilübergangs unverändert. Aktuell laufen Gespräche mit den Beschäftigten. Am heutigen Donnerstag soll es ein Treffen mit Gewerkschaft und Betriebsrat geben.

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