Witten. Nach dem Stellwerk-Abgang formt sich ein neuer Verein. Die Gründungsmitglieder legen mögliche Ziele und Beiträge fest.
- Nach dem Stellwerk-Abgang formt sich neuer Verein zur Aufwertung des Viertels
- Die Gründungsmitglieder legen mögliche Ziele und Beiträge fest
- Am 27. Juni soll die eigentliche Vereinsgründung im Raum-Café erfolgen
Das Wiesenviertel ist besonders durch die Kulturinitiative Stellwerk in den letzten Jahren aufgeblüht. Ob sich das vor allem bei Studenten beliebte Innenstadtquartier weiter so rosig entwickelt, wenn sich das Stellwerk zum Jahresende auflöst, bleibt abzuwarten. Mit dem Wiesenviertelverein, der sich jetzt formiert, soll es zumindest tatkräftig weitergehen.
Etwa 15 „Wiesenviertel-Patrioten“, darunter Geschäftsleute, Hausbesitzer und Anwohner trafen sich am Dienstagabend im Arbeitscafé Raum, das neben der Kulturkneipe Knut’s an der Wiesenstraße liegt, um den Verein auf den Weg zu bringen. Darunter waren auch die „Ur-Stellwerker“ Philip Asshauer und Waldemar Riedel. „Ich würde dem neuen Projekt gern alles, was ich an Netzwerken aufgebaut habe, zur Verfügung stellen“, sagte Asshauer, der nochmal betonte, in Witten bleiben zu wollen. Der 37-Jährige hatte sich in der Vergangenheit als talentierter Netzwerker erwiesen. Denn das Stellwerk hatte jährlich zwischen 150 000 und 200 000 Euro Fördermittel eingeworben, um Akteure mit ihren Projekten im Wiesenviertel zu unterstützen.
Auch Waldemar Riedel betonte nochmal, das Knut’s weiterzubetreiben. Mit seinem charmanten Biergarten, der auch von den Gästen des Arbeitscafés Raum mitgenutzt wird, bildet es inzwischen ein nicht mehr wegzudenkendes Herzstück im Quartier. Riedel will Veranstaltungen im Viertel weiter tatkräftig unterstützen, „aber sowas wie das Wiesenviertelfest zu stemmen, wäre mir aktuell zu heftig.“
Dieses jährlich stattfindende Fest, das auch viele Gäste aus umliegenden Städten nach Witten lockte, steht ebenfalls auf der Wunschliste des künftigen Wiesenviertelvereins. Um ihn vorzubereiten, wurden bunte Zettel mit möglichen Zielen an die Wand des Raum-Cafés geheftet. Darauf schrieben die 15 Teilnehmer des Abends unter anderem: „Adventskalender und Tummelmarkt weiterführen“, „Förderung einer dynamischen Gemeinschaft im Quartier“, „Verschönerung des Viertels durch Bilder, Bepflanzung und Putzaktionen.“ Und Martin Strautz, Mitveranstalter der Ausstellungsreihe „Sagentage“ regt an: „Ich wünsche mir eine Fußgängerzone im Wiesenviertel. Das wäre ein toller sozialer Treffpunkt mit Außengastronomie hier.“ Die gibt es bereits u. a. vor dem Knut’s, Raum-Café und Klimbim, lauschig sitzen kann man auch am Wiesenviertelbrunnen mit den begrünten Blumenkästen.
Es ist geplant, dass künftige Vereinsmitglieder Jahresbeiträge zwischen 60 (Studenten) und 120 Euro zahlen. Die Teilnehmer des Abends im Raum-Café zumindest wollen diese Summen einbringen und teils Aufgaben übernehmen. Die reichen von der Verwaltung über das Einwerben von Fördermitteln (Asshauer: „Jahresbeiträge oder ein Quartierfonds können nur eine Co-Finanzierung sein“) bis hin zur Organisation des Frühjahrsputzes im Quartier oder des Festausschusses der Nachbarschaftsfeier. Am 27. Juni soll die eigentliche Vereinsgründung erfolgen, die jetzt von einer kleineren Gruppe vorbereitet wird.
Bei der Vereinsgründung zeitlich auf die Tube drücken
„Wir sollten den Wiesenviertelverein schnell gründen, sonst ist die Luft raus“, drückte Michael Kapmeyer vom „Naturtuche“-Laden aus der Steinstraße jetzt beim Treffen im Raum-Café zeitlich auf die Tube. Er meinte aber auch: „Es wird keinen Verein geben, der das Stellwerk ersetzen kann.“
Nach dem vorigen Wiesenviertel-Stammtisch, der bereits seit rund fünf Jahren stattfindet, war es die zweite Zusammenkunft, bei der die Vereinsplanung im Vordergrund stand. „Beim vorigen Mal waren Leute dabei, die voll engagiert wirkten, aber diesmal nicht gekommen sind. Ich habe keine Lust, mich hier dienstags mit immer wechselnden Leuten zu treffen“, wurde auch Kritik laut und Kapmeyers Vorschlag um so verständlicher. Im Raum-Café waren diesmal u. a. auch die Wiesenviertel-Geschäftsleute Antje Willgosch (Second-Hand-Laden „Für Elise“) und Sebastian Brunnstein (Kindersitzladen „Zwergperten), Ex-Anwohnerin und Stadtplanerin Irja Hönekopp und Fundraising-Expertin Edeltraud Priddat dabei, die anbot: „Ich könnte auch mein Netzwerk zur Verfügung stellen.“
Repair-Café passt ins Szeneviertel
Und Christian Walker brachte den neuen Vorschlag ein: „Wir überlegen, ob wir das Repair-Café zur Werkzeugthek erweitern.“ Dann könnten viele Leute gemeinsam Werkzeuge nutzen, die sonst nur Zuhause rumliegen. Bei der monatlichen Repair-Veranstaltung im Raum-Café können kaputte Gegenstände mitgebracht werden, die gemeinsam mit Experten gegen ein kleines Entgelt repariert werden. Eine Veranstaltung, die genau ins Szene-Viertel passt.
Eine vierköpfige Arbeitsgruppe wird nun mit den Ergebnissen dieses Treffens und mit juristischer Hilfe eine Satzung vorbereiten, die an die Teilnehmer rumgeschickt wird, bevor dann die eigentliche Vereinsgründung erfolgt. Philip Asshauer: „Auf unserer Stellwerk-Internetseite halten wir Interessierte darüber auf dem Laufenden.“