Witten. . Carsten Rensinghoff klagt über mangelnde Barrierefreiheit und fordert Umbaumaßnahmen. Behinderte würden sonst an politischer Teilhabe gehindert.
- Der Wittener Dr. Carsten Rensinghoff klagt über mangelnde Barrierefreiheit an Rathaus
- Er fordert Umbaumaßnahmen und eine bessere Ausschilderung, spätestens bis zur Bundestagswahl
- Behinderte würden sonst an politischer Teilhabe gehindert, mahnt er. Die Stadt weist die Vorwürfe zurück
Carsten Rensinghoff will dem Rathaus Beine machen: Bis zu Bundestagswahl müsse das Zugang zum Briefwahllokal barrierefrei gestaltet werden, fordert der Wittener, der selbst gehbehindert ist, in einem öffentlichen Antrag. Der Zustand rund ums Rathaus sei für Menschen mit Behinderung nicht zumutbar.
Anlass seiner Klage war eine Begegnung kurz vor der Landtagswahl. Da wurde Rensinghoff von einer Frau mit Rollator auf dem Rathausplatz angesprochen, die verzweifelt versuchte, einen barrierefreien Zugang zu finden. Der übliche Weg zum Nebeneingang, der sonst ohne Stufen von der Wideystraße aus erreicht werden kann, ist derzeit durch einen Bauzaun versperrt, Besucher müssen um die Parkplatzmauer herum laufen bis zur Schranke und einen kleinen Umweg in Kauf nehmen. „Die alte Dame hat das nicht sehen können, es ist viel zu unübersichtlich“, so der 48-Jährige. Nicht nur, dass der Weg zu beschwerlich sei, eine Ausschilderung fehle auch. Und vor der zweiten Möglichkeit, ins Rathaus zu gelangen, dem Aufzug im Innenhof an der Marktstraße, parkte ein Auto so nah vor der Tür, dass sie nur mit Mühe aufzumachen gewesen wäre. „Versuchen Sie das mal mit einem Rollator, das ist quasi unmöglich.“
Am besten eine Rampe vom Marktplatz hoch
Rensinghoff versuchte, dennoch zu vermitteln: Er rief im Rathaus an, bat eine Mitarbeiterin, der alten Dame zu helfen. Ende gut, alles gut? Nicht für Carsten Rensinghoff. Dass ein „ebenerdiger Zugang zum Rathaus für Mobilitätseingeschränkte schwer bis nicht erreichbar ist, ist so nicht hinnehmbar.“ Spätestens bis zur nächsten Wahl müsse sich da etwas ändern, damit Behinderte nicht an ihrer Teilhabe am politischen Leben gehindert würden.
Der Wittener hat konkrete Vorschläge: Eine bessere Ausschilderung der Eingänge, automatische Aufzugtüren, am besten eine Rampe vom Marktplatz hoch bis zum Rathaus. „Das kostet zwar alles Geld, aber vielleicht gibt es ja Zuschüsse von Land oder Bund.“ Seinen Appell hat Rensinghoff auch an die Bundestagskandidaten geschickt: „Sie wollen schließlich gewählt werden, und die Behinderten sind keine unerhebliche Gruppe.“
Aus Sicht des Wahlamtes keine Ungleichbehandlung
Dennoch stößt der 48-Jährige mit seinen Vorschlägen bislang auf taube Ohren: „Der barrierefreie Zugang zum Rathaus war durch die Baustelle nicht schwieriger als sonst“, meint etwa Wahlamtsleiter Michael Muhr. Es liege aus Sicht des Wahlamtes auch keine Ungleichbehandlung vor: „Auch Nicht-Behinderte müssen den Umweg um den gesperrten Parkplatz herum wählen, wollen sie durch die Automatiktür ins Rathaus hereinkommen.“ Auch den Vorschlag, einfach eine Rampe an die Rathaustreppe zu legen, hält Muhr für nicht praktikabel: „Dann käme man spätestens unter den Arkaden nicht weiter.“
Auch Klaus Böde, Leiter im Amt für Gebäudemanagement, kann die Beschwerde nicht nachvollziehen. Das Rathaus sei nun einmal von 1929. „Und da war Barrierefreiheit noch kein Thema.“ Nach der Sanierung seien ohnehin 95 Prozent der Räume ohne Stufen erreichbar.
Für Briefwahl muss man nicht persönlich kommen
Derzeit gebe es zwar durch die Turm-Baustelle ein paar Einschränkungen. „Aber 45 Meter Umweg sollten machbar sein.“ Zumal ein Ende ja bereits absehbar sei: Bis September soll der Turm fertig sein. Dem Gang ins Briefwahllokal steht dann nichts im Wege.
Wobei: Eigentlich sei das gar nicht nötig, so Michael Muhr. Denn:„Es ist ja gerade der Sinn der Briefwahl, dass niemand gezwungen wird, persönlich im Rathaus vorzusprechen.“ Rund vier Wochen lang könne man die Zusendung der Wahlunterlagen schriftlich beantragen. „In der Regel wissen das unsere Bürgerinnen und Bürger mit einem Handicap ganz genau und planen das auch mit ein.“