Das Wittener Stadtarchiv hat sich um eine ganz besondere Bitte einer Französin gekümmert, die im US-Bundesstaat Alabama lebt. Marie-France Mauduit hat in den Hinterlassenschaften ihres Vaters zwei Dokumente gefunden, die die 72-Jährige der Familie des einstigen Besitzers zurückgeben möchte. Die große Herausforderung: Ein Papier wurde 1916 ausgestellt, das zweite 1918. Alles 100 Jahre her.

Das Wittener Stadtarchiv hat sich um eine ganz besondere Bitte einer Französin gekümmert, die im US-Bundesstaat Alabama lebt. Marie-France Mauduit hat in den Hinterlassenschaften ihres Vaters zwei Dokumente gefunden, die die 72-Jährige der Familie des einstigen Besitzers zurückgeben möchte. Die große Herausforderung: Ein Papier wurde 1916 ausgestellt, das zweite 1918. Alles 100 Jahre her.

Bei den Dokumenten handelt es sich um einen vorläufigen Besitzerausweis für den Träger eines Eisernen Kreuzes zweiter Klasse, das dem „Musketier“ Josef Zerth 1916 im Ersten Weltkrieg verliehen wurde. Außerdem geht es um den Ausweis für ein Verwundeten-Abzeichen in Schwarz von 1918. Dieser wurde auf Josef Zehrt ausgestellt.

Dr. Martina Kliner-Fruck, Leiterin des Stadtarchivs, stand vor der Frage: Wurde im damaligen Kaiserreich der gleiche Mann ausgezeichnet, dessen Nachname einmal nicht richtig geschrieben wurde? Oder handelt es sich um zwei Männer? Die ganze Sache hat mit Witten zu tun, weil Marcel Brigadeau, der Vater der Französin Marie-France Mauduit, in den 20er Jahren als Besatzungssoldat in der Stadt lebte. Hier war er im Haus der damaligen Bäckerfamilie Roggenkamp an der Hauptstraße einquartiert worden. Der Soldat schloss Freundschaft mit der Tochter der Bäckerfamilie, Aenne Roggenkamp, was ein späterer Briefwechsel der beiden belegt.

Diese Schreiben und auch Postkarten hatte Marie-France Mauduit zusammen mit den beiden Dokumenten auf dem Dachboden des Landhauses ihrer verstorbenen Eltern in Frankreich gefunden.

Bundesarchiv konnte nicht helfen

„Die Frage war auch, wie sind die beiden Dokumente in die Hände von Marcel Brigadeau gelangt? Hat er sie von jemandem bekommen oder hat er sie vielleicht gekauft?“ sagt Kliner-Fruck. Die Stadtarchivarin recherchierte mit den beiden Schreibweisen des Namen Zehrt in allen zur Verfügung stehenden Quellen. „Darunter alte Adressbücher der Stadt Witten, Einwohnermeldedateien und Personenstandsunterlagen unseres Archivs.“

Heraus kam, dass 1920 einmal ein Friedrich Zehrt vier Monate lang in Heven gelebt hat, der danach nach Berlin ging. „Ob es da einen Zusammenhang mit Josef Zerth gibt, weiß man nicht.“ Kliner- Fruck stellte eine Anfrage an das Bundes-Militärarchiv. Auch die Freiburger wurden in ihren Beständen nicht fündig. Schließlich entdeckte die Archivarin den gesuchten Namen im Netz. „In online gestellten Verlustlisten von Teilnehmern des Ersten Weltkrieges. Hier tauchte ein Josef Zehrt auf. Der Mann galt 1919 als in Russland vermisst.“

Die beiden Dokumente werden jetzt nach Berlin geschickt – an die dortige Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht. Kliner-Fruck: „Diese ist für Rücklässe zuständig. Hierhin können sich eventuelle Nachfahren von Josef Zehrt wenden.“