Witten. . Nur 62,9 Prozent der Kinder im EN-Kreis sind zum empfohlenen Zeitpunkt komplett gegen Masern geschützt. Trotzdem ist noch kein Fall bekannt.

  • Im EN-Kreis gibt es noch keinen bestätigten Masernfall, doch Sorge bereitet die oft fehlende zweite Impfung
  • Gesundheitsamt setzt auf Information der Bürger und startet Aktionen in Kitas und Schulen
  • Amtsärztin rät zu Schließung der Impflücken, die jederzeit auch bei Erwachsenen möglich ist

In Witten sowie im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis gibt es nach wie vor keinen bestätigten Masernfall. „Darüber sind wir sehr froh“, sagt Dr. Sabine Klinke-Rehbein angesichts der über 30 Fälle in Essen. Was die Amtsärztin jedoch bedenklich findet: Die Quote der Kinder, die zum empfohlenen Zeitpunkt die zweite Masernimpfung für den kompletten Schutz erhalten haben, ist sehr niedrig. Deshalb gelte es, den Kampf gegen die Masern zu verstärken.

Zwei Mal sollten kleine Kinder gegen die Krankheit geimpft werden. Das erste Mal zwischen dem elften und 14. Monat. „Da liegt die Quote im Kreis bei 86,2 Prozent“, sagt Klinke-Rehbein. Bei den 24 Monate alten Kindern, die die zweite Impfung schon haben müssten, seien zwar 94 Prozent inzwischen zum ersten Mal geimpft. Bei 62,9 Prozent von ihnen fehle aber die zweite Impfung. Sie sollte im Idealfall zwischen dem 15. und 23. Monat erfolgen. „Manchmal haben die Eltern schon einen Termin. Dann wird das Kind krank und der Termin einfach vergessen.“

Verschärftes Gesetz verpflichtet zu Impfberatung

Vor allem an jene Eltern und nicht unbedingt an Impfgegner würden sich auch die neuen Vorgaben richten, mit denen Gesundheitsminister Hermann Gröhe das Gesetz zum Nachweis eines Beratungsgesprächs verschärfen will. Am Donnerstag soll es im Bundestag beschlossen werden. Danach müssen Kitas Eltern, die bei der Anmeldung keinen Nachweis über eine Impfberatung – die der Kinderarzt bescheinigt – vorlegen können, in Zukunft dem Gesundheitsamt melden. Dieses könne sich dann direkt an die Eltern wenden.

„Ich finde es tatsächlich sehr wichtig, dass Eltern in Sachen Impfung gut informiert sind“, sagt Sabine Zander von der Waldorf-Kita an der Billerbeckstraße. Doch die Leiterin des Familienzentrums setzt da eher auf eigene Initiative: „Wir laden regelmäßig Kinderärzte zu dem Thema ein.“ Von den 118 Kindern sei außerdem „der größte Teil“ geimpft, so Zander. Auch Marlene Opalka, Leiterin der Kita Annen, bestätigt, dass es um den Impfschutz in ihrem Familienzentrum gut bestellt ist: „Von den 60 Kindern ist höchstens mal eins nicht geimpft.“

„Lassen Sie ihre Impflücken schließen“

Ob das verschärfte Gesetz trotzdem etwas bringt, „das müssen wir abwarten“, sagt die Amtsärztin. Doch das Gesundheitsamt ist längst selbst aktiv geworden, um Eltern ans Impfen zu erinnern. Hat Kitas und Schulen im EN-Kreis mit entsprechenden Plakaten und Merkblättern versorgt. Und hat außerdem vor ein paar Wochen, als Masernfälle sich in anderen Regionen zu häufen begannen, Allgemeinmediziner, Kinderärzte sowie Kliniken angeschrieben. „Wir wollten daran erinnern, dass ein Masernverdacht meldepflichtig und eine schnelle Diagnostik ganz wichtig ist, damit man umgehend tätig werden kann.“

Nicht zuletzt appelliert die Amtsärztin an alle Bürger: „Lassen Sie Ihren Impfschutz überprüfen und Impflücken schließen – jetzt, wo es hier noch keinen Masernfall gibt.“ Wer seinen Impfpass nicht findet – nicht schlimm. „Mit einer zusätzlichen Impfung kann man nichts verkehrt machen.“

>> DIE MASERNIMPFUNG

  • Die Masernimpfung ist eine Kombi-Impfung, die gleichzeitig gegen Mumps und Röteln wirkt. Es handelt sich um eine Lebend-Impfung, d.h. es werden vollständige Viren verimpft, so Dr. Sabine Klinke-Rehbein.
  • Nach der Impfung bilden sich Antikörper. Nach etwa zehn Tagen ist der Impfschutz erreicht. Weitere Beratung beim Gesundheitsamt EN: 02336-932468.