Witten. . Zum Tag der Städtebauförderung (13. Mai) zeigt eine Ausstellung, welche Projekte die Mittel von Bund und Land in Witten ermöglichet haben.
- Ohne Städtebaufördermittel wären das Bahnhofsumfeld und der Berliner Platz noch im alten Zustand
- Vorher- und Nachher-Bilder zeigen im Rathaus die Veränderung. Öffentlichen Investitionen folgen oft private
- Der dickste Batzen fließt in den nächsten Jahren in die Rathaussanierung
Man hat es ja schon immer geahnt: Ohne Moos von Bund und Land wäre in Witten nicht viel los. Was im Stadtbild der stets klammen Ruhrstadt fehlen würde, führt den Wittenern eine neue Ausstellung im Rathaus (1. Etage) vor Augen.
Neun Schautafeln werfen Schlaglichter auf laufende, geplante und vergangene Projekte, die ohne Städtebauförderung nicht möglich (gewesen) wären. Die Vorher- und ein Nachher-Bilder dokumentieren beispielsweise den Wandel des Bahnhofsumfelds.
Der frühere Matschparkplatz ist einem Haus für barrierefreies Wohnen gewichen. Der Vorplatz ist keine reine Taxi-Vorfahrt mehr, er gehört wieder überwiegend dem Fußvolk. Diesen Sommer soll die Außengastronomie folgen. Städtebauförderung floss „nur“ für den Vorplatz, den kleinen Platz gegenüber und in die verbreiterte Laufachse zur Stadtgalerie. Für den ZOB und die Verschwenkung der Bergerstraße wurden andere Töpfe (ÖPNV, Straßenbau) angezapft.
Öffentliche Förderung stößt auch private Projekte an
Nach einer Studie stößt jeder Euro, der in die Städtebauförderung fließt, öffentliche und private Folgeinvestitionen in Höhe von 7,10 Euro an. Da jetzt auch die Gebäudeeigentümer Millionen investieren, scheint diese Rechnung, jedenfalls am Bahnhof, mehr als aufzugehen. Für Stadtbaurat Stefan Rommelfanger ist die Städtebauförderung „doppelt wichtig, weil wir damit zweimal Geld nach Witten holen“. Zum einen den Zuschuss von in der Regel 80 Prozent, Witten muss dann noch einen Eigenanteil von 20 Prozent aufbringen – das „reichere“ Dortmund übrigens 30 Prozent. Zum anderen die privaten Folgeinvestitionen.
Soziale Stadt Annen gilt als Musterbeispiel
Den Anstoßeffekt sieht der Baurat auch bei der Sozialen Stadt Annen (2007–2014) klar belegt. Dort steckte die Stadt 3,6 Millionen in Wege, Plätze und Parks. Damals flossen dafür sogar 90 Prozent (3,2 Mio Euro) Fördermittel. „Man sieht doch jetzt in Annen, was passiert“, sagt Rommelfanger. Inzwischen hätten zahlreiche Eigentümer Gebäudefassaden saniert.
Ähnliche Erwartungen hat der Baurat an die Soziale Stadt Heven-Ost/Crengeldanz. Die aufgewerteten Schulhöfe der Crengeldanz- und der Hellwegschule sind schon eingeweiht. Für neue Spielflächen liegen Zusagen vor. Auch der Grünzug zwischen Cörmannstraße und Wannen soll aufgehübscht werden. Im Gegenzug will die Siedlungsgesellschaft nicht nur mit Fördermitteln ihre öffentlich zugänglichen Außenanlagen am Müllensiefenring und auf dem Knick aufwerten, sondern auch selbst in ihren Wohnungsbestand investieren.
8 Millionen Euro für die Innenstadt
In die Innenstadt sind bisher im Zuge der Städtebauförderung acht Millionen Euro geflossen: 6,4 Mio. Zuschuss, plus 20 Prozent von der Stadt. Die Ausstellung dokumentiert die Entwicklung des Berliner Platzes (1 Mio Euro), der entrümpelt wurde und neue Wasserspiele bekam, den City-Bogen (630 000 Euro), der diesen mit der Stadtgalerie und der unteren Bahnhofstraße verbindet, und die Beleuchtung der Bahnunterführungen Ruhr- und Herbeder Straße (Masterplan Licht). Beim Karl-Marx-Platz – hier kam die Initialzündung von den Anwohnern – wird die Planungswerkstatt gefördert und das Büro, das Varianten ausarbeiten soll.
Der dickste Batzen Städtebauförderung – 18 von 25 Mio Euro Gesamtkosten – soll in den nächsten Jahren in die Rathaussanierung fließen. Wer glaubt, hier gelte das Gießkannenprinzip, lernt: Gefördert werden Denkmalschutz, Barrierefreiheit, energetische Sanierung und die Funktionsverbesserung durchs neue Rathausforum.
Heute wird unter anderen Gesichtspunkten gefördert
Die Schwerpunkte der Städtebauförderung haben sich seit den Anfängen 1971 verschoben. Ging es erst um Stadtkernsanierung, Wohnumfeldprogramme, dann den Aufbau Ost, heißen die Stichwörter heute Bildung, Gesundheitsförderung und Klimaschutz sowie weiterhin Soziale Stadt.
Unverändert aber sind sogenannte „städtebauliche Funktionsverluste“ die oberste Förderbedingung. „Wir müssen immer erst unsere Bedürftigkeit nachweisen“, formuliert es Stadtbaurat Stefan Rommelfanger. Das ist aber für Witten beim Ringen um die Gunst der Fördergeber zur Zeit noch das geringste Problem.
>> Kriterien für die Städtebauförderung
Bund und Länder stellen Finanzhilfen für Investitionen in die Erneuerung und Entwicklung der Gemeinden bereit. Gefördert werden laut Bundeswirtschaftsministerium „städtebauliche Maßnahmen, die der zukunftsfähigen und nachhaltigen Stadtentwicklung dienen und die Funktion der Städte als Wirtschafts- und Wohnstandort stärken“.
Einzelvorhaben – zum Beispiel ein Schulneubau – werden nicht gefördert. Wie beim Bildungsquartier Annen müssen diese in ein Stadtteil-Konzept integriert werden. Deshalb wird die Funktion der geplanten Grundschule und Sporthalle als Begegnungszentrum hervorgehoben. Die Schautafeln stehen bis 14. Mai im Foyer vor dem Ratssaal.