Witten. . Nach dem mediterranen Supermarkt hat nun auch eine türkische Konditorei eröffnet.Ein syrischer Imbiss soll bald folgen.

  • Erst eröffnete ein mediterraner Supermarkt an der unteren Bahnhofstraße, nun eine türkische Konditorei
  • Die Geschäfte verringern den Leerstand und beleben den Standort wieder
  • Doch nicht für alle profitieren von dem Aufschwung, vor allem kleinere Läden haben es schwer

Mit Früchten garnierte Torten, schokoladenüberzogenes Gebäcks und glänzende Blätterteigteilchen zieren die Auslage der türkischen Konditorei an der Bahnhofstraße, die gerade erst eröffnet hat. „Ay Pastanesi“ heißt der Laden – Mondbäckerei. Es steht stellvertretend für den aktuellen Gründungsboom auf der abgehängten City-Meile.

„Es gibt ein großes Geschäft in der Türkei, das auch so heißt“, sagt Kemal Mese, einer der zwei Eigentümer. „Wir haben uns für diesen Namen entschieden, weil man ihn sich leicht merken kann.“ In den kommenden Wochen wollen Kemal Mese und Partner Kamazan Kilinc vor allem eines: Kunden anlocken. Bislang scheint das ganz gut zu funktionieren. Um die Mittagszeit sind viele Tische besetzt. Junge Familien trinken Tee und bedienen sich am Frühstücksbüfett. Aus den Lautsprechern dringt orientalisch klingende Musik. „Eigentlich ist hier den ganzen Tag was los, vor allem aber zwischen 10 und 14 Uhr“, sagt Kemal Mese.

Kleinere Läden haben es schwerer

Auf der anderen Seite der Bahnhofstraße sieht das anders aus. Seit fünf Monaten verkauft der Syrer Mohammad Khir Shamdin dort arabische und türkische Spezialitäten. Vor der Theke des ehemaligen Kiosks stapeln sich Kisten mit Teigfladen, die Regale sind bis zur Decke gefüllt mit Feigenmarmelade, Oliven und Falafelmischungen. Drei Männer drängen sich in den schmalen Gängen. Einer von ihnen übersetzt für den 24-jährigen Ladeninhaber: „Es läuft leider nicht so gut. Weiter oben auf der Bahnhofstraße ist mehr los.“ Seit der türkische Supermarkt schräg gegenüber eröffnet habe, kämen jedoch mehr Kunden. „Ich hoffe, dass es noch mehr werden, wenn die Nachbarn einziehen. Am 15. Mai eröffne „Das Syrische Haus“ nebenan. Wieder ein Leerstand weniger in der unteren Bahnhofstraße, die gerade eine Welle von Neueröffnungen erlebt.

Kemal Mese und sein Geschäftspartner Kamazan Kilinc haben den Standort aus ganz persönlichen Gründen gewählt. 15 Jahre hat Kilinc eine Konditorei in Bochum geführt, zuletzt gemeinsam mit seiner Frau Derya. „Die Räume wurden langsam zu klein, wir wollten uns vergrößern“, sagt Derya Kilinc. Da sie aus Herbede stamme, wisse sie sehr genau, „worauf die Wittener stehen“, sagt die 34-Jährige. „Wir wollten nicht noch eine Dönerbude eröffnen. Und eine Konditorei wie unsere gibt es hier noch nicht.“

Konditorei war ein Traum

Hat vor fünf Monaten einen Laden übernommen: Mohammad Khir Shamdin.
Hat vor fünf Monaten einen Laden übernommen: Mohammad Khir Shamdin. © Thomas Nitsche

Umso leichter war es für das Ehepaar Kilinc, Freund Kemal Mese mit an Bord zu holen. „Ich bin eigentlich KFZ-Mechaniker, aber es war Kamazans Traum“, sagt der 38-jährige Wattenscheider. „Mir ist es wichtig, mit Menschen zu arbeiten – egal ob es dabei um Autos geht oder um Kuchen.“ Neben den beiden Inhabern und Derya Kilinc arbeiten bis zu vier weitere Personen bei „Ay Pastanesi“. „Ein echter Familienbetrieb“, sagt Mese. Jeden Tag werde frisch gebacken. „Wir machen alles selbst.“ Egal ob türkisches Gebäck, arabisches oder albanisches – „alles geht weg wie nichts“, sagt der junge Gründer.

Gleiches scheint für den neuen türkischen Supermarkt auf der unteren Bahnhofstraße zu gelten. Nach der Eröffnung vor etwa zwei Wochen mussten zeitweise Türsteher für Ordnung sorgen. Der Geschäftsführer war gestern übrigens nicht zu sprechen – zu beschäftigt.