Witten. . Warum lädt ein Mann zwei junge Mädchen in seine Wohnung ein? Wollte er wirklich nur mit ihnen essen? Das Gericht scheint ihm nicht zu glauben.

  • Angeblich wollten sie gemeinsam essen. Doch es soll zu sexuellen Übergriffen gekommen sein
  • Wofür waren die 50 Euro bestimmt, die er Mädchen und deren Freundin geschenkt haben will?
  • Kennengelernt hatten sich alle drei in der Wittener City. Teenies spielten gern mit seiner kleinen Tochter

Wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern muss sich ein 30-jähriger Mann aus Witten vor dem Landgericht Bochum verantworten. Die Anklage legt ihm zur Last, am 2. Mai letzten Jahres ein 13 Jahre altes Mädchen belästigt zu haben.

Der Teenager hatte den Mann mit einer Freundin in dessen Wohnung besucht, weil sie zum Essen eingeladen war. Auf dem Sofa soll der Angeklagte zudringlich geworden sein. Er habe seine Hand auf den Oberschenkel des Mädchens gelegt, sie am Kopf angefasst und gesagt: „Küss mich“, erläuterte der Staatsanwalt.

Teenies spielten gern mit seiner kleinen Tochter

Kennengelernt hatten sich die beiden Mädchen und der Mann, der eine dreijährige Tochter hat, in der Wittener Innenstadt. Die Mädchen spielten gern mit seiner Tochter und waren schon vorher zu Besuch gewesen. Am Tattag soll der Angeklagte den Mädchen 50 Euro geschenkt haben – ob für Sex, ist eine Frage im Prozess. Jedenfalls gaben die Kinder das Geld wieder zurück und entfernten sich aus der Wohnung.

Der Mann selbst behauptet, die Mädchen hätten sich über ihn lustig gemacht. „Ich habe sogar geweint“, sagte der Angeklagte. Als er die 50 Euro zurückhaben wollte, seien die Mädchen sauer gewesen. Damit deutete er an, sie hätten ihn aus Rache dafür fälschlich sexueller Übergriffe beschuldigt.

Wieso gab er Kindern seine Telefonnummer?

Die Vorsitzende Richterin wollte von ihm wissen, was er sich dabei gedacht habe, den Mädchen seine Telefonnummer zu geben und sie einzuladen. Darüber habe er sich keine Gedanken gemacht, man habe nur gemeinsam gegessen. Warum er zwei junge Mädchen, die ja noch Kinder sind, in seine Wohnung mitnahm? „Ich dachte, in Deutschland ist das vielleicht anders als zuhause“, meinte der Angeklagte, der als syrischer Flüchtling nach Witten kam.

Dass er so verletzt gewesen sei, dass er weinte, sei wenig glaubhaft und kaum nachzuvollziehen, meinten die Richter. Sie zweifelten daran, dass man sich erst gestritten hat, der Mann dann in Tränen ausbrach und sich danach alle doch noch gemeinsam zum Essen hinsetzten. Ob er den Mädchen erzählt habe, dass er seit zehn Monaten keinen Sex gehabt habe, wollte die Vorsitzende wissen. Daran konnte sich der Angeklagte angeblich nicht erinnern.

Für Skepsis sorgen im Prozess auch die 50 Euro, die er den Mädchen geschenkt haben will – zumal der Mann selbst von 600 Euro leben muss. Wofür das Geld gedacht war, bleibt bisher unklar. Die Verhandlung wird heute fortgesetzt.