In jeder Stadt gibt es Vorzeige-Ecken und die Seiten, die am liebsten verschwiegen werden sollen. Warum müssen immer nur die negativen Seiten Erwähnung finden und alles schlecht geredet werden?
In jeder Stadt gibt es Vorzeige-Ecken und die Seiten, die am liebsten verschwiegen werden sollen. Warum müssen immer nur die negativen Seiten Erwähnung finden und alles schlecht geredet werden?
Die Redaktion sprach mit Angelika Bilow-Hafer. Die Inhaberin der Genussgalerie Hafer ist seit sieben Jahren engagiertes Gremiumsmitglied der Standortgemeinschaft Witten-Mitte und führt mit Engagement ihr Geschäft am Berliner Platz.
Frau Bilow-Hafer, rechts und links neben der Galerie am Berliner Platz stehen die Ladengeschäfte leer.
Angelika Bilow-Hafer: Ja, das stimmt. Aber hier unten gibt es eine so positive Entwicklung. In der ehemaligen Hirschfeld-Filiale gibt es schon vier ernsthafte Interessenten, die den Berliner Platz bereichern würden. Hier gibt es einen wirklich positiven Schwung und Elan, der zu einer guten Entwicklung beiträgt. Man sollte doch nicht immer nur das Negative sehen! Wir vergrößern uns beispielsweise und ziehen eine Tür weiter. Geplant ist, dass wird am 28. Mai zum verkaufsoffenen Sonntag die Neueröffnung feiern wollen.
Dann steht wieder etwas leer.
Nicht wirklich. Es gibt bereits einen Nachmieter, der genau die Zielgruppe rund um das Wiesenviertel anspricht. Genau das Richtige für das junge Publikum. Das macht unser Witten lebendig und bereichert es. Aber wer der neue Ladeninhaber sein wird, muss derjenige selbst verraten. Fakt ist aber: Unser Nachmieter möchte so schnell wie möglich rein.“
Hängt also alles von den Umbauten ab. Die Galerie vergrößert sich also.
„Ganz genau. Wir sind in der glücklichen Situation. Vor 6,5 Jahren sind wir mit Null gestartet. Jetzt wage ich wieder den nächsten Schritt und investiere weiter in und für Witten. Wir müssen uns vergrößern, aber das machen wir ganz bewusst auch in Witten. Ich finde, dass es überhaupt einen guten Schwung gibt. Hier tut sich doch ganz viel: Die Mayersche ist toll geworden; Gebers ist neu da und Apollo hat frisch renoviert. Auf der Bahnhofstraße liegt nicht immer alles nur im Argen.
Und auf der unteren Bahnhofstraße? Ist das nicht ein Stiefkind?
Sicherlich gibt es da Leerstände. Aber Geschäfte wie Fielmann, Busenfreundin oder auch die Kartoffelecke laufen doch auch. Es ist halt keine Königsallee. Aber Witten schmückt sich so gut es geht. Außerdem ist die untere Bahnhofstraße nicht alleine die Innenstadt. Wir sollten uns auf die Dinge fokussieren, die Qualität haben und laufen.
Bei Ihnen ist das Glas also halb voll.
Ja, wir sollten die Energie nicht negativ verwenden, sondern fragen: Was kann ich besser gestalten? Und auf den Zug aufspringen. Der Ratskeller ist dafür auch ein Beispiel. Das ist eine gute Investition und mit dem ,mein‘ vor Ratskeller wird doch auch eine große Nähe ausgedrückt.
Gibt es sonst noch Aushängeschilder?
In jedem Fall. Wir haben doch so viele Aktionen, Veranstaltungen und Traditionen: Tummelmarkt, Tafelmusik, Himmelfahrt, die Trödelmärkte oder auch die Zwiebelkirmes und der kleine, aber feine Weihnachtsmarkt. Traumhaft ist doch auch die Umgebung: Wir haben hier die Ruhr, den See, Schifffahrt, den Hohenstein,das Muttental, Historisches und noch vieles mehr. Es gibt einfach wunderschöne Ecken. Da ist es traurig, wenn unsere Heimatstadt immer nur auf die untere Bahnhofstraße reduziert wird. Außerdem ist es doch schön, dass man sich hier mit Namen anspricht. Dieser Dorfcharakter macht das Leben und Arbeiten hier doch so lebens- und liebenswert. Es ist nicht so anonym wie in einer Großstadt.