Witten. . Mit großer Mehrheit hat die ZF-Belegschaft gegen eine Tarifabweichung gestimmt. Doch die frühere Drohkulisse der Firmenspitze weicht Gesprächen.
- Mit großer Mehrheit hat die ZF-Belegschaft gegen eine Tarifabweichung gestimmt
- Doch die frühere Drohkulisse der Firmenspitze weicht Gesprächen
- Wegen Auftragsflaute sollten zehn Millionen Euro jährlich eingespart werden
Mit überwältigender Mehrheit haben die Beschäftigten des Großgetriebeherstellers ZF gegen eine Abweichung vom Flächentarifvertrag gestimmt. Die war von der Geschäftsleitung gefordert worden, um Personalkosten bei der Firma an der Mannesmannstraße einzusparen.
Rund 800 Mitarbeiter hat ZF in Witten, 600 von ihnen sind in der IG Metall. Bei der mehrstündigen Versammlung am Donnerstagnachmittag(27.4.) in der Werkstadt hätten von 450 Anwesenden 90 Prozent für Nein zur Tarifabweichung gestimmt, so Mathias Hillbrandt, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Witten.
ZF-Geschäftsführer Ulrich Reinders habe das Ergebnis akzeptiert, obwohl er nochmal betont habe, dass er sich ein Ja der Belegschaft gewünscht hätte, so der Gewerkschaftler. „Er hat also nicht auf stur geschaltet, sondern Größe gezeigt und gesagt, er wolle die Belegschaft nicht spalten“, so Hillbrandt. In nächster Zeit würden sich nun voraussichtlich Geschäftsführung, Betriebsrat und IG Metall zusammensetzen, um zu beraten, wie es bei ZF in Witten weitergehe. Nach so einem „sanften“ Weg hatte es – wie bereits von dieser Zeitung berichtet – vor einigen Wochen noch nicht ausgesehen. Da habe die Konzernspitze laut Betriebsrat noch eine Drohkulisse aufgebaut: „Sollte es bis zum 30. 4. 2017 kein Eckpunktepapier mit Themen zur Einsparung geben, werde man den Standort ausbluten lassen“, hieß es noch Anfang März in einem Betriebsratsschreiben.
Die Firmenspitze hatte die angepeilten Einsparungen von jährlich zehn Millionen Euro mit stark rückgängigen Aufträgen begründet. Daraufhin hatte die IG Metall eine Oberhausener Unternehmensberatung hinzugezogen, um das Zahlenwerk zu prüfen. „Diese Experten haben die Zahlen nun bestätigt. Die Ergebnissen wurden am Donnerstag den Anwesenden in der Werkstadt vorgestellt und darüber diskutiert“, so Hillbrandt. Insgesamt scheine sich die Auftragslage jedoch etwas zu entspannen. Er meint: „Wir müssen ZF für den Markt fit machen. Aber nicht ausschließlich auf dem Rücken der Kollegen.“ Text: Michael Vaupel