Witten. . Seit Anfang des Jahres wird die Kantinetti an der Annenstraße durch drei neue Mitarbeiter bereichert. Das läuft so gut, dass das Tochterunternehmen jetzt expandieren möchte.

  • Quabed gründete im vergangenen Jahr Tochtergesellschaft zur Beschäftigung geistig Behinderter
  • Seit Januar arbeiten nun drei neue Mitarbeiter in der Kantine voll mit
  • Mit dem Konzept möchte Gesellschaft geistig Behinderte in ersten Arbeitsmarkt bringen

Ricardo Lehmann steht hinter der Essensausgabe der Kantinetti in der Annenstraße. Sorgfältig richtet der 27-Jährige den Krautsalat an, den es heute als Beilage zum Nackenbraten mit Zaziki geben wird. „Das mache ich am liebsten: vorne zu sein und die Kasse machen“, erzählt der junge Mann mit Schirmmütze. Seit einiger Zeit betreibt die Annener Kantine einen gastronomischen Inklusionsbetrieb, bei der geistig Behinderte wie Ricardo eine Chance bekommen.

Die Inkludia gGmbH ist eine Tochtergesellschaft der Quabed (Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft der Diakonie). Geschäftsführerin Katja Kern erklärt: „Eigentlich wurde Herr Lehmann für die Spülküche eingestellt. Aber inzwischen arbeitet er, wie auch die anderen, überall mit. Das ist das Besondere an diesem Betrieb.“

Neue Mitarbeiter bringen frischen Wind

Seit August vergangenen Jahres hat die Inkludia Menschen mit geistiger und psychischer Behinderung zunächst auf Basis eines Praktikums in den Betrieb aufgenommen. Unter neun Praktikanten haben sich schließlich drei durchgesetzt, die nun seit Januar die Kantine als vollwertige Mitarbeiter unterstützen. „Das klappt richtig gut“, erzählt Geschäftsführerin Katja Kern. „Wir haben erwartet, dass die Einarbeitung viel länger dauert. Außerdem bringen die neuen Mitarbeiter durch viel Motivation und Lebensfreude einen ganz frischen Wind in den Betrieb.“ Man habe Menschen in den ersten Arbeitsmarkt integriert, die sonst in Behindertenwerkstätten gearbeitet hätten.

Neben Ricardo Lehmann ist auch Philip Bilstein (30) im Januar eingestellt worden. Wie seine Kollegen wird auch er nach Tarif bezahlt. 35 Stunden pro Woche ist er vor Ort. Wenn er spricht, dauert es einige Zeit, bis er seine Sätze formuliert hat und sie über die Lippen bringt. Doch seine Augen leuchten vor Begeisterung, wenn er davon erzählt, dass er heute schon dem Koch und Betriebsleiter Matthias Weßel beim Bratenmachen über die Schulter geschaut und zugearbeitet hat. Auch das Kühlhaus hat er heute schon aufgeräumt. „Das können nur die ganz heißblütigen unter uns“, scherzt Katja Kern und Bielstein lacht ausgelassen.

Expansion des Kantinenbetriebs geplant

Bevor die Kantinetti um die Inkludia erweitert wurde, existierte sie schon seit 2009. Auf dem Speiseplan stehen in dieser Woche unter anderem Linsensuppe mit Mettenden, Süßkartoffelauflauf, Cordon Bleu mit Kroketten und gemischtem Salat oder Spaghetti mit Basilikum-Pesto. Freitags gibt’s Fisch und täglich ein vegetarisches und ein Fleischgericht. Rund 200 Portionen werden pro Tag zubereitet. 50 davon gehen in der Kantinetti über die Theke, der Rest wird an zwei andere Wittener Kantinen geliefert. Auch die Lieferung übernimmt Philip Bilstein. Manchmal fährt auch Ricardo Lehmann mit. Kochen, Spülen, Auslieferung, Essensausgabe, Aufräumen: Die neuen Mitarbeiter arbeiten in allen Bereichen mit.

Noch in diesem Jahr möchte das Unternehmen mindestens einen weiteren Betrieb anwerben, um ihn mit Essen zu beliefern. In diesem Zuge soll dann auch ein weiterer Schwung Praktikanten mit geistiger oder psychischer Behinderung eingestellt werden, um dann langfristig drei weitere feste Stellen zu besetzen.