Witten. Im Angebot des Wittener Stadtmarketings ist eine Führung durch die Moschee an der Breite Straße. Die Teilnehmer loben deren besondere Ästhetik.

  • Die Moschee der bosnischen Gemeinde an der Breite Straße ist eines der schönsten Wittener Gebäude.
  • Die Baukosten von 650 000 Euro stemmte die Gemeinde aus eigener Kraft.
  • Besucher fragen viel zum Islam. Etwa: Warum trinkt man Schnaps, aber keinen Wein?

Armin Suceska drückt den Schalter, ein prächtiger Kronleuchter taucht den Gebetsraum der Moschee an der Breite Straße 5 in ein warmes Licht. Dann nimmt er das schwarze, mit goldenen Bordüren verzierte Gewand des Gemeindevorstehers und befestigt es an der Kanzel: „Ich hänge den Imam auf“, sagt der 36-jährige Mann aus Wetter flapsig. 20 Interessierte schmunzeln bei der Führung des Stadtmarketings durch die Bosnische Moschee. Diese Premiere war ausverkauft.

Die Moschee an der Breite Straße.
Die Moschee an der Breite Straße. © Biene Hagel

Besucherin Monika Pannitschka ist mit ihrer Freundin gekommen. „Ich war schon mal im Iran, wegen der islamischen Architektur. Diese Ästhetik spiegelt sich auch im Koran wider“, sagt die ältere Dame. Außerdem haben die beiden kürzlich ein Buch des Deutsch-Iraners Navid Kermani gelesen. „Gott ist schön“ habe ihr ohnehin vorhandenes Interesse am Islam verstärkt.

Gemeinde baute in Eigenleistung

Die Baukosten von 650 000 Euro seien aus eigener Kraft gestemmt worden, erklärt Armin Suceska, der sich im Vorstand der 160 Mitglieder starken Gemeinde engagiert. Man hätte wohl Landes-, Bundes- und EU-Mittel in Anspruch nehmen können, wollte sich aber nicht nachsagen lassen, der Steuerzahler zahle für eine fremde Religion. Das Dach ist von einem bosnischen Unternehmer aus Hessen gespendet worden.

Am Eingang zur Moschee wehen nun drei Flaggen: die deutsche, die der Gemeinde und die bosnische. Es gehe sehr gemäßigt zu in der „Weißen Moschee“, wie die Mitglieder ihr weißes Gotteshaus fortan nennen wollen.

Die Gebetsnische: Dieser Ort ist mnit der Kanzel in Kirchen zu vergleichen.
Die Gebetsnische: Dieser Ort ist mnit der Kanzel in Kirchen zu vergleichen. © Biene Hagel

Über der Mihrab, der Gebetsnische, steht ein Koranvers in arabischer Schrift; er preist die Jungfrau Maria. „Moses, Jesus, David – im Islam werden alle Propheten verehrt“, sagt Amer Mehmedovic. „Moses kommt am häufigsten vor.“ Dann nimmt er die Kopfbedeckung des Imams aus einer Schachtel und zeigt sie herum, setzt sie aber nicht auf. Später wird Imam Ruvejd ef. Jahic selbst kurz nach dem Rechten sehen; er trägt einen beigefarbenen Anzug. Und geht wieder, er ist nur für das Religiöse zuständig.

Suceska und Mehmedovic übernehmen den weltlichen Part. Suceska ist der lockere Typ des Führungsduos, nie um einen flotten Spruch verlegen. Sein Kollege, der 22-jährige Amer Mehmedovic aus Sprockhövel, ist eher ernst, aber freundlich. „Mir ist es wichtig, die Angst vor dem Fremden zu nehmen und mit Vorurteilen aufzuräumen“, sagt er.

Armin Suceska (Vorstandsmitglied Moschee), hält die Kleidung des Imam in den Händen.
Armin Suceska (Vorstandsmitglied Moschee), hält die Kleidung des Imam in den Händen. © Biene Hagel

Er muss viele Fragen beantworten, vor allem die nach dem Gebet in arabischer Sprache, die doch viele Bosnier gar nicht beherrschen. Zur Not gibt es Übersetzungen. Die Freitagspredigt wird in Bosnisch gehalten, am Ende gibt es eine Zusammenfassung in Deutsch.

Auch die verschiedenen Rechtsschulen werden angesprochen; in manchen sei Wein verboten, Schnaps aber nicht, das sei ja kein Wein. „Es gibt solche und solche“, sagt Suceska. „Wie bei den Hisbollah und solchen komischen Konsorten.“ Die bosnische Gemeinde ist sunnitisch.

Hälfte der Gemeindemitglieder sind Kriegsflüchtlinge

Bei der Freitagspredigt ging es zuletzt um einen Jahrestag, der an den Bosnienkrieg erinnerte. Wenn ihnen danach ist, trinken die bosnischen Muslime Sliwowitz, den Schnaps ihrer Heimat; 50 Prozent der Gemeindemitglieder sind ehemalige Kriegsflüchtlinge.

Fritz Helbert äußert ein außerordentliches Interesse am Islam und seinen Ritualen. „Es hat mir sehr gut gefallen, sagt er zum Schluss. Ich hätte noch so viele Fragen.“ Die nach dem Umgang mit Frauen, dem Kopftuch und Ähnlichen schneidet Suceska am Ende noch kurz an, quasi als Alibi, als alle auf der Empore stehen. „Die Empore ist den Frauen vorbehalten. Wenn beim Freitagsgebet hier Männer stehen, müssen die eben runter.“

>> Herbeder Moschee öffnet die Türen

In Witten gibt es insgesamt vier Moscheegemeinden, drei davon sind türkisch. Wer einmal gucken möchte: Die Mitglieder der Fatih Camii Moschee in Herbede feiern wieder ihren traditionellen Tag der offenen Tür. Das diesjährige Fest findet am 13. und 14. Mai (Samstag und Sonntag) auf dem Gemeinde-Gelände im Ruhrtal statt. Dazu sind alle interessierten Bürger herzlich eingeladen.

Das Fest der islamischen Glaubensgemeinschaft beginnt jeweils um 11 und endet gegen 20 Uhr. Es gibt Verkaufsstände, Essen aus der türkischen Küche sowie eine Bühne, auf der am Samstag eine Gruppe von Derwischen auftritt, außerdem Kinderfolklore und zwei Hüpfburgen.