Witten. . Rund 100 junge Wittener werden in den kommenden Wochen zum ersten Malden Leib Christi empfangen. Den Auftakt machen Stockum und St. Marien.

Selig lächelnd sitzt Chantal auf der Sofalehne und streicht ihr weißes Seidenkleid glatt. „Ich fühle mich darin wie eine Prinzessin“, sagt die Neunjährige. Tatsächlich sollte sie sich eher wie eine Braut fühlen. Wie eine Braut Jesu.

Denn Brautkleidern – und bei den Jungs Bräutigam-Anzügen – sind die eleganten Kleider, wie Chantall eines trägt, nachempfunden. Die Kinder tragen sie, wenn sie die Erstkommunion empfangen und so als vollwertige Mitglieder in eine katholische Gemeinde aufgenommen werden.

Bei Chantal ist es am 7. Mai soweit. Dann wird sie mit 14 anderen Kindern ihres Alters die Erstkommunion in der Vinzenz-Kirche an der Rüdinghauser Straße empfangen. Schon jetzt ist sie aufgeregt. „Wir müssen ganz früh aufstehen und meine Haare werden lockig gemacht. Hoffentlich singe ich nicht falsch und tanze nicht aus der Reihe“, sagt sie und lacht. Ihre Cousine habe während des Einzugs immer zu ihrer Mutter geschaut und sei dann gegen eine Kirchenbank gelaufen. So etwas soll ihr, Chantal, nicht passieren. Seit einem halben Jahr bereitet sie sich immer montags im Unterricht vor. „Wir haben das Kloster besucht, Lieder gesungen und sind als Drei Könige gegangen. Das hat mir am besten gefallen“, erzählt das Mädchen. „Und wir haben gelernt, dass man an Gott glauben muss und dass man vor dem Schlafen beten soll.“

60 von 80 Kindern meldeten sich zur Kommunion

Die ersten Wittener Kommunionkinder empfangen bereits in wenigen Tagen, am Weißen Sonntag, ihre erste Eucharistie. St. Maximilian Kolbe in Stockum macht mit zehn Kindern, St. Marien in der Innenstadt mit 23 Kindern in diesem Jahr den Anfang. Die anderen katholischen Gemeinden begehen innerhalb der kommenden Wochen bis Himmelfahrt das Ereignis.

„Für die Pfarrei Heiligste Dreifaltigkeit haben wir in Annen, Rüdinghausen und Stockum 80 Kinder zur Kommunion eingeladen. 60 werden sie empfangen“, berichtet Pastor Andreas Jung. Ob das eine gute Rücklaufquote ist, kann der Gottesmann nicht so recht beurteilen: „Ich bin ja erst seit einem halben Jahr in Witten, habe also keine Vergleichswerte. Aber vorher war ich in einem überwiegend katholischen Gebiet tätig, dort war es schon anders“, sagt er.

„Kommunion ist Tradition“

Für Chantal gab es keinen Zweifel, zur Kommunion zu gehen. Auch wenn sie mit ihrer Mutter und ihren beiden Geschwistern eigentlich in der Freien Evangelischen Gemeinde in Bommern aktiv ist. „Kommunion ist einfach Tradition“, sagt Mutter Marzena Weiss, die in Polen aufgewachsen ist. „Es ist ja auch für Gott ein großer Tag.“ Aufgeregt und etwas gestresst ist aber auch sie schon. Die Familie, Tanten, Onkel und Cousinen werden aus Polen, Freunde und Bekannte aus Köln und Holland anreisen. 30 Erwachsene werden es sein und viele Kinder. Feiern wollen sie im Asia Stern in der Dortmunder Straße, Chantals Lieblingsrestaurant.

Während die Drittklässlerin auf dem Handy ein Foto der Torte zeigt, die es geben wird, kramt Mutter Marzena alte Fotos von ihrer eigenen Kommunion heraus. Einen Kranz aus Palmenblättern im Haar, ein kirchliches Gewand tragend, einen Rosenkranz über den fromm gefalteten Händen, zeigt es die Mutter als junges Mädchen. „Das waren ganz andere Zeiten“, sagt sie. „Wir bekamen Ohrringe und eine goldene Kette. Süßigkeiten gab es nur zu Weihnachten.“ Und was wünscht sich Chantal? „Einen Laptop!“