Witten. . Groß war der Andrang bei der Aufführung der Matthäus-Passion. Die Erlöserkirche war bis auf den letzten Platz besetzt.
Die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach gehört zweifellos zu den herausragenden Werken der Musikgeschichte. Obwohl die Entstehung fast 300 Jahre zurückliegt, hat diese Musik bis heute nichts von ihrer Faszination verloren. So war jetzt die Erlöserkirche in Annen bis zum letzten Platz gefüllt, als der Wittener „Ama Deus Chor“ und ein Barockensemble dieses teils lyrisch, teils dramatische Werk zur Aufführung brachten.
Für die Veranstalter war die logistische Herausforderung groß, da für Bachs monumentalstes Werk gleich zwei Orchester, zwei Chöre, ein Kinderchor sowie fünf Gesangssolisten vorgeschrieben waren. Das Gedränge im Altarraum war nicht zu übersehen und leider musste der Kinderchor (Ruhrpottspatzen) im Seitenschiff links Aufstellung nehmen, wo er einige Mühe hatte, sich trotz guter Leistung gegen die ca. 60 Sänger der beiden Chöre zu behaupten.
Das Klangbild der Chöre war ausgeglichen und sauber intoniert bei guter Textverständlichkeit. Die Choräle gelangen lyrisch fließend (O Haupt voll Blut und Wunden), während Titel wie „Sind Blitze, sind Donner“ oder „Lass ihn kreuzigen“ ihre volle Wucht und Dramatik entfalteten.
Komplettiert wurde der gute Eindruck durch ein fünfköpfiges, ausgewogenes Solistenensemble. Hier ist besonders der Tenor Martin Vanberg zu nennen, der mit heller und klarer Stimme das Evangelium vortrug. Den Christus sang Johann Dornwald mit warmer und besonders in den Tiefen wohlklingender Bassstimme.
Das spielfreudige Orchester war mit Originalinstrumenten aus der Barockzeit angetreten. Dabei wurde bewusst auf den Glanz moderner Instrumente zugunsten einer originalgetreuen Wiedergabe verzichtet. Allerdings hatten einige Soloinstrumente bei Arien oft Schwierigkeiten, sich trotz sauberem Spiel gegenüber einem zu laut eingestellten Orgelpositiv durchzusetzen. Eine Ausnahme war die Geigerin Ha-Na Lee, die in der Arie „Gebt mir meinen Jesum wieder“ mit hoher Musikalität und beherztem Zugriff glänzte.
Dirigentin Susanna Dornwald hatte das musikalische Geschehen immer fest im Griff. Bei einigen Arien überließ sie die Musiker ihrer eigenen Inspiration und verzichtete auf ein Dirigat. Der mächtige Schlusschor „Wir setzen uns mit Tränen nieder“ beendete diesen gelungenen Konzertnachmittag.