witten. . Nach der Dachsanierung sind jetzt die riesigen Innenräume von Wittens zentralem Wasserspeicher dran. Jede Kammer fasst zehn Millionen Liter.
- Nach der Dachsanierung sind jetzt die riesigen Innenräume von Wittens zentralem Wasserspeicher dran
- Jede Kammer fasst zehn Millionen Liter Trinkwasser
- Das Abstrahlen der Wände, Decke und des Bodens ist eine laute und schmutzige Arbeit
„Ist das hier rieeesig“ – minutenlang hallt mein Echo durch die gewaltigen unterirdischen Räume, die wir für unsere Reportage über die Renovierung der Wasserkammern auf dem Helenenberg besuchen. Mühelos könnte man darin sein Jodeldiplom ablegen – wenn sie nicht normalerweise mit vielen Millionen Litern Trinkwasser gefüllt wären. Deshalb käme eigentlich niemand hinein. „Denn Trinkwasser ist ein Lebensmittel“, betont Ralf Christ-mann von den Stadtwerken.
Deshalb werden jetzt die Innenseiten der beiden Kammern im Herzen des Helenenbergs frisch beschichtet. Sie waren verschlissen. Jede ist 50 Meter lang, 40 breit und über fünf Meter hoch und fasst jeweils unglaubliche zehn Millionen Liter. Müssen sie auch: „Denn das gesamte Wittener Wassernetz hängt an diesem Behälter“, betont der Abteilungsleiter Gas- und Wasserversorgung. Damit der Betrieb ungestört weiterlaufen kann, wird erst die eine, dann die andere Kammer saniert. Das dauert jeweils ungefähr neun Monate.
Zeitgleich werden die Drucktüren und Leitungssysteme erneuert und die Belüftung verändert. Voraussichtlich im September 2018 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Vier Millionen Euro hat die Renovierung des Wasserspeichers Helenenberg dann verschlungen – inklusive der bereits abgeschlossenen Dachsanierung.
Doch bevor die neue Beschichtung kommt, muss die alte erstmal entfernt werden. Gerade hat ein Bautrupp damit begonnen, die Wände abzustrahlen. Auch der Deckenbelag wird in einem Zentimeter Dicke und der Bodenestrich sogar in fünf Zentimetern abgetragen. „Das ist extrem laut und macht sehr, sehr viel Dreck“, sagt Ralf Christmann. „Aber draußen hören die Spaziergänger das nicht, weil der Speicher wie ein Bunker ist, mit Betonwänden und Stahltüren.“ Sechs bis acht Arbeiter sind in den nächsten Monaten ständig vor Ort.
Wenn man die Richtung Hammerteich zeigende Tür des Wasserspeichers öffnet, schaut man zunächst in einen auch schon beeindruckend großen Raum. Er trennt die beiden Wasserkammern zu seiner rechten und linken Seite. Unter dem für die Arbeiten abgedeckten Boden laufen Rohre. Auf dieser Empore in etwa vier Metern Höhe befinden sich verriegelte, fenstergroße Stahlklappen in den Wandseiten. Ob man die öffnen könne, möchte ich wissen. „Ja. Aber dann werden Sie niemandem mehr davon erzählen können“, meint der Experte der Stadtwerke amüsiert. Denn dann würden die Wassermassen mit ungeheurer Kraft durch die Klappen in den Mittelraum strömen.
1959 sei dieser Speicher hoch über Witten gebaut, ein Jahr später in Betrieb genommen worden, erzählt Christmann. Bereits zuvor stand dort ein Wasserspeicher, der die markante Form eines kleinen Schlosses hatte und an den sich gerade ältere Bürger noch genau erinnern können. „Doch es wurde für den Wasserbedarf der Stadt zu klein und entsprach außerdem nicht mehr den damaligen Vorschriften“, nennt der Abteilungsleiter Gas- und Wasserversorgung die Gründe für den damaligen Abriss, den viele Wittener bedauerten.
Das Gelände auf dem Speicher bleibt künftig abgezäunt. Aber zwei Aussichtsplattformen sollen an den Ecken entstehen, um weiter in die Ferne schauen zu können. Vielleicht werden auch wieder Bänke aufgestellt. Und die riesigen, derzeit leeren Wasserkammern darf sowieso kein Fremder betreten. Ralf Christmann betont: „Nach der aktuellen Sanierung kommt in den nächsten 30 Jahren erst recht nur befugtes Personal hinein.“