Wegen der politischen Situation in der Türkei hat der „Leseclub Ruhr“ nach eigenen Angaben mit einem starken Mitgliederschwund zu kämpfen. Weil sie Gegner der Regierung seien, würden sie ausgegrenzt und bedroht. So hat es jedenfalls der Ehrenamtliche Baran Can* erlebt.
Wegen der politischen Situation in der Türkei hat der „Leseclub Ruhr“ nach eigenen Angaben mit einem starken Mitgliederschwund zu kämpfen. Weil sie Gegner der Regierung seien, würden sie ausgegrenzt und bedroht. So hat es jedenfalls der Ehrenamtliche Baran Can* erlebt.
Er und Mitstreiter Fatih Ates hoffen, dass diese Zeit bald vorbei sein wird und sie wieder eine Beziehung zu ihren Mitbürgern aufbauen können. „Wir übernehmen gerne die Rolle der Brückenbauer“, sagt Can. Der 33-Jährige ist seinen Landsleuten nicht böse. „Sie hören in den Medien immer nur das Gleiche. Sie haben keine andere Möglichkeit, um sich zu informieren.“ Er sei dankbar, in einem Land wie Deutschland geboren zu sein. „Ich bin sehr froh, hier leben zu können und eine gute Ausbildung genossen zu haben. Ich habe einen deutschen Pass und bin stolz darauf.“
Theater für alle
Um der Gesellschaft zu zeigen, dass auch positiv Gesinnte in diesem Land lebten, wolle sich der Verein weiter öffnen. „Wir müssen die imaginären Wände, die es immer noch gibt, einreißen und die Willkommenskultur weiter pflegen“, sagt Can. „Wir lieben Deutschland wirklich. Aber es ist wichtig für uns, dass wir auch als Deutsche wahrgenommen werden: Dann wird sich einiges ändern.“
Als ersten Schritt will der Leseclub Ruhr seine Räume renovieren. „Die Couch und der Teppich kommen raus – das ist nicht ansprechend für alle“, sagt Fatih Ates. Wenn alles fertig ist, soll es ein großes Willkommensfest geben. „Dazu sind dann alle Wittener herzlich eingeladen.“
Für den Sommer plant der 36-jährige Student der Islamwissenschaften bereits verschiedene Projekte, unter anderem zusammen mit dem Zirkus Lollipop. „Ende Juni wird es auch eine Vorstellung der Theatergruppe ,Halber Apfel’ geben“, sagt Fatih Ates. Der Titel des Stücks lautet passenderweise „Almanya, ich liebe dich“. Gefördert wird das Projekt durch Mittel aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“. „Wenn alles klappt, machen wir nächstes Jahr einen Theaterworkshop, an dem jeder teilnehmen kann.“
Bis dahin soll es auch wöchentliche Veranstaltungen geben, etwa Vorträge zu verschiedenen Themen, ein Sprachcafé und einen Leseabend. „Bisher hat sich das Angebot mehr an Türkischstämmige gerichtet“, sagt Ates. „Aber wir wollen in Zukunft auch mal deutsche Bücher lesen und über die deutsche Kultur sprechen.“ Obwohl die Literatur natürlich eine große Rolle spiele, ginge es an diesen Abenden mehr ums Zusammenkommen und den gemeinsamen Austausch. „Die Bücher sind sozusagen nur der Grund für das Treffen.“
Wie wichtig das ist, weiß Vereinsmitglied und Ehrenamtlicher Baran Can aus eigener Erfahrung. „Ich kenne den Verein seit seiner Gründung: Er hat mich Bücher lieben gelehrt. Alles, was schön ist, wurde mir hier beigebracht.“ Deswegen sei es wichtig, nicht aufzugeben.