Witten. . Hedwig Knorn aus Stockum wird am 4. April 106 Jahre alt. Sie lebt mit ihrer Familie unter einem Dach, hat viel erlebt und wenig Falten.
- Hedwig Knorn feiert am Dienstag (4.4.) ihren 106. Geburstag zu Hause am Weizenkamp
- Die gebürtige Stockumerin ist dann die älteste Wittenerin, sagt die Stadt
- Insgesamt leben derzeit 23 Menschen in Witten, die 100 Jahre oder älter sind
„Ich hab’ doch noch Schlafzimmeraugen“, sagt Hedwig Knorn morgens um zehn, als die Zeitung mal wieder vorbeischaut. Und: „Ich weiß doch gar nicht mehr, was ich noch erzählen soll.“ Denn seit sie über 100 ist, kommt die Stockumerin jedes Jahr groß raus – Ehre, wem Ehre gebührt. An diesem Dienstag (4.4.) wird sie sage und schreibe 106 Jahre alt. Und ist damit die älteste Wittenerin – sagt die Stadt.
Hedwig Knorn selbst kann das kaum glauben. Und wer sie sieht, dem kommen arge Zweifel. Denn nicht nur verbreitet das Geburtstagskind pure Lebensfreude, Hetti sieht auch blendend aus. Das muss hier von Frau zu Frau einfach mal gesagt werden. Glatte Wangen, nur ein paar Falten rund um den Mund und auf der Stirn. Wie macht sie das? Teure Cremes? Fehlanzeige. „Klares Wasser und Seife“, verrät die alte Dame ihr absolutes Geheimrezept. Und amüsiert sich über den ungläubigen Blick.
Schöne und schäbige Zeiten
Dabei hat sie so viel erlebt in all den Jahren: das Kaiserreich und zwei Kriege. „Das waren schöne und schäbige Zeiten“, sagt sie rückblickend. Doch ihr sei es immer gut gegangen. Zunächst mit ihrer Schwester bei den Eltern zu Hause („ich war nie krank“), dann als Kindermädchen reicher Leute, dann mit ihrem Heinrich, der aus Schlesien kam und Bergmann war. „Ein guter Mann, wir haben viel Schönes erlebt.“ Das Paar ist gern mit den Naturfreunden nach Österreich gefahren, in die Berge.
Seit sie vor 17 Jahren vom Stockumer Bruch wegzog („das war meine Heimat da unten“), lebt sie mit ihrem einzigen Sohn Reinhold (79), dessen Frau Christa (77) und Urenkelin Jacqueline (27) unter einem Dach. „Ich bin gut versorgt“, sagt Hedwig Knorn und ist zufrieden, obwohl sie einen Rollstuhl braucht und selbst das Lesegerät inzwischen nicht mehr viel nützt. Aber den Menschen, die an ihrem Haus auf dem Weizenkamp vorübergehen, winkt sie trotzdem zu. „Mich kennt ja hier jeder.“ Und weil’s mit dem Lesen nicht mehr gut klappt, hört sie halt Radio. Das dudelt den ganzen Tag in der Küche, gerade läuft ein Hit von Abba.
Ins Altenheim möchte sie nicht
Inzwischen sei sie eine Schlafmütze, sagt Hetti (aha, viel Schlaf macht ja auch schön). Geht abends um acht ins Bett, kriegt morgens von der Schwiegertochter den Kaffee hochgebracht. Wird von Urenkelin Carolin regelmäßig geduscht, während Enkelin Petra das Putzen übernommen hat. Einmal war Hedwig Knorn für kurze Zeit in der Tagespflege der Boecker-Stiftung, weil zu Hause das Bad renoviert wurde. Sie hat dort Gymnastik und alles mögliche mitgemacht. Ins Altenheim will sie trotzdem nicht.
Ihren Geburtstag möchte Hetti mit möglichst vielen Menschen in Stockum feiern. „Heute ist hier Tag der offenen Tür. Das geht dann zu wie im Taubenschlag“, sagt sie und strahlt in die Runde.
>> WITTENS ÄLTESTE
Nach Auskunft der Bürgerberatung leben in Witten derzeit 23 Menschen, die 100 Jahre oder älter sind.
Diese teilen sich wie folgt auf: Ein Mann und elf Frauen sind genau 100 Jahre alt. Älter sind nur Frauen. 101 und 102 Jahre alt sind jeweils drei Seniorinnen. Zwei weitere sind 103 Jahre alt, eine ist 104, eine andere 105. Wittens älteste Bürgerin wird am 4. April 2017 sogar 106 Jahre alt.