Witten. . Der Lkw-Verkehr am Hellweg beschäftigt weiter Anwohner. Sie fordern ein Durchfahrtverbot. Die Groko will es von der Verwaltung prüfen lassen.
- Nach dem tödlichen Unfall vor Weihnachten ist die Verkehrssituation in Heven nach wie vor ein Thema
- Große Koalition fragt in Prüfauftrag an Verwaltung nach Auswirkungen eines Durchfahrtverbots für Lkw
- Brummis benutzen Straße mit relativ engen Bürgersteigen und ohne Parkstreifen als direkten Weg zur Autobahn
Man muss lange warten an diesem sonnigen Nachmittag, bis einer der dicken Brummis durchrauscht. Doch irgendwann kommt wieder einer. Rechts der Bäcker, gegenüber die Schule, auch die Kita ist nah – doch der Hellweg bleibt Hauptverkehrsstraße und wichtige Querverbindung für den Schwerlastverkehr von und in Richtung Autobahn. Nun sammeln Anwohner wieder Unterschriften für ein Durchfahrtverbot.
Nach einem CDU-Stammtisch mit Bürgern hat sich die Koalition erneut des Themas angenommen. Die Verwaltung soll ein Durchfahrtverbot für Lkw prüfen. Das Thema ist durch den tödlichen Unfall vor Weihnachten wieder auf die Tagesordnung gekommen. Damals geriet eine Rentnerin, die auf dem Bürgersteig ins Straucheln kam, unter einen Laster. Der Unfall hätte laut Stadt überall passieren können, den Fahrer traf keine Schuld – und dennoch kocht das Thema „Sicherheit“ seitdem wieder hoch.
Angst vor dem Sog der Lkw
„Es gibt ältere Leute, die Angst haben daherzugehen, weil sie in den Sog der Lkw geraten könnten“, sagt Vera Hänel, die auf der Kreuzung Ecke Universitätsstraße wohnt. Sie hat bisher 214 Unterschriften für ein Verbot der Laster gesammelt. „Der Verkehr hat drastisch zugenommen“, sagt die 57-Jährige. Sonntagnacht gehe es los, wenn das Lkw-Verbot aufgehoben werde. „Ab 23 Uhr rauschen die hier durch wie zur Rush-Hour.“
Die Laster kommen häufig von der A 43 in Heven, sie wollen zum Beispiel zum Weichenwerk in der Kronenstraße oder in ein anderes Gewerbegebiet, etwa am Esch. Der Hellweg ist die kürzeste Verbindung – man muss einfach geradeaus fahren. Warum fahren sie nicht über den Crengeldanz und die Sprockhöveler Straße, fragten sich Anwohner beim CDU-Treff.
Drei „Querungshilfen“ und Tempo 30 auf 250 Metern
Es gibt drei sogenannte „Querungshilfen“, sprich kleine Fußgängerinseln, Tempo 30 auf 250 Metern – und trotzdem „rasen die hier wie die Verrückten“, hat Irene Giersbach (63) beobachtet, die gerade ihre Tochter besucht. Gemeint sind die Lkw, aber genauso Autofahrer. Eine junge Mutter, die mit dem Kinderwagen unterwegs ist, hat bereits unterschrieben. Gerade morgens führen hier viele Laster her, wenn sie zur Kita gehe.
Alternativen seien schwierig, sagt der städtische Verkehrsplaner Andreas Müller, „weil die Bahnbrücken an der Bochumer Straße und Sprockhöveler Straße zu niedrig sind“. Die Stadt hat den Hellweg sogar als Vorrangroute für Lkw in ihrem „Lenkungskonzept“ aufgeführt. Andere Strecken gibt es, etwa über die Herbeder und Seestraße. Der Ruhrdeich ist wegen des Brückenbaus am Mühlengraben schon länger für Brummis dicht.
Verkehrsplaner setzt auf Crengeldanz-Umbau
Müller hofft auf Besserung, wenn die Crengeldanzstraße mal „tiefer gelegt“ ist im Zuge des Straßenbahnumbaus und Laster nicht mehr unter der Brücke hängen bleiben, wenn die Kreuzung Sandstraße ausgebaut ist und dann die Jahnstraße zum Weichenwerk in beiden Richtungen befahren werden kann. Das alles ist aber, gesteht Müller, „noch Zukunftsmusik“.
Unterdessen sammelt Vera Hänel weiter Unterschriften. „Lkw und Pkw brettern teils mit 70 durch dieses Nadelöhr“, sagt die Hellweg-Anwohnerin. Sie appelliert an Politik und Verwaltung: „Hier muss dringend etwas passieren, bevor noch jemand totgefahren wird.“