Witten. . Die Wohnungsunternehmen Vonovia und LEG modernisieren in Annen. Auch Instandhaltungskosten würden auf die Mieten umgelegt, beklagen Bewohner.

  • An der Schückingstraße modernisiert die LEG fünf Wohnblocks mit 48 Wohnungen. Dafür steigt die Miete um 90 Euro pro Monat
  • An der Westfeldstraße saniert Vonovia ein Haus, die Miete steigt danach um 200 Euro
  • Mieter: „Die Verhältnismäßigkeit stimmt nicht.“

Seit 1965 wohnt der Rentner in der Schückingstraße, bislang hat er nicht eine Modernisierung der Häuserblocks in Annen erlebt. Nun investiert sein Vermieter LEG 900 000 Euro in die Wohnanlage – und hebt anschließend die Miete um 90 Euro pro Monat an. Auch Vonovia saniert an der Westfeldstraße. Für Bewohner dort steigt die Miete anschließend um 200 Euro. Aus beiden Anlagen wollen viele der Bewohner nun ausziehen.

Dass saniert werden muss, sehen die Mieter durchaus ein, auch dass ein Teil der Baukosten auf die Miete umgelegt wird. Aber den Sinn einiger Maßnahmen zweifeln sie an. Ihr Vorwurf: Das geschieht nur, um durch eine Wertsteigerung höhere Mieten kassieren zu können.

Beispiel Westfeldstraße 69: Das Mehrparteienhaus ist durchaus in die Jahre gekommen, aber es hat auch Vorteile. Zum Beispiel hat jeder Mieter hinterm Haus einen eigenen Garten. Trotzdem baut Vonovia nun Balkone an der Nordseite des Hauses an, „da, wo niemals Sonne hinkommt“, sagt Mirja Avermann kopfschüttelnd. „Die braucht doch niemand.“

Schimmel-Ursache nicht bekämpft

Alle Haustüren werden erneuert, obwohl drei von ihnen gerade neu sind. Drängende Probleme, wie der starke Schimmelbefall, unter dem jede Wohnung leide, würden indes nicht angegangen. Stattdessen werde die neue Außendämmung das Problem eher noch verstärken. Die derzeitige Kaltmiete von 415 Euro wird für die Avermanns um 207 Euro erhöht. „Das ist für uns nicht tragbar. Die Verhältnismäßigkeit stimmt nicht“, sagt Markus Avermann und überlegt auszuziehen.

Reparaturen als Modernisierung verkauft

Knut Unger vom Mieterverein Witten wirft der Vonovia vor, dass es sich „bei den Modernisierungen zu einem wesentlichen Teil um Instandsetzungen handelt, die rechtlich nicht zu einer Mieterhöhung führen dürfen“. Bettina Benner von der Vonovia kontert, dass man „glasklar trennt zwischen Instandsetzungskosten und echten umlegbaren Modernisierungskosten“. Dazu sei man gesetzlich verpflichtet.

Dennoch: Dass man 30 Jahre alte Zweischeibenverbundfenster, in denen sich das Kondenswasser staut, austauscht, sei eine Reparatur, beharrt Unger. „Und für den künftigen Mietpreis von 7,30 Euro pro Quadratmeter erwartet man in Witten gehobenes Wohnen.“

Einige Häuser weiter saniert die LEG in der Schückingstraße zurzeit vier Wohnblocks mit insgesamt 48 Wohnungen. Die ehemals grauen Fassaden leuchten schon in bunten Farben. Das schicke Äußere hat seinen Preis. Allein in Wolfgang Freitags Haushälfte erwägen fünf Mietparteien auszuziehen.

„Die LEG hat die Wohnanlage vor anderthalb Jahren übernommen“, sagt Wolfgang Freitag, „seitdem wurden immer wieder die Mieten erhöht“. Wie berichtet beruft sich die LEG dabei auf drei Vergleichswohnungen aus dem Eigenbestand, da es momentan keinen gültigen Mietspiegel in Witten gibt.

Zweifel an Heizkosteneinsparung

Nun kommen für Freitags 70-Quadratmeter-Wohnung weitere 90 Euro pro Monat für die energetische Modernisierung obendrauf. Im Gegenzug würden die Mieter Heizkosten sparen, sagt die LEG. „Bei mir kommt die Kälte von unten, weil die Kellerdecke nicht gedämmt ist“, argumentiert Wolfgang Freitag. „Die vorgerechneten Heizkosteneinsparungen werden nie erbracht werden.“

Die LEG verzichte bereits auf 40 Prozent der gesetzlich möglichen Umlage, betont LEG-Sprecher Mischa Lenz und betont, dass die Modernisierung auch den Wohnwert in der Anlage steigere. Der Rentner aus der Schückingstraße zeigt seine neue Abrechnung: 713 Euro warm wird ihn sein Zuhause bald kosten. „Hier wurde 52 Jahre nichts gemacht, einfach nur Geld eingenommen.“