Vor zwei Jahren zog die Möbelbörse der Walze vom Novum in der City nach Rüdinghausen. Das wurde jetzt gefeiert.

  • Vor zwei Jahren zog die Möbelbörse der Walze vom Novum in der City nach Rüdinghausen
  • Das wurde jetzt mit Speis und Trank und zahlreichen Kunden gefeiert
  • Verkäufer loben die Stadtteil-Atmosphäre und Kunden die Angebote für kleine Geldbeutel

Hohe Stöckelschuhe mit Absätzen, für die man fast einen Waffenschein braucht, Rollatoren, Fitnessgeräte oder Schrankwände – bei der Walze gibt es nahezu nichts, was es nicht gibt. Seit zwei Jahren ist die Möbelbörse jetzt in den ehemaligen Supermarkträumen an der Kreisstraße 128 in Rüdinghausen beheimatet. Das wurde nun ordentlich gefeiert: Mit Würstchen, Sekt und Orangensaft sowie jeder Menge Besuchern, die in den kunterbunten Angeboten herumstöberten.

Natürlich hat die Walze, eine Abteilung der Wittener Gesellschaft für Arbeit und Beschäftigungsförderung (Wabe), eine viel längere Geschichte: Bereits 1984 wurde das Wittener Arbeitslosenzentrum (Abkürzung Walze) als Verein gegründet. Vom „Arbeitslosentreff“ entwickelte sich die Walze zum sozialen Betrieb, in dem damals etwa 60 Arbeitslose Beschäftigung fanden.

Gelsenkirchener Barock ist out

Bebelstraße, Annenstraße, Novum-Gebäude in der unteren Bahnhofstraße – das waren die Stationen, bevor die Möbelbörse sich im März 2015 in Rüdinghausen niederließ. Auf rund 600 Quadratmetern präsentiert sie als Nachfolger eines Buchgroßhändlers dort ihr Angebot. „Das ist mehr als wir eigene Fläche im Novum hatten“, sagt Wabe-Geschäftsführer Thomas Strauch. Leisten könne sie sich das nur, weil die Harpen Immobilien bei der Miete ausgesprochen kulant sei.

„Wir fühlen uns hier pudelwohl. Das Publikum ist auch sehr nett“, lobt Annette Möller, seit 17 Jahren Verkaufsleiterin der Möbelbörse, Rüdinghausen als bisher besten Standort. Das Angebot kommt aus Haushaltsauflösungen, die vom Walze-Team gewuppt werden, und aus Spenden zusammen.

Kauft häufiger bei der Möbelbörse: Rentnerin Heidi Rother.
Kauft häufiger bei der Möbelbörse: Rentnerin Heidi Rother. © Thomas Nitsche

Und was wird so gekauft? „Hier läuft fast alles. Bis auf Herrenkleidung, Bettwäsche, Gardinen – und dunkle Möbel in der Art ,Gelsenkirchener Barock’. Die sind total out“, weiß die 62-Jährige. Im Novum seien noch in zwei Räumen dunkle Eichenmöbel gesammelt und regelmäßig von zwei Händlern aus Polen abgeholt worden. „Aber die holen inzwischen nur noch helle Möbel und vor allem Deko“, so die Verkaufsleiterin.

Etwa 20 Mitarbeiter hat die Möbelbörse vor Ort, „von Festangestellten bis zu 1,50-Euro-Kräften“, sagt Projektleiterin Cornelia Zimmermann. Von jenen zuvor arbeitslosen Walze-Mitarbeitern der letzten Jahre, die irgendwann weggegangen seien, hätten 20 Prozent irgendwo anders eine Beschäftigung gefunden, schätzt Strauch. „Aber meist eine prekäre, etwa als Saisonarbeiter oder in Zeitarbeit“, ergänzt er.

Viele der Kunden, die am Montag in den Geschäftsräumen an der Kreisstraße stöberten, schauen öfter rein. „Besonders für Leute, die nicht so viel Geld haben, ist das hier eine gute Möglichkeit, etwas zu finden“, sagt Rentnerin Heidi Rother. Haushaltssachen hat sie schon dort gekauft, jetzt sucht sie ein Gästebett oder eine kleine Couch. „Denn ich gestalte gerade die Wohnung komplett um“, erzählt die Annenerin. An der Möbelbörse schätzt sie besonders die ruhige Atmosphäre, dass man nachfragen könne, aber nicht bedrängt werde. „Bei großen Geschäften ist das leider oft anders. Ich weiß das, weil ich selbst gelernte Kauffrau bin“, sagt die 65-Jährige.

Jürgen Günther hat gerade einen Bilderrahmen gekauft. „Aber wir spenden der Walze auch häufig was“, betont der 70-Jährige. Geschirr, Vasen. „Und eben erst eine Designerjacke meiner Frau.“