Witten. . 400 DEW-Mitarbeiter sind am Dienstagmittag (14. 3.) zur Warnstreikkundgebung vor das Gewerkschaftshaus gekommen. Sie forderten 4,5 Prozent mehr.

„Seid Ihr alle da, Wittener Kolleginnen und Kollegen? Dann lasst hören!“, fordert Mathias Hillbrandt die Mitarbeiter der Deutschen Edelstahlwerke (DEW) auf, die sich vor dem Gewerkschaftshaus an der Hans-Böckler-Straße zur Warnstreikkundgebung versammelt haben. Hunderte Trillerpfeifen ertönen. „Das geht noch lauter“, heizt der Erste Bevollmächtigte der IG Metall am Dienstagmittag (14. 3.) die Stimmung an. Tatsächlich: Die rund 400 Stahlwerker trillern nun viel kräftiger für geforderte 4,5 Prozent mehr Lohn.

Eine Stunde lang gingen die DEW-Mitarbeiter auf die Straße. „Wenn am Donnerstag in der nächsten Tarifrunde kein verhandlunsfähiges Angebot der Arbeitgeberseite vorgelegt wird, fühlen wir uns veräppelt. Dann werden wir am Freitag in Düsseldorf beraten, wie es weitergeht und eventuell die Streiks ausweiten“, drohte der Wittener DEW-Betriebsratschef Ralf Peine Konsequenzen an.

Bisher liegen die Forderungen weit auseinander: Die Metaller pochen auf 4,5 Prozent mehr für zwölf Monate, die Gegenseite bietet 1,3 für 15 Monate. „Das wird sich bei 2,2 Prozent einpendeln. Die treffen sich meistens irgendwo in der Mitte“, weiß Ferdinand Pelzel aus vielen Tarifrunden. Der 48-Jährige ist Euromaterialprüfer bei den Wittener Edelstahlwerken.

Leichte Belebung am Wittener Standort

Dort sind satte 95 Prozent der 1650 Mitarbeiter gewerkschaftlich organisiert. „Schon ein Drittel unserer Leute, die bis vorhin noch Nachtschicht hatten, sind hier bei der Kundgebung. Das zeigt, wie solidarisch wir sind“, meint Jörg Schulte am Dienstagmittag. Der 57-Jährige arbeitet in der Instandhaltung.

Auch Ralf Peine, DEW-Betriebsratsvorsitzender in Witten, griff zum Mikrofon.
Auch Ralf Peine, DEW-Betriebsratsvorsitzender in Witten, griff zum Mikrofon. © Barbara Zabka / FUNKE Foto Services

Im November 2016 habe es bei den Wittener Edelstahlwerken letztmals Kurzarbeit gegeben, seit Jahresbeginn sei eine „leichte Belebung“ festzustellen“, meint Betriebsratschef Ralf Peine. Am Siegener Standort der Edelstahlwerke seien die Auftragsbücher bereits wieder gut gefüllt. „Insgesamt zieht die Stahlnachfrage wieder deutlich an. Für die nächsten drei, vier Monate sind wir auch in Witten gut ausgelastet. Ob wir aber ganz über den Berg sind, ist schwer zu sagen“, so der Gewerkschafter.

Viele DEW-Mitarbeiter sind schon älter

Neben dem deutlichen Lohnplus fordern die Metaller auch eine Weiterführung der Tarifverträge zur Altersteilzeit. „Wir dürfen nicht Jung gegen Alt ausspielen bei einer Branche mit so hohem Altersdurchschnitt wie dieser. Die jungen Leute müssen eine Chance bekommen, die älteren, die lange gebuckelt haben, müssen gut in Rente gehen können“, fordert Mathias Hillbrandt. Und tatsächlich: Der Altersdurchschnitt bei der Kundgebung ist schon erheblich, junge Mitarbeiter dabei kaum zu finden.

Rund 100 Leiharbeiter sind derzeit bei den Edelstahlwerken beschäftigt, 30 wurden in den letzten zwei Jahren übernommen. Denn auch dafür macht sich die Gewerkschaft stark. „Die Leiharbeiter geben alles, sind aber die ersten, die gehen müssen, wenn es kriselt“, weiß Mario Leupold, der schon seit Jahrzehnten bei DEW beschäftigt ist. Er bricht eine Lanze für die Leiharbeiter in seinem Betrieb: „Viele von ihren haben Familie. Und man wächst mit ihnen zusammen.“