Die Förderschüler müssen ein Jahr in Containern lernen. Die Stadtspitze traute sich nicht, das frühere Schulgelände in Durchholz anzubieten.

  • Wegen umfangreicher Baumaßnahmen müssen 115 Förderschüler ein Jahr lang in Containern unterrichtet werden
  • Die Schule und die Fachämter sprachen sich für ein Ausweichen nach Durchholz aus. Auf das Gelände der abgerissenen Schule
  • Aus Sorge vor Ärger wollte die Stadtspitze Vormholz lieber durchsetzen. Ausschusspolitiker drückten aber Vormholz durch

Der EN-Kreis will 3,7 Millionen Euro in die kreiseigene Förderschule für Menschen mit geistiger Behinderung in Herbede-Kämpen investieren. Auslöser sind verschärfte Brandschutz-Bestimmungen. Deshalb werden die elektrischen Anlagen und Wasserleitungen ohnehin erneuert. Nach dem Motto „wenn schon Baustelle, dann richtig“, schlug die Schule vor, das Gebäude ganz zu räumen und die Gelegenheit für weitere Verbesserungen zu nutzen. Das leuchtete dem Kreis ein. Deshalb werden auch Wände versetzt, um Klassenräume zu vergrößern. Akustik, Licht und Datennetz werden ebenfalls modernisiert.

Wunschstandort der Kämpenschule ist Durchholz

Die Abschlussklasse, die im getrennten Trainingshaus den Weg in die Eigenständigkeit einübt, ist nicht betroffen. Bleibt die Frage, wohin zehn von elf Klassen und 115 von 125 Schüler für zwölf Monate umquartiert werden können.

Das ehamalige Schulgelände in Durchholz: Die Schule und die Turnhalle wurden 2008 abgerissen.
Das ehamalige Schulgelände in Durchholz: Die Schule und die Turnhalle wurden 2008 abgerissen. © Thomas Nitsche

Diese Frage wurde in Witten zum Politikum. Die Kämpenschule selbst schlug dem EN-Kreis als Wunschstandort für Container-Klassen das Gelände der abgerissenen Grundschule in Durchholz vor. Es liege nicht weit entfernt, biete neben ausreichender Standfläche noch weiteren Freiraum und einen Spielplatz. Für die Kleinbusse, mit denen die meisten Schüler gebracht werden, gebe es eine geschützte Zufahrt. Für die Sicherheit der Schüler sei es außerdem wichtig, dass das Gelände nicht unmittelbar an einer viel befahrenen Straße liegt.

Die Stadtspitze entschied gegen Rat der Fachämter

Der EN-Kreis fragte dann offiziell bei der Stadt Witten nach einem Ausweichstandort. Hier prüften die zuständigen Fachämter mehrere Varianten. Sie gaben dann eine klare Empfehlung ab: für Durchholz.

Bürgerhaus und Kindertreff Vormholz: Freie Flächen neben und hinter dem Haus, wollte die Stadt als Auseichquartier für die Kämpenschule anbieten.
Bürgerhaus und Kindertreff Vormholz: Freie Flächen neben und hinter dem Haus, wollte die Stadt als Auseichquartier für die Kämpenschule anbieten. © Thomas Nitsche

Die Entscheidung liegt aber beim Verwaltungsvorstand, den die Bürgermeisterin und die drei Beigeordneten bilden. Der Vorstand entschied sich aber anders: für das Gelände neben und hinter dem Bürgerhaus und Kindertreff Vormholz.

Leidemann wollte nicht an „alte Wunde“ rühren

Wer jetzt unterstellt, dass die Bürgermeisterin neuen Ärger in Durchholz scheute, liegt offenbar völlig richtig. Die Stadt hatte die Grundschule gegen heftigen Widerstand vor Ort 2007 geschlossen. 2008 wurde sie abgerissen. Die Stadt habe nicht „den Vorschlag ins Rennen geschickt, der womöglich an eine alte Wunde rührt“, sagt Sonja Leidemann am Montag auf Anfrage. Mit der Schulschließung seien „viele Emotionen“ verbunden gewesen.

Vormholz-Lösung mit Bedingungen

Gegen die Empfehlung „Vormholz“ machten die örtliche SPD und CDU und der Trägerverein der Bürgerhauses mobil. Die städtische Empfehlung an den Kreis war deshalb mit Bedingungen verbunden: Die heutigen Nutzer sollten sich nicht einschränken müssen, die Schule auch nicht nur zeitweise Räume im Gebäude nutzen. Eine hohe Hürde wäre wohl auch der Artenschutz geworden – die Container sollten auf freiem Feld aufgestellt werden.

Die Politik hat jetzt aber ohnehin schon einen Strich durch diese Rechnung gemacht. Auf Groko-Vorschlag wies der Ausschuss für Jugendhilfe und Schule die Stadtverwaltung einstimmig an, erneut das Gelände in Durchholz zu prüfen und es dann dem Kreis anzubieten.

>>> Noch weitere Varianten werden geprüft

Laut Beschluss soll die Stadt auch die Rüsbergstraße (am Christopherus Haus) und die Buchholzer Straße (hinter der Grundschule) auf Eignung für die Kämpen-Container prüfen. Dort ist sie aber nicht Grundstückseigentümer. Baubeginn ist laut EN-Kreis frühestens im Herbst.

Das Berufskolleg muss wegen Brandschutz-Investitionen und einer Gebäudeaufstockung 550 Schüler bis zu vier Jahre ausquartieren. Hierfür schlägt die Stadt die Overbergschule vor.