Wetter/Witten.. . Der neue AHE-Chef Johannes Einig sieht die Zukunft in Produkten aus Müll. Die Firmenumsätze steigen seit zehn Jahren steil.

  • 34-Jähriger will Umsatz, der in zehn Jahren von 14 auf 32 Millionen wuchs, weiter steigern
  • Einig war an Planung und Umsetzung der Biogasanlage im Bebbelsdorf beteiligt
  • Aus Abfall wie Altkleidern neue Produkte zu machen sieht er als Zukunftsaufgabe

Der neue Mann an der Spitze der AHE heißt Johannes Einig. Dabei ist der erst 34-Jährige Geschäftsführer in dem Abfallentsorgungsbetrieb schon ein alter Hase: Seit zehn Jahren arbeitet er dort, davon acht Jahre in unterschiedlichen Führungspositionen, zuletzt als Prokurist.

Er folgt Jürgen F. Ephan, der zum AHE-Gesellschafter Remondis wechselte. Die – wie Einig sagt – sensationelle Entwicklung des Unternehmens, das seinen Umsatz in den letzten zehn Jahren von 14 auf 32 Millionen Euro steigerte, will er fortführen.

„Begleiten wird uns dabei das Thema der Kreislaufwirtschaft, also aus Abfall ein Produkt zu machen. Das ist unsere Aufgabe für morgen“, so Johannes Einig bei seiner Vorstellung, an der mit AVU-Vorstand Uwe Träris und Remondis-Geschäftsführer Klaus Erlenbach auch zwei Vertreter der beiden AHE-Gesellschafter teilnahmen. Träris betonte, mit Johannes Einig „genau den richtigen Mann in den eigenen Reihen der AHE“ gefunden zu haben. Und auch Klaus Erlenbach zeigte sich überzeugt, dass der Neue bei der AHE den erfolgreichen Weg der letzten Jahre „mit seinem Team fortsetzen und weiter ausbauen wird“.

In Witten wird gesamter EN-Haushaltsbiomüll vergoren

Johannes Einig, der sich maßgeblich an der Planung und Umsetzung der Biogasanlage in Witten-Bebbelsdorf beteiligt hatte, sieht in der AHE einen „Spezialisten der Kreislaufwirtschaft zwischen Ennepe und Ruhr“. Dabei kümmert sich das Unternehmen keineswegs nur darum, dass gelbe Säcke und Altpapier aus den blauen Tonnen bzw. aus öffentlichen Containern eingesammelt und in den richtigen Wiederverwertungskreislauf gelangen. Seit Inbetriebnahme der Biogasanlage im Jahr 2013 werden in Witten jährlich 25 000 Tonnen Biomüll, das ist der gesamte Haushalts-Biomüll des Ennepe-Ruhr-Kreises, vergoren. In zwei Blockheizkraftwerken werden anschließend daraus 5,5 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt, die in das Stromnetz der Stadtwerke Witten eingespeist werden. Bis zu 2500 Haushalte werden damit versorgt.

In Sachen Abfalltrennung und Abfallwiederverwertung, wozu die Kommunen nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz verpflichtet sind, sei der Ennepe-Ruhr-Kreis im übrigen seit 20 Jahren schon ganz weit vorn, so Einig: Das lasse sich unter anderem am Biomüll festmachen. Von den etwa 320 000 Einwohnern des EN-Kreises kämen im Jahr 25 000 Tonnen Biomüll zusammen. Die Stadt Bochum hingegen mit ähnlicher Einwohnerzahl sammle nur etwa 3000 bis 4000 Tonnen Biomüll im Jahr. „Und Bochum ist kein Einzelfall“, so der neue AHE-Geschäftsführer, „da gibt es noch viel zu tun.“

Am Standort Wetter betreibt die AHE im Gewerbegebiet Am Nielande eine Aktenvernichtungshalle: Dort werden jährlich etwa 3000 Tonnen Altakten „zertifiziert und datenschutzgerecht“ vernichtet; aus den übrig bleibenden, zu dicken Kissen gepressten Papierfitzelchen entsteht Recyclingpapier.

Vernichtung alter Akten

„Wir erfassen im Jahr 40 000 Tonnen Altpapier. 30 000 stammen aus Privathaushalten aus der blauen Tonne, 10 000 sind gewerblich, und davon wiederum 3000 Tonnen sind Altakten“, erläutert Johannes Einig. Aber, so versichert er auf Nachfrage, das Unternehmen vernichte nicht nur Daten auf Papier, sondern auch digitale Datenträger wie etwa Computerfestplatten und Handyspeicher. Die könnten Privatleute auch direkt vor Ort abgeben. Da drängt sich doch gleich die Frage auf, ob man Datenträger nicht recyceln kann? „Doch, das ist viel Metall und ideal fürs Recycling“, antwortet Johannes Einig. „Aber in erster Linie müssen wir die Daten unkenntlich machen.“

Aus Abfall Produkte machen, darin sieht der neue AHE-Geschäftsführer die Aufgabe der Zukunft. Und Ideen dazu hat er auch schon, wie er am Beispiel der Altkleiderverwertung festmacht. „Altkleider haben einen hohen Stellenwert fürs Regionale. Seit eineinhalb Jahren erfassen wir sie in acht von neun Kommunen im Kreis.“ Mit dem aus den Altkleidern erzielten Gewinn in Höhe von etwa 150 000 Euro im Jahr würden karitative Partner im EN-Kreis unterstützt.

Die getragene Kleidung gelangt in Second-Hand-Shops, auf weltweite Märkte oder wird, wenn man sie nicht mehr tragen kann, zu Putzlappen verarbeitet. „Das ist auch Ressourcenschonung; denn für das Produzieren von Baumwolle braucht man viel Wasser“, so Johannes Einig. „Es gibt immer noch Märkte, die wir intensiver ins Auge fassen müssen.“ Abfall vermeiden statt verwerten – was ihm spontan dazu einfällt? Johannes Einig: „Das können wir als AHE regional nicht steuern, und das ist im übrigen eine politische Entscheidung.“