Witten. Nach 100 Tagen im Amt fühlt sich Dorothee Gellenbeck wohl in Witten. Sie erzählt, was sie an der Stadt mag und wie es um die Sicherheit steht.
- Dorothee Gellenbeck (40) sieht keine besonderen Kriminalitätsschwerpunkte in der Ruhrstadt
- Natürlich sind Einbrüche ein Thema.Inspektionsleiterin setzt auf Präsenz uniformierter und ziviler Kräfte
- Bei Ordnungspartnerschaft mit Stadt lieber Schwerpunkt-Kontrollen als „nur gemeinsam durch die Straßen laufen“
Als Frau kann man selbst zu Weiberfastnacht Krawatte tragen. Zumindest ist morgens um acht der blaue, gut zur Uniform passende Schlips mit den Landesfarben bei Wittens neuer Polizeichefin noch dran. Wir sprachen mit Dorothee Gellenbeck (40) aber nicht über die tollen, sondern ihre ersten 100 Tage als Inspektionsleiterin in der Ruhrstadt.
Sie waren in Großstädten wie Köln tätig, ihre letzte Station war wieder Dortmund. Fühlt sich Witten für Sie da nicht wie eine Insel der Glückseligen an?
Gellenbeck: Ich finde, Witten ist echt gut aufgestellt, sowohl als größte Stadt im Ennepe-Ruhr-Kreis als auch bei den Kriminalitätszahlen. Witten ist eine Stadt, wo sich die Bürger sicher fühlen können. Was Ihre Frage angeht. Wir haben nicht die Probleme der sehr großen Städte.
Aber es kommt keine Langeweile bei Ihnen auf?
Nein, wir sind gut beschäftigt, auch wenn es vielleicht nicht die Themen gibt, die einem immer sofort ins Auge springen. Natürlich sind Einbrüche auch hier ein Thema. Aber da ist Witten ja nicht die einzige Stadt.
„Einbrecher machen nicht vor einer Stadt oder Behörde halt“
Bleiben wir bei den Einbrüchen. Was können Sie da als Wittener Polizei tun?
Die Kollegen auf der Wache nehmen natürlich die Anzeige auf und fahren auch raus. Die zentralisierte Bearbeitung erfolgt aber beim KK 13 in Bochum. Dort werden die Dinge ebenfalls analysiert und es werden Strategien zur Bekämpfung erarbeitet. Die Täter machen ja nicht vor einer Stadt oder Behörde halt.
Heißt das, Sie sind damit aus dem Schneider?
Nein. Wir stellen eine ganze Reihe von Personal. Präsenz ist ganz wichtig, sowohl durch Kollegen in Uniform als auch in Zivil. Ich finde, die Kollegen haben da im letzten Jahr einen tollen Job gemacht. Die Tendenz ist eindeutig. Es gibt weniger Fallzahlen, die Aufklärung wird besser.
Aber sie ist nicht gut...
Ich denke, wir sind auf einem guten Weg. Ich hoffe, dass wir das halten können. Wie gesagt, wir sind weiter mit Kräften in Zivil und Uniform unterwegs, vorwiegend schwerpunktmäßig, wenn es Hinweise gibt. Es ist ganz wichtig, da weiterzumachen.
Gerade in letzter Zeit häufen sich die Kita-Einbrüche in Heven...
So etwas wird hier in Witten im Kriminalkommissariat bearbeitet. Natürlich werden wir auch von der Polizeiinspektion tätig, um die Einbrüche zu bekämpfen. Bei Wohnungseinbrüchen handelt es sich eher um überregionale Täter. Deshalb gucken wir da zentral drauf. Aber wir können bei Einbrüchen eben auch lokal reagieren.
Wo sehen Sie noch mögliche Kriminalitätsschwerpunkte in Witten?
Es gibt keine Schwerpunkte. Mal sind es Pkw-Brände, mal die Kita-Einbrüche, mal die Sprayer...
Zu wenig Hinweise auf Sprayer aus der Bevölkerung
Unternimmt die Polizei genug gegen die Schmierereien?
Ich denke, das ist ein gesellschaftliches Problem. Aber dem Kollegen Tietz, der unser Kriminalkommissariat leitet, ist gerade das ein Anliegen. Ich denke, man hat das große Dunkelfeld schon etwas aufhellen können. Zwar sind Wahrnehmung in der Öffentlichkeit und Anzeigenbereitschaft gestiegen. Aber wir erhalten leider kaum Hinweise aus der Bevölkerung auf Täter, die auf frischer Tat beobachtet werden. Die Kollegen im Streifendienst kontrollieren aber viel. Wir sind da.
Wie viele Beamte haben Sie in Witten auf der Straße?
Ein großer Teil unserer knapp 100 Beamten ist auf der Straße, über 70 sind es mit dem Schwerpunktdienst, zudem der zivile Einsatztrupp und Bezirksbeamte. Wir sind da sehr flexibel. Genau kann man das nicht sagen, da die Kollegen auch auf der Wache tätig sind.
Aber die uniformierte Fahrradstaffel wurde abgeschafft?
Wir haben keine Staffel, aber es gibt noch Beamte, die Rad fahren. Erst mal ist es aber wichtiger, die Funkstreifenwagen zu besetzen, um alle Aufgaben wahrnehmen zu können und um schneller zu sein.
Wo sehen Sie nach 100 Tagen Stärken oder Schwächen?
Ich stelle bei den Mitarbeitern eine sehr hohe Motivation fest. Wir sind auch bei der Altersstruktur gut aufgestellt. Es gibt junge Kollegen, die sich schnell integrieren, aber auch ältere, die schon lange da sind und Witten gut kennen. In großen Städten haben sie das oft gar nicht wegen der Fluktuation. Die Wache liegt außerdem zentral, so dass Bürger mit ihren Anliegen vorbeikommen können. Es ist eine Stadt der kurzen Wege. Die Bereitschaft, sich gegenseitig zu unterstützen, ist intern, aber auch extern sehr groß.
Bei Ordnungspartnerschaft setzt sie auf Schwerpunkt-Kontrollen
Was ist eigentlich aus der viel beschworenen Ordnungspartnerschaft mit der Stadt geworden?
Das sieht man nicht so, das sind eher gezielte Aktionen. Auch hier gilt: Wir setzen Schwerpunkte. Das können mal die Spielhallen, mal der Jugendschutz oder auch die Gaststätten sein. Wir setzen uns zusammen und machen gezielte Kontrollen. Das ist wichtiger, als nur gemeinsam durch die Straßen zu laufen.
Wie gehen Sie vor Ort mit der Terrorgefahr in Deutschland um?
Nach dem Anschlag in Berlin gab es eine verstärkte Präsenz von Polizeibeamten mit Maschinenpistolen auf dem Weihnachtsmarkt. Bei den kleinen Karnevalsumzügen in Witten wird man aber keine schwer bewaffneten Polizisten sehen. Aber ich versichere Ihnen: Wir sind gut gerüstet.
Sind Sie selbst jeck?
Nicht unbedingt, ich komme aus Münster. Aber im Ernst: Wir haben die Unfälle, die unter Alkohol und Drogen passieren, verstärkt im Fokus. Das ist nicht nur an Karneval ein Thema. Natürlich wird jetzt verstärkt kontrolliert