Witten. . Zehn Betriebe aus der Region wollen Jugendliche für eine Ausbildung im Gastgewerbe begeistern. Der Branche mangelt es an Nachwuchs.

  • Zehn Betriebe aus der Region schließen sich zusammen, um Nachwuchs zu werben
  • An einem Tag lernen die Jugendlichen verschiedene Bereiche des Hotels kennen
  • Ziel ist es, die jungen Leute für eine Ausbildung im Gastgewerbe zu motivieren

Wie sie eine Tafel für eine Hochzeitsgesellschaft eindecken, worauf sie achten müssen, wenn sie ein Zimmer reinigen und was zu tun ist, wenn sich ein Gast nackt ausgesperrt hat – das sollen Schüler der achten Klasse am „Tag des jungen Gastgewerbes“ am 6. März im Ardey Hotel Witten erfahren.

„Es wird sieben Stationen geben, an denen die Jugendlichen das Gastgewerbe praktisch ausprobieren können“, sagt Lars Martin vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), der die Veranstaltung gemeinsam mit der Agentur Mark und zehn Betrieben aus der Region ins Leben gerufen hat. Dazu gehören das Ardey Hotel (Witten), das Parkhotel (Witten), das Hotel-Restaurant Zum Neuling (Bochum), das Restaurant Mutter Wittig (Bochum), das Ibis und das Ibis Styles Hotel (beide Bochum), das Haus Kemnade (Hattingen), das Hotel Drees (Dortmund), der Lennhof (Dortmund) sowie der Zweibrücker Hof (Herdecke).

Achtklässler erkunden drei Tage Berufe

Einen Einblick erhalten die Teilnehmer in folgende Ausbildungsberufe: Koch, Hotelfachmann und -kaufmann, Restaurantfachmann, Fachmann für Systemgastronomie, Fachkraft im Gastgewerbe.

Der Aktionstag gehört zum Programm „Kein Abschluss ohne Anschluss“, über das alle Schüler der achten Klasse in NRW während einer dreitätigen „Berufsfelderkundung“ Einblick in verschiedene Branchen erhalten sollen. Der „Tag des jungen Gastgewerbes“ in Witten ist das erste Angebot im Kreis, das Jugendlichen ermöglicht, in diese Branche reinzuschnuppern.

2015 blieben drei von elf Stellen, die der Agentur für Arbeit in Witten gemeldet wurden, unbesetzt. Es gab 15 Bewerber. 2014 blieben zwei von zehn Stellen unbesetzt – bei elf Bewerbern.

Köche, Hotelfachleute und Restaurantfachkräfte wollen den Teilnehmern unter anderem vermitteln, wie sie Fleisch richtig schneiden, einen alkoholfreien Cocktail nach Vorschrift mixen oder einen Gast einchecken. „Jeder bekommt einen Laufzettel, der abgehakt wird. Wer alle Stationen durchlaufen hat, kann einen Gutschein gewinnen“, sagt Martin – für einen Elektrofachmarkt, Hotel oder Restaurant. In jedem Fall gewinne aber jeder einen Einblick ins Gastgewerbe.

Es mangelt an Auszubildenden

Ziel des Aktionstages sei es, die Jugendlichen für eine Ausbildung zu motivieren, sagt Lars Martin von der Dehoga. „Uns fehlen geeignete Auszubildende.“ Das liege unter anderem am demografischen Wandel und am „Akademisierungswahnsinn“. „Wer im später im Hotel arbeiten will, fängt heute oft an Tourismus zu studieren. Sinnvoll in unserer Branche ist es aber, erst eine Lehre zu machen und dann gegebenenfalls ein Studium draufzusetzen.“

Dass sich junge Leute oft nicht für eine Ausbildung im Gastgewerbe interessieren, bestätigt auch eine Statistik der Agentur für Arbeit Hagen. Danach blieben zum Stichtag am 30. September im vergangenen Jahr sieben von 18 Ausbildungsstellen in Wittener Hotels und Gaststätten unbesetzt. „Insgesamt gab es 15 Bewerber“, sagt Agentur-Sprecher Ulrich Brauer.

Sie macht im Ardey Hotel bereits eine Ausbildung zur Hotelfachfrau: Alyssa Beqa (26) ist im dritten Lehrjahr.
Sie macht im Ardey Hotel bereits eine Ausbildung zur Hotelfachfrau: Alyssa Beqa (26) ist im dritten Lehrjahr. © Thomas Nitsche

Aufstiegschancen gibt es vor allem in Ketten

„Leider ist das ein übliches Bild: Das sind Berufe, die bei den Jugendlichen nicht so hoch im Kurs stehen.“ Viele würden durch die Arbeitszeiten abgeschreckt. „Außerdem gibt es Branchen, die höhere Löhne zahlen“, sagt Brauer.

Laut Lars Martin von der Dehoga hat sich die Bezahlung in den vergangenen Jahren jedoch gebessert. „Im ersten Lehrjahr bekommen unsere Azubis im Schnitt 700 Euro, im zweiten 800 und im dritten 900. Damit liegen wir im Handwerk schon gut.“ Wer im Gastgewerbe arbeite, habe zudem gute Zukunftsaussichten: „In keiner Branche kann man so schnell aufsteigen. Man kann überall arbeiten: Die Welt liegt einem zu Füßen.“ Das gelte vor allem für größere Ketten wie Accor, zu dem das Ibis Hotel gehört, sagt Anke Sauer vom Ibis Styles in Bochum. „Wer bei uns eine Ausbildung gemacht hat, kann in der Kette bleiben und Karriere machen.“

Anmeldung erfolgt online

Der „Tag des jungen Gastgewerbes“ im Ardey Hotel startet für Schüler um 8.30 Uhr. Anmeldungen sind im Internet möglich unter berufsfelderkundung-ha-en.de. Ab14.30 bis 18 Uhr sind auch Lehrer, Eltern und andere Interessierte eingeladen, einen Blick hinter die Kulissen des Hotel- und Restaurantlebens zu werfen. Die Kolping Bildungszentren Ruhr sind an diesem Tag mit einem Infostand vertreten, an dem sie über die verschiedenen Aus- und Weiterbildungswege informieren.

Weitere Informationen gibt es online unter tag-des-jungen-gastgewerbes.de.