Witten. . Am 3. Februar zerstörte ein Feuer das Forsthaus auf dem Wartenberg. Das junge Paar Lara und Julian war dort erst Anfang Januar eingezogen.

  • Am 3. Februar brannte das einstige Forsthaus auf dem Wartenberg komplett ab. Schuld hatte ein defektes Kabel
  • Lara-Margo Bubold und ihr Freund Julian unterschätzten den Brand und verloren alles
  • Die Kunststudentin konnte einige Bilder retten, die sie nun in einer Ausstellung zeigt

Wie ist das, wenn in 20 Minuten alles was man besitzt, vernichtet wird? Lara-Margo Bubolz könnte viel davon erzählen, sie verdrängt diese Bilder aber lieber. Die 21-Jährige, ihr Freund Julian und dessen Mutter wohnten in dem Forsthaus – ein hübsch saniertes einstiges Restaurant – auf dem Wartenberg. Am 3. Februar zerstörte ein Feuer das Gebäude. Die drei Bewohner stehen nun vor dem Nichts.

Zehn Tage nach dem Großbrand hat die Kunststudentin sich wieder ein bisschen sortiert. Die Klamotten sind geliehen – ihr blieb nur der Schlafanzug, den sie in der Brandnacht trug. Sie und ihr Freund Julian kamen bei Freunden unter. So viel muss nun organisiert werden: der Personalausweis ist weg, die Kontokarte, die Geburtsurkunde . . .

Lara Bubold konnte nur ein paar selbstgemalte Bilder retten.
Lara Bubold konnte nur ein paar selbstgemalte Bilder retten. © Thomas Nitsche

Was schmerzt am meisten? „Für mich sind es meine Tagebücher und Riesesouvenirs“, sagt Lara. Nach dem Abitur entdeckten die Wittener die Welt: Australien, Bali, Indonesien – geblieben sind nun nur noch die Erinnerungen im Kopf. Nach ihrer Weltenbummelei begann Julian eine Ausbildung zum Erzieher, Lara nahm ein Kunststudium in Dortmund auf. Zudem renovierten sie die oberste Etage im Elternhaus von Julian, wo sie Anfang Januar einzogen. Für vier Wochen.

Ein Rauschen weckte sie im Schlaf

Ein Kabelbrand im Dachstuhl löste das Feuer um halb fünf Uhr in der Nacht aus. „Wir sind von einem Rauschen aufgewacht“, erinnert sich Lara. „Als wäre eine Wasserleitung geplatzt.“ Knapp drei Meter hinter ihrem Bett brannte es und die jungen Leute reagierten panisch, „im Nachhinein total unproduktiv“, sagt Lara.

So schloss sie die Schranktüren, damit die Klamotten nicht nach Brand stinken, anstatt die Sachen zu retten. „Man denkt ja, man könnte so einen Brand löschen.“ Julian versuchte es mit einem Gartenschlauch, sie rannte zum Nachbarn, um einen Feuerlöscher zu holen. Erst von draußen sah sie, wie sehr die Dämmwolle im Dach den Brand beschleunigte.

Schlussendlich schmiss sie ihre Kunstmappe mit Zeichnungen vom Balkon, drei Leinwände und schnappte sich den Rucksack, den sie für den nächsten Tag an der Uni gepackt hatte. Das war es. „Man hat einmal geatmet und hat gedacht, es platzt einem der Hals.“

Neuanfang in der Innenstadt

Fünf Stunden löschte die Feuerwehr den Brand. Die Flammen zerstörten das Obergeschoss, das Wasser das Untergeschoss. Bewohnbar ist das Haus nicht mehr. Julians Mutter will das Gebäude wieder aufbauen, die jüngere Generation sucht gerade eine Wohnung in der Stadtmitte. Lara war zuletzt am Morgen nach dem Brand auf dem Wartenberg gucken, auf dem Rückweg vom Krankenhaus, in das die Feuerwehr die Bewohner vorsorglich gebracht hatte. Seitdem war sie nicht mehr beim Brandhaus. „Ich schaffe das nicht. Ich möchte jetzt einen Neuanfang machen.“ Aktuell besichtigen Lara und Julian Wohnungen. Sie ist zuversichtlich: „Das wird schon wieder.“

Die Schäden am Haus deckt eine Versicherung. Sie selbst war nicht versichert, „von dem Moment an, wo ich zu Hause ausgezogen bin“. Immerhin: gestern entdeckte Julian in der fast einen halben Meter hohen Asche ein Amulett, das Lara gehört. „Das hat er zwei Stunden lang mit der Zahnbürste geschrubbt“, lächelt sie. „Das ist doch wie neu!“

>> Gerettete Bilder werden ausgestellt

Lara-Margo Bubolz ist in Witten keine Unbekannte: Die Absolventin der Rudolf-Steiner-Schule hat hier schon mehrfach ihre Bilder ausgestellt. Nun zeigt sie ihre Malereien – oft Frauenporträts – im Rahmen der Reihe „Sagentage“. Vernissage ist am Samstag, 11. März, im Geschäft „Fräulein Meier“ in der Oststraße. Das Café und Geschäft für Möbelrestauration eröffnet ihre Mutter am 5. März.

Die Bilder, die Lara eigentlich vorbereitet hatte, sind mitverbrannt. Die 21-Jährige stellt nun die Werke aus, die sie in der Brandnacht aus dem Fenster werfen und damit retten konnte.