Witten. . Der Baurat stellte das Konzept zur City-Erneuerung vor. Dabei will die Bürger mit ins Boot holen. Auf den privaten Einsatz komme es an.

  • Stadtbaurat Stefan Rommelfanger hat als Gast der SPD das Entwicklungskonzept für die Innenstadt vorgestellt
  • Mit einigen Starterprojekten soll es bald losgehen. Der Karl-Marx-Platz und der Rathausplatz sollen verschönert werden
  • Der Baurat ruft die Eigentümer und Anwohner eindringlich zum Mitmachen auf. Das private Engagement sei entscheidend

„Perspektiven für die Wittener Innenstadt“ sollte Stefan Rommelfanger auf einer offenen Mitgliederversammlung des SPD-Ortsvereins Innenstadt aufzeigen. Der Stadtbaurat (55) berichtete über mehrere Zukunftsprojekte. Er appellierte auf der mit 40 Teilnehmern gut besuchten Veranstaltung im „Alten Fritz“ zugleich eindringlich, dass Bewohner, Eigentümer und Einzelhändler die Entwicklung der Innenstadt auch zu ihrer eigenen Angelegenheit und damit zur „Bürgersache“ machen müssten.

„Als Stadt können wir uns nur um den öffentlichen Raum kümmern, wir können beraten und Netzwerke schaffen“, sagte Rommelfanger nicht nur mit Blick auf die Leerstände in der westlichen Bahnhofstraße. „Ziel ist es dabei immer, mit öffentlichen Mitteln private Akteure anzuregen. Die Stadt kann allein nichts bewegen. Das können wir nur gemeinsam mit den Eigentümern und der Öffentlichkeit tun.“

Ein Beispiel am Wiesenviertel nehmen

Als Musterbeispiel aus der jüngeren Vergangenheit nannte Rommelfanger die „enorme Entwicklung“ des Wiesenviertels: „Das ist eigentlich ideal.“ Das mit öffentlichen Mitteln ausgestattete Stellwerk sei dort „Impulsgeber“ gewesen. Junge Leute und Ladenbesitzer hätten dann auch „selbst eine Menge auf die Beine gestellt“.

Genauso vorbildlich sei die Nachbarschaftsinitiative im Hohenzollernviertel, so der Stadtbaurat. „Auf solche Aktivitäten stützt sich unser Gemeinwesen, sie gehen von Menschen aus, die da wohnen und führen dazu, dass Menschen da auch weiter gerne wohnen.“

Karl-Marx-Platz gehört zu Starterprojekten

Haimo Hurlin, Mitgründer der Initiative zwischen Karl-Marx-Platz und Platz der Gedächtniskirche, erinnerte – in anderen Worten – daran, dass in diesem Fall wohl eher die Bürger die Stadt zum Jagen getragen hätten als umgekehrt. Jetzt fühlten sich die Anwohner aber bestens unterstützt. „Wir sind fast schon euphorisch über das, was wir da in Gang gesetzt haben.“ Als Probleme des Karl-Marx-Platzes, der einmal als prächtiger Königsplatz angelegt worden war, nannte er einen hohen Versieglungsgrad, „umkippende Bäume“ und dass die breite Gartenstraße „wie eine Einflugsschneise“ wirke.

Für die Umgestaltung des Karl-Marx-Platzes gibt die Stadt gerade eine Machbarkeitsstudie für 30 000 Euro in Auftrag. In die Gestaltung werden die Bürger in einer Planungswerksatt miteinbezogen.

Die Stadt schnürt ein Gesamtkonzept

Die Maßnahme steht nicht für sich allein. Die Stadt feilt gerade an einem „Integrierten Handlungskonzept für die Entwicklung der Innenstadt“, wie Stefan Rommelfanger erläuterte. Wie schon bei der Sozialen Stadt Heven, dem Bildungsquartier Annen und dem Thema Universität und Umfeld schnürt die Stadt dabei ein Gesamtpaket. Aus gutem Grund: Einzelmaßnahmen ohne Gesamtkonzept haben heute keine Aussicht mehr auf Städtebaufördermittel.

Für das auf sieben bis acht Jahre angelegte Entwicklungskonzept für die Innenstadt glaubt Rommelfanger aus Düsseldorf schon positive Signale vernommen zu haben. Das Konzept verspricht eine Förderquote von 80 Prozent, die Projekte müssen aber einzeln genehmigt werden. Auch an der Idee einer Wohnbebauung auf dem Gelände der Feuerwache Altstadt an der Hauptstraße hält der Baurat fest.

Schönheitskur für Rathausplatz

Fürs laufende Jahr sind kleinere „Starterprojekte“ vorgesehen. Dazu gehört neben dem Karl-Marx-Platz auch ein Aufhübschen des Rathausplatzes, der – parallel zum Rathausumbau – auch an Aufenthaltsqualität gewinnen soll. 50 000 Euro sind hier vorgesehen. Bei der Gestaltung des öffentlichen Platzes, der im freien Winkel der gewünschten privaten Bebauung des Kornmarktes entstehen soll, rechnet die Stadt mit Kosten von 750 000 Euro und einem Baubeginn nicht vor 2019.

Als der Baurat den neuen Entwurf für die Bebauung (die WAZ berichtete) der Dortmunder Raumplanerin Prof. Reicher zeigte, wies Dr. Henning Jaeger, sachkundiger Bürger im Rat, darauf hin, dass dieser doch stark mit dem übereinstimme, den die Architekten Kresings (Münster) damals zur Online-Abstimmung eingereicht hatten. Der Stadtbaurat stimmte Jaeger zu. Jedenfalls was die Anordnung der Baukörper angeht, sind sich die Entwürfe ähnlich. Der verbleibende öffentliche Platz fällt aber beim neuen Reicher-Entwurf noch ein Stück kleiner aus als bei Kresings.

>> City-Manager als „Motor der Erneuerung“

Für die Belebung der unteren (westlichen) Bahnhofstraße, aber auch der weiteren Innenstadt, möchte die Stadt Witten gerne einen City-Manager vor Ort einsetzen – wenn möglich drei Jahre lang. Die Stadt hofft auch dabei auf Fördermittel.

Als „Anwalt des Viertels“ (Rommelfanger) soll dieser unter anderem Eigentümer an einen Tisch holen, Netzwerke schaffen und Projekte anstoßen. Wie der Quartiersmanager bei der Sozialen Stadt soll der City-Manager „Motor der Erneuerung“ sein.