Witten. Die 1200 Beschäftigten haben mit Lohnverzicht und dem Verlust von über 100 Stellen großen Anteil an der Sanierung des insolventen Unternehmens.

  • Internationale Investoren übernehmen Traditionsunternehmen mit Standort in Witten
  • Von 200 Arbeitsplätzen sollen nur 15 Stellen wegfallen. Mitarbeiter leisten Lohnverzicht
  • Insolvenzverwalter froh über Verkauf. Das beste Fortführungskonzept habe Ausschlag gegeben

Die Großbäckerei Kronenbrot, die Ende April Insolvenz angemeldet hatte, hat einen neuen Besitzer gefunden – internationale Investoren, die nach Angaben aus Kreisen des Insolvenzverwalters das beste Konzept zur Fortführung des Traditionsunternehmens vorgelegt haben.

Von den 200 Arbeitsplätzen in Witten sollen rund 15 wegfallen, davon 13 zeitlich befristete Beschäftigungsverhältnisse. Für eine dreijährige Arbeitsplatz- und Standortgarantie beteiligen sich die Arbeitnehmer mit einem Teil ihres Lohns maßgeblich an der Rettung der Firma.

Insolvenzverwalter Dr. Mark Boddenberg hat die insolvente Kronenbrot KG Franz Mainz mit Sitz in Würselen an von „Signal Capital Partners“ in London beratene und finanzierte Fonds verkauft. Er erhofft sich jetzt eine deutlich höhere Ertragskraft. Kronenbrot, eine der größten Bäckereien in NRW, war u.a. durch erhebliche Preissteigerungen bei den Rohstoffen, etwa Mehl, und hohen Wettbewerbsdruck in die roten Zahlen gerutscht.

Die Firma produziert mit rund 1200 Leuten am Stammsitz Würselen bei Aachen, in Köln und in Witten Brot und Backwaren für den Einzelhandel. Das Unternehmen wurde nach der Insolvenz im Rahmen einer „Sanierung in Eigenverantwortung“ fortgeführt. Mitarbeiter verzichten auf Lohn und Urlaubsgeld. Dafür bekommen sie für drei Jahre Sicherheit. Insgesamt gehen rund 110 Stellen in den drei Werken verloren – 94 Zeitverträge laufen aus, zwölf unbefristeten Mitarbeitern wird gekündigt.

„Eine der größten Bäckereien in NRW erhalten“

„Ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, eine der größten Bäckereien in Nordrhein-Westfalen zu erhalten und fortzuführen. Ich habe stets an dieses Ziel der Sanierung und an den Verkauf an einen neuen Investor auch im Interesse der Mitarbeiter geglaubt“, sagte Dr. Mark Boddenberg in einer Mitteilung am Montag (30.1.).

Seinen Angaben zufolge hatte sich der Gläubigerausschuss nach sorgfältiger Sichtung der eingegangenen Gebote von strategischen Interessenten (Mitbewerbern) als auch von Finanzinvestoren schließlich für die von Signal Capital beratenen und finanzierten Fonds entschieden. Der Investor hatte laut Insolvenzverwalter nicht nur eine sorgfältige Analyse vorgenommen, sondern auch ein wirtschaftlich interessantes, plausibles und nachhaltiges Fortführungskonzept für Kronenbrot eingereicht.

„Attraktives Engagement“ für Signal Capital

„Für Signal Capital stellt die Finanzierung des turn-around der Kronenbrot ein attraktives Engagement dar. Kronenbrot verfügt über stabile Umsätze, gute Beziehungen zu wichtigen Einzelhandelsketten und Lieferanten sowie über eine Vielfalt qualitativ hochwertiger und vom Endkunden nachgefragter Produkte sowie einen bekannten Markennamen“, wie ein laut Insolvenzverwaltung mit der Transaktion gut vertrauter Berater sagte.

Im Zuge der Restrukturierung bleiben die allermeisten der 1200 Arbeitsplätze erhalten, heißt es in der Erklärung. „Dennoch waren Personalanpassungsmaßnahmen nicht ganz unvermeidbar.“ „In konstruktiven und fairen Gesprächen hatte zuvor der Insolvenzverwalter in Abstimmung mit dem Gesamtbetriebsrat sowie der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) für die Mitarbeiter einen Bestandsschutz und eine Arbeitsplatzgarantie erzielt“, heißt es.

Im Gegenzug würden die Beschäftigten auf einen Teil ihres Lohns und Gehalts verzichten und dabei einen maßgeblichen Beitrag zur Sanierung leisten. Durch das Sanierungskonzept habe Kronenbrot nun eine tragfähige Perspektive.