Witten. Volle Kleiderschränke und Klamotten im Überfluss: Mit einer Kleidertausch-Aktion wollen Studenten im Foyer der Uni zum Umdenken anregen.
- Second Hand statt ständig neue Klamotten: Studenten wollen mit einem Aktionstag zum Umdenken anregen
- Kleider können im Foyer der Uni einfach so mitgenommen oder getauscht werden
- Ständige Tausch-Börse soll im Uni-Laden WIUS in der Stadtgalerie etabliert werden
Konsumiert weniger, denkt an die Umwelt, nehmt, was schon da ist, denn es gibt von allem zu viel. Rund 100 T-Shirts, Hosen, Jacken, Pullis, Overalls oder Unterhemden, aufgereiht an Kleiderstangen, die frei im Foyer der Wittener Universität baumeln, sollen diese Botschaft transportieren. Denn die Kleidung hängt da, um mitgenommen zu werden – einfach so, ohne Geld, höchstens im Tausch gegen ein anderes Kleidungsstück.
„Wir kaufen heutzutage keine Klamotten mehr, um den eigentlichen Zweck von Kleidung, nämlich Wärme und Schutz, zu erfüllen“, sagt Lucas Bauer, Hauptorganisator des Kleidertausch-Aktionstags, der Donnerstag stattfand.
Tauschen als zunehmender Trend
Die Lebensdauer eines Kleidungsstücks werde bestimmt durch Modetrends. Wo es früher Sommer- und Winterware gab, führe heute ein Geschäft circa 25 Kollektionen pro Jahr. Ein Kleidungsstück werde im Durchschnitt fünf Mal getragen, rechnet der 25-Jährige vor, der jetzt einen Master in Ethik und Organisation studiert, zuvor aber ein Duales Studium bei einer großen Modekette absolvierte.
Dort bekam er „Einblicke in die globale Textilbranche. Kleidung wird heute als Mode für die Tonne“ konzipiert, sagt er. „Außerdem ist die Textilindustrie nach der Ölwirtschaft der zweitgrößte Umweltverpester überhaupt.“ Deshalb lieber tauschen, nehmen, was ohnehin schon da ist. Deshalb der Kleidertausch-Aktionstag.
Seit drei Jahren keine neuen Klamotten mehr gekauft
Zwischen zwei Vorlesungen stöbert auch Tabea Gregory, 24, Studentin der Kulturreflexion, in den Kleidungsstücken. „Ich liebe Kleidertausch-Aktionen. Seit drei Jahren habe ich keine neuen Anziehsachen mehr gekauft, nur mal Unterwäsche. Es gibt doch genügend Kleidung im Umlauf“, sagt sie, während sie sich ein beiges Kleid mit Spitzenausschnitt genauer anschaut. Es sei eine Frage der Ökologie, für Textilproduktion müssen zu viele Ressourcen verbraucht werden.
„Und Tauschen ist ein schöner sozialer Moment.“ In ihrem Freundeskreis gibt es etwa alle drei Monate solche Aktionen – Tauschen statt kaufen habe auf jeden Fall zugenommen, glaubt sie.
Tauschbörse auch auf Facebook
Tauschen liegt im Trend – auch in Witten. Davon zeugen Facebook-Gruppen wie „Share&Care Witten/ Herdecke“ mit über 2200 Mitgliedern oder die Tauschbörse, die kürzlich 20-jähriges Bestehen feierte und immerhin 180 Mitglieder zählt. Hier wie dort werden Güter wie Dienstleistungen getauscht und verliehen. „Zweck dieser Community soll es sein, Leistungen/Dienste/Güter/.. ohne die Erwartung einer Gegenleistung, insbesondere finanzieller Art, zu teilen“, heißt es in den Regeln der Facebook-Gruppe.
Die übrig gebliebenen Kleidungsstücke des Tausch-Aktionstages werden übrigens anschließend an die studentische Flüchtlingsinitiative und die Ruhrtal Engel gespendet. Ein Teil soll aber auch ab kommenden Donnerstag (2. Februar) einen dauerhaften Platz auf einer Kleiderstange im WIUS, dem Raum der Universität in der Stadtgalerie, bekommen.