Witten. . Zwei Künstler und ein Immobilienmakler arbeiten zusammen: Geräumte Ladenlokale wollen sie mit Bildern und Kulturaktionen bespielen.
Wer sich in Witten umschaut, muss nicht lange suchen, um leer stehende Ladenlokale zu finden – man schaue nur auf die trostlosen Schaufenster in der unteren Bahnhofstraße. Zwei Künstler und ein Immobilienmakler wollen nun mit einem Geschäft an der Pferdebachstraße zeigen, dass es auch anders geht.
Lange Zeit beherbergte das Ladenlokal einen Friseursalon. Seit der Betreiber im Jahr 2015 seinen Standort innerhalb Wittens verlagerte, stehen die großzügigen Räume mit den großen Schaufenstern im Haus Nummer 80 leer.
„Die Vermietung ist nicht einfach“, berichtet Benjamin Geiken, dessen Unternehmen mit der Vermarktung beauftragt ist. „Die Pferdebachstraße ist keine Einkaufsstraße und auch die Parkplatzsituation ist nicht allzu gut. Dennoch bietet das Ladenlokal eine hohe Attraktivität für verschiedene Branchen. Ich denke etwa an Versicherungsbüros oder Frisöre.“
Viel Leerstand und viele kreative Köpfe
Der Jungunternehmer geht nun neue Weg in der Vermarktung. Gemeinsam mit den Künstlern Maria Palmert und Martin Strautz möchte er das Geschäft ab Januar wiederbeleben – mit Kunst und Kultur. Mit Martin Strautz ist dabei ein Pionier der neuen Wittener Kulturszene mit im Boot.
Der 51-Jährige ist Initiator der „Sagentage“, die seit Mai erfolgreiche Ausstellungen in der Wittener Innenstadt in Leben gerufen haben. „Wir haben in Witten ein riesiges Potenzial, das nicht gehoben wird“, sagt Strautz. „Auf der einen Seite haben wir den großen Leerstand. Auf der anderen eine große Zahl kreativer Köpfe.“
„Pop-up-Galerien“ gibt es schon in anderen Städten
Am Freitag, 20. Januar, eröffnet nun also an der Pferdebachstraße „eine Pop-up Galerie“, erklärt Maria Palmert. Die junge Ärztin ist Mutter von zwei kleinen Kindern und vor einem guten Jahr mit ihrem Mann nach Witten gezogen. „Die Idee ist nicht neu, wir übertragen sie aber auf Witten.“
Ab Januar wird das Ladenlokal Ausstellungsstücke von Palmert und Strautz beherbergen, die so arrangiert sind, dass sie von außen betrachtet werden können. An zwei Terminen, dem 20. Januar und am 17. Februar, öffnet sich der Laden für Besucher.
„Wir machen keine klassische Vernissage,“ sagt Martin Strautz. „Vielmehr beleben wir das Ladenlokal mit Besuchern und flankierenden Kulturangeboten.“ Dazu gehören Lesungen der Gedichte von Ernst-Jürgen Kroll und Musik junger Künstler aus Witten.
Geiken, Palmert und Strautz sind sich einig: Wenn das Konzept aufgeht, dann kann und soll es sich in ganz Witten wiederfinden. „Es gibt nichts Unattraktiveres, als leerstehende Geschäfte. Auch die Vermarktung wird nicht leichter, wenn die Kabel aus der Decke baumeln.“
„Leerstandsmanagement ist ein wirtschaftlicher Faktor – sowohl für die Eigentümer, als auch für die Stadt“, sagt Benjamin Geiken. „Wir geben scheinbar leblosen Geschäften ein Gesicht und laden sie emotional auf. Dadurch werden verschiedenste Zielgruppen aufmerksam, die Vermarktung beschleunigt sich und die Umgebung profitiert.“ Er ist sich sicher: „Wir können in Witten viel erreichen.“