Witten. . Verwaist die Meesmannstraße, nachdem Aldi weg- und Edeka umgezogen ist? Die Drogerie Rossmann plant nun doch keine Vergrößerung im Stadtteil.

  • Aldi hat Herbede zum Jahresende verlassen, Edeka zog Ende November 2016 um.
  • Seitdem fehlen zwei wichtige Einkaufsmagneten in der Meesmannstraße.
  • Viele befürchten, dass immer weniger Kunden in die Einkaufsstraße kommen.

Im Gegensatz zu so vielen Ortsteilen im Ruhrgebiet bewies Herbede bislang, wie ein intaktes Stadtteilzentrum funktionieren kann. Nachdem innerhalb weniger Monate der Edeka umgezogen ist und Aldi geschlossen hat, wachsen rund um die Einkaufsmeile Meesmannstraße die Sorgen.

Parkplätze, sonst auf der Meesmannstraße heiß begehrt, gibt es an diesem Montagmorgen reichlich. Ist das schon ein schlechtes Zeichen? „Nein“, sagt Augenoptiker Dirk Sprenger. „Der Januar ist traditionell ein schlechter Geschäftsmonat.“ Aber er bestätigt auch „eine große Unruhe“ im Dorf. Weil so viele Fragen ungeklärt sind, möchte die Werbegemeinschaft Herbede nun das Gespräch mit der Stadt suchen.

Der einstige Aldi Markt, hier gesehen von der Wittener Straße aus.
Der einstige Aldi Markt, hier gesehen von der Wittener Straße aus. © Jürgen Theobald

Zum Jahreswechsel schloss Aldi seine Filiale am Platz an der Schmiede – trotz etlicher Bemühungen der Stadtverwaltung für einen Neubau. Innerhalb kürzester Zeit war das Geschäft geräumt. Was aus der Immobilie wird, die im Eigentum von Aldi ist, ist offen.

Rossmann-Filiale ist zu klein

Nachdem Edeka Grütter in einen Neubau an der Wittener Straße umzog, steht das einstige Ladenlokal an der Meesmannstraße leer. Gerüchten zufolge sollte dorthin die Drogerie Rossmann wechseln, doch das Unternehmen dementiert Umzugspläne. „Tatsächlich ist der Markt mit nicht mal 300 qm Verkaufsfläche inzwischen viel zu klein für unser Sortiment geworden“, so Unternehmenssprecher Stephan-Thomas Klose. „Konkrete Umzugspläne sind mir aber nicht bekannt. Mit anderen Worten: Hier gibt es bislang keine Verträge oder Vereinbarungen für einen neuen Standort.“

Nebenan schließt Familie Haschert nach 55 Jahren am Standort ihren Gemüseladen – aus Altersgründen, betont ein Schild im Schaufenster. Die Reinigung ist dicht, aber ein Tierfutterladen eröffnet neu. „Mir fällt es schwer, die Füße stillzuhalten“, sagt Optiker Dirk Sprenger. „Ich hätte gern einen Fahrplan – wie soll es in Herbede weitergehen?“

Hamdija und Diturije Dacic vom Eiscafé Venezia servieren lächelnd Cappuccino, aber eigentlich ist ihnen wenig froh zumute. Erst im Mai 2016 übernahmen sie das Lokal gegenüber dem Aldi-Supermarkt, das von der Laufkundschaft zum Discounter bislang profitierte. Die Dacics lebten und arbeiteten vorher in Essen, bevor sie sich selbstständig machten. „Hätten wir gewusst, dass Aldi schließt, hätten wir uns das anders überlegt“, sagt Diturije Dacic.

Postfiliale läuft gut

Auch die wenigen Gäste diskutieren über nichts anderes: Warum wirkt der Platz an der Schmiede wie ausgestorben? Warum funktioniert noch nicht mal der Wochenmarkt? Geht die Meesmannstraße den Bach runter, weil sich alles auf die andere Seite der Wittener Straße orientiert, dort wo das Ärztehaus und der neue Edeka gewachsen sind und ein neues Seniorenzentrum gerade gebaut wird?

Neuer Einkaufsmagnet: Der Edeka-Markt Grütter an der Wittener Straße.
Neuer Einkaufsmagnet: Der Edeka-Markt Grütter an der Wittener Straße. © Barbara Zabka

Edith Winkelmann, Inhaberin des Traditionsgeschäfts Storchmann, beschäftigt sich schon viele Jahre mit diesen Fragen. Sie hatte sich stets gegen einen Edeka-Neubau positioniert – zugunsten der Meesmannstraße, denn „tote Stadtteilzentren kann man sich überall angucken“.

Ihr Laden ist gut besucht – neben Reisebüro, Spiel- und Schreibwaren läuft vor allem die Postfiliale gut. Auch Bahntickets kann man bei Storchmann kaufen – das sei nicht selbstverständlich. „Das ist arbeitsintensiv, aber wir möchten diese außerordentlich wichtige Dienstleistung gern für die Herbeder erhalten“, betont Edith Winkelmann.

Bei allen Sorgen – sie sieht die Zukunft Herbedes nicht nur negativ. Vielleicht sei dies die Chance, „dass die Gewerbetreibenden zusammenfinden, um neue Projekte zu entwickeln“. Denn noch immer steht Herbede weit besser da, als viele andere Stadtteilzentren.

Aldi baut nicht, Netto ist in der Planungsphase

Immer wieder kommen Gerüchte auf, dass Aldi an einen anderen Standort in Herbede neu bauen will. Bislang gibt es dazu keine konkreten Pläne. Dass Aldi etwa hinter VW Kogelheide baut, stimmt nicht. Laut Stadtverwaltung sei das Areal gar nicht als zentraler Versorgungsbereich zulässig.

Netto hat einen Bauantrag für einen Neubau an der Rautertstraße eingereicht. Laut Stadt sei der Antrag noch nicht beschieden und werde geprüft.