Witten. . Der Gesetzgeber erlaubt künftig nur noch zwölf Geräte. Und die Stadt will das Glücksspiel verdrängen. Vermieter: Da bleibt nur noch Leerstand.
- Der Betreiber der Spielothek hatte dort 30 Geräte auf 450 Quadratmetern. Künftig gibt es pro Standort nur noch Lizenzen für zwölf Geräte
- Außerdem ist es erklärtes Ziel von Stadt und Politik, die Spielhallenflut einzudämmen. Diese führe zu einer Abwärtsspirale
- Der Immobilienbesitzer sieht das völlig anders: Jetzt bleibe auch an dieser Stelle der unteren Bahnhofstraße nur noch Leerstand
In der unteren Bahnhofstraße hat jetzt auch die letzte Spielhalle das Handtuch geworfen. „Endlich“, werden viele aufatmen. Das war ein erklärtes Ziel von Stadt und Politik. „Auch das noch“, sagen Immobilienbesitzer: Jetzt laufen dort nicht mal mehr Zockerbuden.
Der Betreiber, die LC Spielstätten GmbH in Meerbusch, bedankt sich am Lokal Bahnhofstraße 43 per Aushang bei „allen Gästen für ihre Treue und die vielen schönen Stunden“. Sie lädt zugleich in die verbliebene, viel kleinere Filiale an der oberen Ruhrstraße ein. Dort stehen zwölf Automaten.
Betreiber nutzte das Mietvertragsende zum Ausstieg
An der Bahnhofstraße waren es zuletzt 30 Spielgeräte auf 450 Quadratmetern, verteilt auf drei Säle. Die Größe gab für den Betreiber den Ausschlag: Der neue bundesweite Glückspielstaatsvertrag sieht vor, dass Inhaber pro Lokal nur noch eine Lizenz für zwölf Geräte bekommen. Die Branche rechnet mit einem Abbau eines Drittels der 267 000 Geldspielgeräte in Deutschland, warnt vor Millionen-Einbußen – auch bei der Vergnügungssteuer. Die Beschränkung gilt erst ab 2018, und es soll eine fünfjährige Übergangsfrist geben. Doch „LC Spielstätten“ hat das Auslaufen des Mietvertrags Ende 2016 schon genutzt, um aus der Bahnhofstraße auszusteigen.
Für viele Spielhallen-Standorte in Witten gilt außerdem seitens der Stadt nur noch Bestandschutz. Das triff für fast die ganze Bahnhofstraße, aber auch für den Berliner Platz oder die Ruhrstraße zu. Nachdem Witten 2010 mit der höchsten Spiehallendichte in der Region in Verruf geraten war, hatten Stadt und Politik mit dem Masterplan Vergnügungsstätten gegengesteuert.
Stadt: Spielstätten befördern Abwärtsspirale
„Dabei geht es aber nicht darum, den moralischen Zeigefinger zu heben“, erläutert Barbara Bokel, Vize-Chefin des Planungsamtes, „sondern um die städtebauliche Bewertung. Spielstätten bewirken eine Abwärtsspirale: Sie erzeugen ein Milieu, das für hochwertigen Einzelhandel nicht einladend ist.“
Volker Lenhardt, dem das Haus Bahnhofstraße 43 gehört, hält das Argument der „Abwärtsspirale“ für „dummes Zeug“. Gesetzgeber und Stadt fänden „Leerstand offenbar besser, als wenn wenigstens in der Spielhalle noch ein Licht brennt“. Die Miete, die die Spielhalle abgeworfen habe, möchte er nicht beziffern. Nur: „So doll ist das auch nicht.“ Einem Interessenten, der die 2017 noch geltenden Lizenzen des Altbetreibers noch für den Fortbetrieb der Spielhalle hätte nutzen können, wäre er auch bei der Miete entgegengekommen. Nur für ein Jahr hätte sich das für diesen aber nicht gelohnt.
Kein Nachmieter in Sicht
Was wird nun in das 450 qm große Lokal ziehen, zwischen dem ehemaligen Telekom-Laden und dem ehemaligen Wettbüro, die beide schon leerstehen? Sowohl innerhalb wie außerhalb Wittens habe er gesucht, sagt Lenhardt. Das Ergebnis ist ernüchternd: „Gar nichts wird einziehen – wenn Sie einen kennen, der dort einziehen will, schicken Sie ihn mir!“
>> Spielhallen-Standorte in Witten
Derzeit gibt es 16 Spielhallen in Witten: acht in der Innenstadt, zwei am Crengeldanz, vier in Annen und zwei in Herbede.
Der Masterplan Vergnügungsstätten darf kein „Berufsverbot“ bewirken. Daher sieht er erlaubte Rückzugsflächen vor – wie das frühere Novum. Der Stadt liegen keine Neuanträge vor.