Witten. . Witten zählt wohl wieder 99 000 Einwohner. Der Statistiker legt sich aber nicht fest, wann es 100 000 sind. Alles hängt von der Zuwanderung ab.
- Die Stadt Witten hatte zum Jahresende 2016 wohl wieder 99 000 Einwohner. Die offizielle Bestätigung dafür steht aber noch aus
- Damit nimmt die Ruhrstadt auch weiter die Großstadt-Marke von 100 000 Einwohnern ins Visier
- Der Rathaus-Statistiker wagt keine Prognose. Alles hängt von den Flüchtlingszahlen ab. Dort gab es zuletzt Sprünge und Schwankungen
Auch wenn die offizielle Zahl nach dem städtischen Melderegister noch nicht vorliegt: Die Marke von 99 000 Einwohnern wird Witten zum Jahresende 2016 wahrscheinlich durchstoßen haben. Gleichzeitig rückt der Sprung zur Großstadt mit 100 000 Bürgern offenbar wieder in weitere Ferne. Die durch die Flüchtlinge erzeugte Dynamik der beiden vergangenen Jahre hat sich inzwischen wieder abgeschwächt.
Nach einem über 20 Jahre anhaltenden Einwohnerschwund von 106 000 Wittenern Anfang der 1990er Jahre auf 97 826 „Gemeldete“ 2013, hatte Witten statistisch die Kurve gekriegt. Das Jahr 2014 (98 033) brachte die kleine Kehrtwende mit einem Plus von rund 200 Bürgern, das Jahr 2015 (98 637) dann die große mit weiteren 600 dazu. Das sind jeweils die Zahlen vom Jahresende.
900 Neu-Bürger in zwölf Monaten
Noch markanter ist der Sprung von 97 986 (Juni 2015) auf 98 872 (Juni 2016) Wittener jeweils zur Jahresmitte. Das waren rund 900 zusätzliche Bürger mehr innerhalb von zwölf Monaten.
Die 98 872 Wittener vom Juni 2016 sind gleichzeitig die letzte offizielle Zahl aus dem Rathaus. Ob Witten zum Jahresende 2016 da nicht längst auch die 99 000 locker durchstoßen hat? Da fehlen doch nur noch 128 „Neue“ in sechs Monaten? Zu mehr als einem „es deutet einiges in diese Richtung“ lässt sich Gerd Germakowsky (61) aber einfach nicht hinreißen. Der Leiter der städtischen Statistikstelle ist für jede Analyse der vorhandenen Daten zu haben, aber eben nicht für den Blick in die Glaskugel.
Die Zahlen mahnen ihn aber doppelt zur Vorsicht: Die Sprünge und starken Schwankungen in der „Wanderungsbilanz“ machten keine zuverlässige Prognose möglich, sagt Germakowsky – allenfalls eine ebenso allgemeine wie unanfechtbare Wenn-Dann-Vorhersage: „Wenn wir weiterhin einen Wanderungsgewinn wie in den letzten Jahren verzeichnen, werden wir auch irgendwann wieder bei 100 000 Einwohnern landen.“
Trotz Geburtenrekords: Die Zuwanderung ist der bestimmende Faktor
In der Rückschau ist klar zu erkennen, dass die positive Wanderungsbilanz der bestimmende Faktor für die Wende 2014 und für den Einwohnerzuwachs seitdem ist. Es gab 2015 zwar mit 810 Lebendgeburten auch einen kleinen Wittener Geburtenrekord – nach jeweils 700 bis 770 in den zehn Vorjahren (und 1116 Geburten 1990). Doch bei konstant zwischen 1200 und 1300 Todesfällen verzeichnet Witten seit Jahren einen „Sterbeüberschuss“ von rund 500 Menschen.
Für die Gesamtzahl entscheidend ist, inwieweit die Zuwanderungsbilanz diese natürliche Bevölkerungsentwicklung ausgleichen kann. Im großen Flüchtlingsjahr 2015 standen 6059 „Zuzügen“ 4786 „Fortzüge“ gegenüber. Dieses Plus von 1273 Menschen machte den Sterbeüberschuss (-524) mehr als wett und führte damals per Saldo zu 749 neuen Einwohnern.
Ob diese Entwicklung anhält, ist – auch für die Einwohnerzahl – die große Frage. 2015 wurden Witten 1081 Flüchtlinge zugewiesen – nach 157 und 270 in den Vorjahren. 2016 gab es wieder deutlich weniger Zuweisungen – nur 138. Da kann man verstehen, dass sich ein analytisch denkender Statistiker mit Prognosen bedeckt hält.
>> Amtliche Einwohnerzahl von IT NRW ist niedriger
Die Stadt arbeitet in allen Statistiken mit Zahlen aus ihrem Melderegister. Die amtliche Einwohnerzahl dagegen rechnet der Landesbetrieb Information & Technik auf Basis des Zensus 2011 hoch. IT NRW zählt seit Jahren 2000 Wittener weniger.
Die Ausländerquote ist (2010 bis 2015) von 8,2 auf 10,6 % gestiegen, der Bevölkerungsanteil mit Zuwanderungshintergrund (Ausländer; eingebürgerte ehem. Ausländer; Kinder von Migranten) von 23,3 auf 27,6 %. Quelle: Stat. Jahrbuch auf witten.de