Witten. Polizei und Stadt erteilen Kameras auf städtischem Gelände in Witten eine klare Absage. Auch Brennpunkte sollen nicht kontrolliert werden.
- Nach Anschlag in Berlin: Polizei und Stadt erteilen Kameras auf städtischem Gelände eine Absage
- Auch Brennpunkte sollen nicht kontrolliert werden
- In Bussen und der Stadtgalerie gehören Kameras zum Standard
Kameras, die den Rathausplatz oder den Berliner Platz nach Unruhestiftern absuchen? Wird es in Witten vorerst nicht geben. Der Terroranschlag in Berlin im Dezember hatte vor allem in größeren Städten die Forderung nach Videoüberwachung von öffentlichen Räumen nach sich gezogen. Hier hält man sich bisher bedeckt.
„Wir sehen im Moment keinen Grund, der eine solche Maßnahme in Witten rechtfertigen würde“, erklärt Polizeisprecher Volker Schütte. Gefühlte Unsicherheit sei nämlich kein Argument. „Entscheidend ist, ob sich die Zahl der Straftaten eklatant erhöht. Dann könnte man tätig werden.“ In Witten seien aber seit Dezember keine vermehrten Delikte zu verzeichnen. Präventivmaßnahmen wie die Weihnachtsmarktstreife: „Das ist vernünftig“, findet Schütte.
Gewaltbereite Jugendliche
Auch die Stadt bleibt beim Thema zurückhaltend. „Kameras, die öffentliche Plätze überwachen, müssten vom Innenministerium genehmigt werden“, sagt Stadtsprecherin Lena Kücük. Und: „Zum Glück ist die Lage in unserer Stadt nicht so bedrohlich, dass wir so eine Maßnahme beantragen müssten. Die Stadt hat bisher keine solchen Kameras in Gebrauch.“
Bedrohlich oder nicht: Darüber lässt sich offenbar streiten. Julia Holtz, langjährige Pfarrerin der Johannis-Gemeinde, hatte erst vor kurzem die schwierigen Zustände rund „auf der Mauer“ beklagt – auf dem oberhalb vom Kornmarkt gelegenen Platz neben der Kirche. „Der Platz hat sich zum Treffpunkt für gewaltbereite Jugendliche entwickelt“, erklärte Holtz am 13. Oktober in dieser Zeitung.
Einzäunung ist keine Lösung
Ob Videoüberwachung bei der Lösung des „komplexen Problems“, wie die Pfarrerin es beschreibt, helfen könne? „Ich finde, hier lässt uns der Gesetzgeber allein. Wir als Kirche würden auf dem Gelände eine Kamera installieren. Aber weil der Platz eben gleichzeitig unser Eigentum und öffentlich zugänglich ist, dürfen wir das nicht.“ Die einzige Lösung wäre, so Holtz, die Einzäunung des Platzes. „Aber das wollen wir natürlich nicht. Wir wollen schließlich eine offene Kirche bleiben.“
Nicht nur Julia Holtz spielt mit dem Gedanken, Kameras in Angsträumen einzusetzen. Auch Markus Bürger, Inhaber der Bahnhofshalle am Hauptbahnhof, hatte erst kürzlich in dieser Zeitung erklärt, er plane am Bahnhofsgebäude künftig Überwachungstechnik anzubringen.
Aufzeichnungen nach 24 Stunden gelöscht
Technik, die an anderer Stelle bereits seit Jahren Standard ist. In allen Bussen der Bogestra etwa fahren seit fünf Jahren Kameras mit. „Wir reden dabei aber nicht von Überwachung. Kameras dienen dem Schutz unserer Einrichtungen und Fahrzeuge.“ So sieht es Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns. Die Aufzeichnungen würden nach 24 Stunden gelöscht. Bei einem Zwischenfall kommt die Polizei ins Spiel, via Standleitung über die Leitstelle. Bruns: „Die Polizei bekommt dann auch die Aufnahmen zur Auswertung. Nicht selten hat das schon dazu geführt, dass die Täter überführt werden konnten.“
29 Kameras in der Stadtgalerie
Auch in der Stadtgalerie wird gefilmt, und zwar von 29 Kameras. Center-Manager Frederik Westhoff betont: „Die Aufnahmen verwenden wir nur, wenn etwas vorfällt.“ Zudem sei es jedem Geschäft freigestellt, eigene Kameras in seinen Räumen zu installieren.
„Geschäfte oder Kameras auf Privatgelände sind nicht verboten“, sagt Polizeisprecher Volker Schütte. Grundsätzlich gelte, so Stadtsprecherin Kücük: „In Witten bleiben öffentliche Plätze kamerafrei.“