Buchstaben, Worte, Sätze, Texte und Bücher – sie ziehen sich wie ein roter Faden durch das Leben von Hubert Berger. Der 95-jährige Bommeraner sammelt Bücher und liest gerne historische Texte. Und hat auch immer selbst zur Feder gegriffen. Diese Leidenschaft kommt nicht von ungefähr.

Buchstaben, Worte, Sätze, Texte und Bücher – sie ziehen sich wie ein roter Faden durch das Leben von Hubert Berger. Der 95-jährige Bommeraner sammelt Bücher und liest gerne historische Texte. Und hat auch immer selbst zur Feder gegriffen. Diese Leidenschaft kommt nicht von ungefähr.

Hubert Berger ist gelernter Schriftsetzer. Mit Bleibuchstaben und Setzkästen kennt er sich bestens aus. 1936 begann er seine Lehre als Schriftsetzerlehrling bei der Buchdruckerei Gebrüder Krampen in Annen. Dort gewann er erste Einblicke in die Geheimnisse der „Schwarzen Kunst“. Der Betrieb befand sich dort, wo heute die Geschäftsstelle der Sparkasse ist. Später war er dann viele Jahre beim Schulbuchverlag Kamp in Bochum beschäftigt.

Zufällig fiel Berger vor Jahren eine Sammlung historischer „Heimatgrüße aus Bommern“ in die Hände. Sie stammte vom Vater eines Freundes. Und er hat sie aufgehoben und archiviert. Heimatgrüße aus den Jahren 1943 bis 1944, geschrieben und zusammengestellt für die jungen Männer des Stadtteils, die in den Hitler-Krieg ziehen mussten.

Genau anderthalb Jahre lang – das waren elf Ausgaben – wurden diese „Lokalnachrichten“ an die Front verschickt. Mit der Weihnachtsausgabe 1944 war dann aber Schluss. Aus Mangel an Arbeitskräften und Papier wurden die Heimatgrüße eingestellt. „Ich war zwar auch als junger Spund im Krieg, aber an der Front haben mich diese Grüße nicht erreicht“, erinnert sich Berger. „Vielleicht, weil ich kein Parteibuch hatte.“

Herausgegeben wurden diese Druckwerke von der Ortsgruppe Bommern der NSDAP – so dass darin jede Menge Polit-Propaganda zu finden ist: von Heimat, Führertreue und Siegeszuversicht.

Blättert man heute durch dieses historische Dokument, so findet der aufmerksame Leser neben der Propaganda auch vergessene Heimatgeschichte. Alte Fotos erzählen bildhafte Stadtgeschichte. Wortbeiträge berichten vom Erdmännchen auf Hardenstein, vom Dreißigjährigen Krieg im Stadtteil, vom traditionellen Bommeraner Wappen, dem Ursprung alter Flurnamen oder über Kohlenpütt und Kohlenstraße. Eifriger Schreiber dieser Artikel war der ehemalige Schulrektor Andreas Blesken. Für einen engen „Kontakt“ zur Heimat sorgten die Mitteilungen des Standesamtes über Hochzeiten und Geburten. Aber auch die schrecklichen Todesnachrichten von Soldaten unter der Rubrik „Für Führer und Volk gefallen“ durften nicht fehlen. Es gab auch stets Gedichte, Sprüche und natürlich heimatliche Witze.

Der Bommeraner Senior hat übrigens auch eigene Bücher geschrieben. „Erinnerungen an eine vergangene Zeit und wie es damals so war“, erzählt er. „Turbulenzen“ hat er seine Autobiografie genannt. In diesem kleinen Band erzählt er von seiner Kindheit, den Kriegsjahren, seiner Liebe zu seiner Frau Anna (92) und der Zeit bis in die Sechziger Jahre, als seine eigene Familie endlich komplett war. Hubert und Anna sind seit mittlerweile 67 Jahren verheiratet. „Mindestens 70 sollen es werden“, schmunzeln beide – verliebt wie am ersten Tag. Sie fühlen sich in Bommern pudelwohl. Und in ihrem Haus ist immer etwas los.