Witten. . Politikerin erhielt Inkassobriefe, mit Forderungen habe sie nichts zu tun. Name wurde offenbar im Internet missbraucht. Polizei: Kein Einzelfall.
- Lokalpolitikerin erhielt Inkassobriefe – Mit Forderungen habe sie nichts zu tun
- Forderungen kommen von Internetversandhäusern und belaufen sich auf über 1300 Euro
- Verbraucherzentrale spricht von Betrug und rät zu Strafanzeige – Polizei: Kein Einzelfall
Eine Wittener Ratsfrau wurde offenbar Opfer eines Internetbetrügers. Sie hatte mehrere Schreiben eines Inkassounternehmens in den vergangenen Monaten erhalten. Die Gesamtforderungen belaufen sich auf mehr als 1300 Euro.
Die entsprechenden Bestellungen habe sie aber nie getätigt, erklärt die Lokalpolitikerin. Die Verbraucherzentrale spricht im konkreten Fall von Betrug: Jemand habe den Namen der Ratsfrau angegeben und sei damit einkaufen gegangen. Allein in diesem Jahr habe es fast 150 Anzeigen aufgrund solcher Inkassobriefe in Witten, Bochum und Herne gegeben, teilt die Bochumer Polizei auf Anfrage mit.
Ihren Namen, der der Redaktion bekannt ist, möchte die Ratsfrau nicht in der Zeitung lesen – jedenfalls nicht, solange der Sachverhalt nicht endgültig geklärt sei. Mit dem Gang in die Öffentlichkeit wolle sie aber Bürger warnen. Briefe vom „Deutschen Inkasso-Dienst“ erhielt sie seit Oktober: Mal Forderungen von „myToys.de“ (über 80 Euro), mal vom „Baur-Versand“ (über 300 Euro), ein weiteres Mal belaufen sich die Hauptforderungen (wieder für „myToys“) auf fast 700 Euro, plus Verwaltungskosten.
Verbraucherzentrale rät: Strafanzeige stellen
„Erst habe ich einen Schock bekommen“, sagt die Lokalpolitikerin. „Mir war aber schnell klar, dass ich mit den Beträgen nichts zu tun habe.“ Sie habe nicht gezahlt, sondern nach einem Besuch bei der Verbraucherzentrale die Forderungen widerrufen und gefordert, „die Nutzung meiner persönlichen Daten für weitere Forderungen zu unterlassen“. Alexandra Kopetzki von der Verbraucherzentrale Witten rät zudem, die Rechnungen, die hinter den Beträgen stecken, einzufordern – und Strafanzeige gegen Unbekannt zu stellen, wenn man mit den geforderten Zahlungen nichts zu tun habe. „Sonst hören die Forderungen nicht mehr auf.“
Handy wurde nach Witten geliefert
Im konkreten Fall hat offenbar jemand den Namen der Lokalpolitikerin genutzt und ging damit shoppen, ist Kopetzki überzeugt. Das legt auch eine Rechnung nahe, die die Inkassofirma der Politikerin als Beleg zusandte: Die Lieferung eines fast 300 Euro teuren Handys „erfolgte an“, ist dort vermerkt. Es folgt der Name der Wittenerin – aber nicht mit ihrer Wohnanschrift, sondern mit einer anderen Adresse ganz in ihrer Nähe. Dubios: Ein „Abliefernachweis“ belegt, dass das Handy an dieser (anderen) Andresse abgegeben wurde. Jemand hatte den Empfang des Paktes per Unterschrift bestätigt.
Adresse durch einen „Dienstleister“ herausgefunden
Weil offenbar die Rechnung nicht zugestellt werden konnte oder falsche Zahlungsinformationen (durch den mutmaßlichen Betrüger) hinterlegt worden waren, konnten die Gläubiger kein Geld eintreiben – und schalteten das Inkassobüro ein. Dieses machte eine Abfrage bei einem „Adressdienstleister“, um an eine (Rechnungs-)Adresse hinter dem (missbräuchlich angegebenen) Namen der Ratsfrau zu kommen.
Nicht die Inkassofirmen seien (in der Regel) kriminell, sondern die Besteller, sagt Jürgen Wiedelmann vom Bochumer Betrugsdezernat der Polizei. „Die Forderungen bestehen und resultieren meist aus betrügerischen Internetbestellungen.“
In einem Brief des „Deutschen Inkasso-Dienstes“ an die Ratsfrau heißt es denn auch: Womöglich handele es sich um eine Verwechslung. „Ein Missbrauch Ihrer Daten durch Unbekannte Dritte“ könne aber nicht ausgeschlossen werden.
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Laut Polizei würden Täter oft Waren (anonym) an eine Packstation liefern lassen und bei der Bestellung etwa gefälschte Kreditkartenangaben machen oder (bei Lastschrift) Kontodaten von Firmen angeben. Weil man nicht an die IP-Adresse herankomme, sei man machtlos.
Unter verbraucherzentrale.nrw gibt es Musterbriefe für einen Widerruf. Im Büro (Bergerstr. 35) kann man sich beraten lassen (Tel.: 28 28 101).