WItten. . Viele Anwohner der „Künstlersiedlung“ sind fit bis ins hohe Alter. Einige Nachbarn verrät ihr Geheimrezept für eine lange Gesundheit.

Es ist früher Nachmittag in der Künstlersiedlung in Bommern. Wolfgang Preusche läuft durch die schmale Gasse zwischen Käthe-Kollwitz- und Noldeweg . Wegen der berühmten Namensgeber nennen manche Anwohner ihr Viertel hinter der Helene-Lohmann-Schule einfach die „Künstlersiedlung“. Preusche trägt einen altmodischen Filzhut und Turnschuhe. „Na, wie alt schätzen Sie mich denn?“ Zwischen Ende 70 und Anfang 80. Preusche lächelt verschmitzt. „Nee, ich bin 96 Jahre alt.“

Trotzdem ist der Senior fit – und das hat einen guten Grund: „Ich laufe oft durch die Siedlung. Mindestens einmal in der Woche, wenn ich zum Seniorensport gehe.“ Nach einem bewegten Leben zog der betagte Mann 2002 nach Bommern. Für seine immer noch strotzende Lebenskraft hat der Senior zwei Erklärungen: „Zum einen hab ich gute Gene. Da kann man nichts dafür. Aber noch wichtiger ist: Bewegung, Bewegung, Bewegung!“

Hunderunde mit besonderem Kunstwerk: Diese Mauer entlang der Strecke vom Bodenborn zum Max-Liebermann-Weg „zieren“ bunte Schmierereien.
Hunderunde mit besonderem Kunstwerk: Diese Mauer entlang der Strecke vom Bodenborn zum Max-Liebermann-Weg „zieren“ bunte Schmierereien. © Walter Fischer

Das Motto scheint tatsächlich Triebkraft der gesamten Siedlung zu sein. Auf dem Hügel in Bommern bedeckt eine puderweiße Schicht Raureif die Gehwege. Trotzdem sind etliche der überwiegend älteren Anwohner auf der Straße unterwegs.

Christel Strasas zum Beispiel trägt den schweren Einkaufsbeutel vom Edeka zurück in ihre Eigentumswohnung im Noldeweg. „Man wohnt mitten im Grünen. Hier bieten sich Spaziergänge und lange Wanderungen einfach an.“ Die rüstige Seniorin verrät auch gleich ihre liebsten Ausflugsziele: „Nach Wengern runter wandert man etwa eine halbe Stunde. Das ist eine schöne Route. Aber am liebsten bin ich doch im Muttental unterwegs.“

Das „Tor“ zur Siedlung, aber kein schöner Anblick: eine Einzelgarage mit Schmierereien am Käthe-Kollwitz-Weg, dahinter die Helene-Lohmann-Realschule.
Das „Tor“ zur Siedlung, aber kein schöner Anblick: eine Einzelgarage mit Schmierereien am Käthe-Kollwitz-Weg, dahinter die Helene-Lohmann-Realschule. © Fischer

Nachbar Fred reicht meistens der Gang durch die angrenzenden Straßen. „Ich wohne gern hier. Man kennt seine Nachbarn nicht übermäßig gut, aber das ist in Ordnung, solange keiner Ärger macht.“ Nur eine Sache ist manchen Anwohnern des Noldewegs ein Dorn im Auge. „Ich weiß ja, dass unsere Straße nach einem Künstler benannt ist. Aber jetzt schauen Sie sich mal dieses Kunstwerk an“, wettert ein Bewohner und zeigt auf einen verwitterten Wohnwagen am Ende der Straße. Seine Frau ergänzt: „Die Leute lassen ihren ollen Wagen schon seit Ewigkeiten da stehen. Eigentlich müssten sie doch einen Stellplatz dafür mieten.“ Aber nicht alle Nachbarn stören sich an dem Anblick: „Wenn die ihren Wohnwagen da verfaulen lassen wollen, ist das ihr Ding“, erklärt Christel Strasas kurz und bündig.

Eine Querstraße weiter drehen Divi und Roofy ihre Runden. Hinter den Hunden laufen Mama Halina und Tochter Aurelia (30). Auch bei frostigem Wetter fordern die kleinen Vierbeiner ihren Auslauf ein. Das hält auch die Besitzerinnen jung. Aurelia über „ihr“ Viertel: „Wir sind sehr gern hier unterwegs. Es ist schöner als woanders!“