Abellio stellt neue Züge für die RB 40 vor, die Witten mit Bochum und Hagen verbindet.Ein Erlebnisbericht über das, was ist - und was kommen wird

Der matt-silberne Wurm hat zwei Minuten Verspätung. Als er im Wittener Hauptbahnhof zum Stehen kommt, quietschen die Räder, dass es einem kalt der Rücken herunterläuft. Mit einem lauten Knall fliegen die Türen auf. Die Regionalbahn 40 spuckt ein paar Passagiere aus.

Mit einem heftigen Ruck geht die Fahrt auf der Strecke Essen-Hagen weiter. Die hier vom privaten Bahn-Dienstleister Abellio eingesetzten Waggons sind uralt und im Rest der Republik längst ausgemustert. So sehen sie auch aus: Minimalistisches Interieur in schickem Beige, Holzimitat an den Wänden, dunkelrote Kunstledersitze. Es rattert während der idyllischen Fahrt entlang des Ruhrufers.

"Der Zug stinkt", findet Sylvia Dillmann, die täglich nach Hagen pendelt, "und die Türen gehen so schwer auf, dass man Angst hat, nicht mehr rechtzeitig herauszukommen." Aber, sagen sie und Kimberley Kerr, die nebenan sitzt, die Ruhr-Lenne-Verbindung von Abellio sei im Vergleich zu Deutschen Bahn verhältnismäßig pünktlich.

Wenn die RB 40 hält, gibt es vorher keine Ansage zum nächsten Bahnhof. Bei der Abfahrt pfeift der Zugbegleiter und zeigt dem Lokführer seine grüne Kelle - wie in Zeiten, als er noch Schaffner hieß.

Die Zukunft beginnt in Hagen. Dort stellt Abellio die nagelneuen Triebwagen für die RB 40 vor. Ab dem 30. Juli sollen die windschnittigen, grau-schwarzen Fahrzeuge den Dienst der nur übergangsweise eingesetzten, antiquierten "Silberlinge" übernehmen.

"Sind Sie bereit für einen Flirt?", kokettiert Abellio. Diesen Namen hat das Essener Unternehmen seinen Prachtzügen gegeben. Eine Abkürzung für "Flotter, leichter, innovativer Regionaltriebwagen". Wenn das nicht kreativ ist.

Die Menschen auf dem Bahnsteig haben sich schick gemacht, sie sind eindeutig bereit für einen Flirt. Nur lässt der ein bisschen auf sich warten. Als er endlich unter Hupen in den Hagener Hauptbahnhof einfährt, klicken die Kameras und rempeln die Fernsehleute, als schreite ein Model die Schienen entlang. Schlank wirkt er, der Flirt.

Für die Taufe hat jemand der Hagener Bürgermeisterin Brigitte Kramps eine alberne Mütze aufgesetzt, auf der seltsamer Weise das Logo des Abellio-Konkurrenten Deutsche Bahn zu sehen ist.

Die RB 40 ist eine von zwei Linien, mit denen die bislang vierjährige Unternehmensgeschichte von Abellio begann. "Deswegen ist sie uns besonders wichtig", sagt Wolfgang Meyer, Vorsitzender der Geschäftsführung. Er verspricht pünktlichere Züge, mehr Komfort und sich mehr Fahrgäste. Bei großer Nachfrage werde Abellio auch zusätzliche Waggons ankoppeln, verspricht Meyer. Derweil ärgern sich zwei sowieso schon schlecht gelaunte ältere Damen, dass sie mit der alten Bahn vom Nachbargleis nach Witten schaukeln müssen und nicht an der Sonderfahrt teilnehmen dürfen. Ohnehin hat die Elektronik die Türen gerade versehentlich verriegelt.

Innen ist der Flirt ein angenehmer Platz, der nach neuem Kunststoff riecht. Viel Glas, bunte Polster, mehr Raum für Fahrräder und Kinderwagen. Nahezu ebenerdig gelangt man hinein, vorbei sind bald die Zeiten des Manövrierens über die Lücke zwischen Waggon und Bahnsteig. Eine Digitalanzeige informiert über den nächsten Halt, zur Sicherheit wird er auch angesagt.

Auch Lokführer Christian Fink fühlt sich schon wohl: "Fast schade, dass es jetzt weniger Störungen geben wird. Die waren eine nette Abwechslung.""Die RB 40 ist uns besonders wichtig"Fotos: Felix Ehlert