Annener krempeln die Ärmel hoch und machen Klarschiff auf dem Abraumhügel der alten Zeche.Unter dem wuchernden Grün kommen auch vergessene Bänke zum Vorschein
"Angstraumcharakter". Nein, damit meint Petra Klein nicht die Geschichte des Ortes: Die dunklen Stollen der Zeche Hamburg, tief unter der Erde. "Angstraumcharakter" hat, was danach kam: Der angebliche Grünzug auf dem Haldengelände. Zu einem Park sollte er in den 70er Jahren wohl werden. Stattdessen wucherte alles zu. Bis gestern. Da wurde angepackt. "Wir wollen keinen Angstraumcharakter mehr", sagt Petra Klein, die Koordinatorin des Projekts Soziale Stadt Annen.
Mit Kettensägen und hohem Körpereinsatz hatten Grünschnitt-Experten von Stadt und Lebenshilfe schon am Donnerstag Schneisen geschlagen. 140 Freiligrathschüler, QuaBed, Gemeinschaft Annener Gewerbetreibender und der Arbeitskreis Ladenlokalmanagement Annen zogen dann gestern das Schnittgut aus dem verlotterten Gelände. Und bergeweise Müll.
Da tauchen vergessene Bänke wieder auf, die längst unter Sträuchern verschwunden waren, Halterungen von Mülleimern ragen aus dem Boden, wo keiner sie vermutet hatte. "Ich habe da etwas Rotes gesehen", sagt Sven Fuhrmann aus der 8a. Er guckt nach und zieht einen weggeworfenen Feuerlöscher raus, natürlich leer. Dorothea Czech trifft's ekliger:
"Ich habe zwei Spritzen gefunden." Angefasst habe sie die aber nur mit der Müllzange.
"Spritzerwiese" heiße die Stelle, weiß ein Schüler. Das sei doch bekannt. Monika Körner von "Ab in die Mitte" hatte noch den offiziellen Namen verwendet: Bürgerwiese. Auch für diesen Namen galt wohl: längst verschüttet.
Die Wiese bildet die Mitte der Halde. Durch den Schnitt der Sträucher wird sie wieder deutlich größer. "Hier kann sich jetzt nicht mehr jeder in den Ecken verstecken", glaubt Volker Gusella (Quabed).
"Man ging hier ungerne her", weiß Achtklässler Kevin Heiden. "Wenn es dunkel ist, stolpert man hier über jeden Mist", so Michelle Herok (8b). Selbst auf gepflasterten Wegen.
Die Klassen 5, 7 und 8 der Freiligrathschule machen richtig Klarschiff. Säckeweise Schnaps- und Wodkaflaschen, massenweise Scherben, Batterien, eine Autotür und ein halbes Sofa kommen zum Vorschein. Schüler Florian Schmidt (8a) sieht es pragmatisch: "Wenn wir der Stadt helfen, wird die Stadt uns auch mal helfen."
Die Zukunft der Halde ist ungewiss. Petra Klein nennt Picknicks und Nachbarschaftstreffen als gewünschte Nutzungsformen des Parks.