Am 22. November wird in einem großen Fest die neue Orgel der Kirche St. Marien eingeweiht.
„Nach der Orgel im Paderborner Dom und jener in Minden ist unsere die größte in dieser Region”, erzählt Pfarrer Reinhard Edeler stolz. Und wie sie sich in ihrer ganzen Pracht und Größe in der katholischen Kirche St. Marien erhebt, ist die neue Orgel wirklich beeindruckend. Auf die Orgelweihe am 22. November, zu der Publikum ausdrücklich erwünscht ist, darf man sich also freuen.
Über 58 Register und rund 4000 Pfeifen verfügt das stattliche Instrument. Und stattlich ist auch sein Preis: Er beträgt 1,1 Millionen Euro, die vor allem durch den Orgelförderverein der Gemeinde aufgebracht wurden, wie Pfarrer Edeler berichtet.
„Weil unsere Orgelbühne relativ klein war für die Größe des Instruments, mussten wir sie erneuern und den statischen Anforderungen anpassen”, so Edeler. „Bestellt haben wir sie bereits im Jahr 2006 bei der Firma Schmid in Immenstadt im Allgäu, seit Mai wird die Orgel aufgebaut, da kamen die ersten Pfeifen.”
Die größte Pfeife hat eine Höhe von rund fünf Metern. Oder um es mal anders zu sagen: „617 Liter Wein würden in die größte Pfeife passen”, weiß Orgelbauer Siegfried Schmid, der erklärt: „Im Barock hätte ich die bekommen. Denn damals war es üblich, dass der Orgelbauer belohnt wurde, indem das Volumen der größten Pfeife in Wein aufgewogen wurde.” In den 20 Jahren, in denen Schmid eine eigene Firma hat, hat er 20 Orgeln gefertigt. „Aber diese ist die größte und die nördlichste, die ich je gebaut habe”, berichtet der Allgäuer.
Mit ihrem hellen Holz, den unzähligen blinkenden Pfeifen und den roten Farbakzenten auf einigen der Verstrebungen sieht die Orgel also überaus vielversprechend aus. Das Rot sei bewusst auf einige Farbnuancen im Kirchenraum abgestimmt worden, beschreibt Pfarrer Edeler.
Aber wie klingt die neue Orgel eigentlich? „Wie ein großes Symphonieorchester”, findet Kantor Christian Vorbeck, der am 22. November das erste Konzert auf dem neuen Instrument mit einem gut einstündigen Improvisationsprogramm spielen wird. Vorbeck hat schon auf vielen Kirchenorgeln gespielt, auch auf jener im Kölner Dom, wie er berichtet.
Vorbeck weiter: „Die Orgel in der Marienkirche besitzt ein breites Klangspektrum, vom Pianissmo der ganz kleinen Pfeifen bis zum Fortissimo der großen.” Während die Zuhörer ihre Ohren konzentriert spitzen müssten, um die ganz kleinen Pfeifen in dem riesigen Kirchenraum zu hören, sei der Klang der richtig großen so laut, dass ein menschliches Ohr auf Dauer nicht damit beschallt werden könne.
Um einen optimalen Raumklang zu erhalten und die Größe und den Aufbau der Orgel auf die Kirche abzustimmen, seien im Vorfeld Professoren angereist, um den Raum klanglich auszumessen, berichtet Pfarrer Edeler. Bereits vor 20 Jahren seien erste Entscheidungen für eine neue Orgel gefallen, doch sei das Projekt immer wieder aufgrund anderer zu finanzierender Aufgaben zurückgestellt worden. Und so habe man sich über all die Jahre orgeltechnisch eher mit Provisorien über die Runden geholfen.
Auch im Kulturhauptstadtjahr 2010 ist die neue Orgel der Marienkirche voll dabei. Vorbeck: „Sie ist Teil des Twins-Projektes. Über 2010 verteilt werden im Rahmen des Kulturhauptstadt-Programmes 15 Konzerte auf ihr gespielt.”
Und auch einen eigenen Internet-Auftritt hat sie schon. Und zwar unter der Adresse marienorgel-witten.de
Auszug aus dem Festprogramm am 22. November: Der Botschafter des Vatikan in Berlin, Erzbischof Jean-Claude Perisset, reist in Witten zur Orgelweihe an und trägt sich um 13 Uhr ins Goldene Buch der Stadt ein. Um 15 Uhr beginnt dann die öffentlich zugängliche Orgelweihe mit dem Festhochamt. Um 17 Uhr findet ein Festakt im Pfarrheim für geladene Gäste statt. Um 19.30 Uhr gibt dann Kantor Christian Vorbeck das erste Konzert auf der neuen Orgel.