Wittener mit indischen Wurzeln will aus der guten Stube der Stadt, die lange leer stand, ein Gesundheitszentrum machen

Idyllisch liegt es da, zwischen Bäumen und Rosenbüschen über der Ruhr. Nun soll ein Wittener mit indischen Wurzeln Haus Hohenstein aus seinem inzwischen über drei Jahre währenden Dornröschenschlaf wachküssen.

Ajit Grewal (37) will die gute Stube der Stadt übernehmen. Die Verwaltung findet sein Konzept - eine Art Gesundheitszentrum mit Gastronomie - gut und holte sich am Montagabend in nichtöffentlicher Sitzung den Segen der Politik. Nun muss noch der Kaufvertrag unterschrieben werden. Dann hätte die jahrelange Suche nach einem neuen Nutzer für das 1913 erbaute Ausflugslokal, das in den Neunzigern mit Landesgeldern zur wenig erfolgreichen Europa-Akademie umgebaut wurde, ein Ende gefunden.

Ursprünglich war von etwa sieben Bewerbern die Rede, darunter Gastronomen, eine Brauerei, ein Hotel und auch Interessenten aus dem Wissenschaftsbereich. Doch ein schlüssiges Finanzierungskonzept konnte am Ende nur der Unternehmensberater Ajit Grewal vorlegen. Rund eine Million Euro soll er für die denkmalgeschützte Immobilie zahlen, er selbst spricht von einem Gesamtinvestment von rund 1,5 Mio Euro.

Für den Umbau von Haus Hohenstein zur Manager-Schmiede (Europa-Akademie) im Jahr 1994 hatte die Stadt sechs Mio Mark vom Land erhalten. Diese Förderung ist bis 2012 an die Nutzung für Weiterbildung gebunden. Nun könnte der Geldgeber Fördermittel von der Stadt zurückfordern. Die Gespräche mit dem NRW-Wirtschaftsministerium seien auf einem guten Weg, erklärt dazu Bürgermeisterin Sonja Leidemann.

Sie ist froh, dass der Hauptausschuss mehrheitlich dem Besitzerwechsel zugestimmt hat. Ein zentrales Kriterium für den Verkauf an Grewal sei, dass "weite Teile des Hohensteins" öffentlich blieben. Die Stadt spricht von einem "offenen, bürgerfreundlichen Nutzungskonzept". Es sehe unter anderem Gastronomie, Räumlichkeiten für Seminare, Familienfeiern oder auch andere Veranstaltungen vor.

Grewal, dessen Eltern Arztpraxen am Schnee und in Rüdinghausen hatten, plant Angebote im Gesundheitsbereich für Menschen "zwischen vier und 99", etwa Entspannungsseminare, Ernährungsberatung, Wohlfühlangebote im Physiobereich sowie medizinisches Gerätetraining. Der dreifache Vater hatte erst im April sein Interesse bekundet. Da hieß es noch seitens der Stadt, er sei etwas spät dran.

Skeptisch bleibt Friederike Hapel. Als Vorsitzende des Förderkreises hatte sie stets eine öffentliche Nutzung ("Kunst, Kultur, Kreativität") gefordert. Das sei das Einzige, "was funktioniert", meint sie. Dem neuen Betreiber, der die Außengastronomie kurzfristig und das Gesundheitszentrum im Januar eröffnen will, wünscht sie "viel Glück".